Radeberger Gruppe Bier-Marktführer schließt Standort Frankfurt

Paukenschlag: Die Radeberger Gruppe, Deutschlands größtes Brauunternehmen, schließt die Produktion in Frankfurt bis spätestens Oktober 2023. Betroffen sind rund 150 Arbeitnehmer. Die Marken sollen laut Guido Mockel (Foto), Sprecher der Geschäftsführung der Gruppe, erhalten und an anderen Standorten produziert werden.

Donnerstag, 29. September 2022 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Bier-Marktführer schließt Standort Frankfurt
Bildquelle: Radeberger

Damit stellt sich der Marktführer nach eigener Darstellung im deutschen Biermarkt „vorausschauend auf einen durch strukturelle Veränderungen langfristig weiter rückläufigen, vor allem aber durch die langen Schatten der Krisen zusätzlich empfindlich unter Druck stehenden Biermarkt ein, nimmt aktiv wirtschaftlich stark belastende Überkapazitäten aus dem Markt und sorgt somit für eine optimierte Auslastung und Stärkung ihrer Braustandorte in allen Regionen Deutschlands“, wie es in einer Mitteilung heißt.

„Wir haben lange gerungen, die Frankfurter Binding-Brauerei als einen für uns alle emotional besonderen Standort zu erhalten: So haben wir sämtliche alternative Ansätze und Routen ausgelotet, Spielräume genutzt und damit über Jahre auch wirtschaftliche Nachteile in Kauf genommen mit dem Ziel, diese schwere Entscheidung nicht treffen zu müssen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Krisen, der massiven Belastungen, mit denen sich die deutschen Brauer konfrontiert sehen, und nicht zuletzt der dramatischen Kostenexplosionen, die wir als Branche schultern müssen, ist das für die Unternehmensgruppe nun leider nicht mehr länger darstellbar“, beschreibt Guido Mockel, Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe, die Hintergründe.

Die Branche habe sich noch nicht annähernd von den Folgen der Pandemie erholt und ächze nun bereits unter den wohl dramatischsten Kostensteigerungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. „Allein in unserer Unternehmensgruppe belaufen sich diese Belastungen nach derzeitigem Stand bereits auf einen zusätzlichen dreistelligen Millionenbetrag, Tendenz weiter steigend. Eine Summe, die sich nicht mehr allein durch Effizienzsteigerungen abfedern lässt“, so der Brauereichef. 

Aus ebendiesem Grund hatte die Unternehmensgruppe bereits Anfang September bekannt gegeben, ihre Abgabepreise ab 1. Dezember 2022 moderat anpassen zu müssen. Dies reiche aber nicht aus, um bei den derzeitigen Markt- und Kostenentwicklungen nachhaltig gegenzusteuern: „Wir arbeiten in einem sehr preissensiblen Marktumfeld, in dem Preisanpassungen nur mit Augenmaß erfolgen können. Daher müssen wir, nach sorgfältigem Ausloten aller alternativen Ansätze, nun zusätzlich an unseren Fix- und Betriebskosten arbeiten – also Unschärfen in unserer Aufstellung reduzieren, zum Beispiel durch nicht optimal ausgelastete Brau- und Abfüllkapazitäten“, so Mockel. 

Diese Herausforderung adressiert die Unternehmensgruppe jetzt mit dem angekündigten Herunterfahren der Binding-Brauerei im Jahr 2023: „Auf der einen Seite bestehen hier am Frankfurter Produktionsstandort selbst erhebliche Überkapazitäten, die wir in der Vergangenheit nur mit großen unternehmerischen und wirtschaftlichen Kraftanstrengungen weiter auslasten konnten. Zum anderen war unser Ziel, diese gruppenweit bestehende Herausforderung mit einem Schritt, an einem Standort zu beantworten“, erläutert der Unternehmenssprecher.

Die Zentrale der Radeberger Gruppe in Frankfurt ist von dieser Maßnahme ausdrücklich nicht betroffen, sie wird weiterhin ihren Sitz am Sachsenhäuser Berg haben. Auch die von der Binding-Brauerei gebrauten und abgefüllten Marken und Mengen bleiben über das Ende des Frankfurter Produktionsstandortes hinaus nach bewährten Rezepturen erhalten.

Über die Entscheidung und weitere Planung hat die Unternehmensgruppe ihre Belegschaften bereits informiert: „Wir wissen, dass wir damit unsere Kolleginnen und Kollegen der Binding-Brauerei hart treffen. Deswegen haben wir in den Vorjahren viele Schleifen gedreht und Maßnahmen umgesetzt, um diese Standortschließung zu vermeiden. Doch auch im Sinne unserer verbleibenden rund 6.800 Mitarbeitenden müssen wir diesen Schritt nun konsequent gehen, so schwer uns das auch fällt“, betont Guido Mockel. „Somit dient diese Maßnahme an einem Standort der nachhaltigen Stärkung anderer Standorte.“ Für die betroffenen rund 150 Mitarbeitenden wird die Radeberger Gruppe in den jetzt anlaufenden  Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen wo immer möglich sozialverträgliche Lösungen suchen. Das können zum Beispiel Angebote für Altersteilzeit oder auch alternative Jobangebote an ihren anderen Standorten sein.

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