Bei der Aufklärung des Skandals setzt Minister Schmidt auf engere Zusammenarbeit. „Wir sind beim grenzüberschreitenden Handel auf die Information angewiesen. Ich habe klargemacht, dass ich schnelle Information und volle Transparenz erwarte“, sagte er dem Radiosender Antenne Bayern. Die Verbindungsbeamten sollen dabei behilflich sein. Derzeit wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel Fipronil beimengte und es an Betriebe in Belgien, den Niederlanden und Deutschland verkaufte.
In Belgien war zuletzt eine heftige Debatte über das Krisenmanagement ausgebrochen, nachdem die Lebensmittelsicherheitsbehörde FASNK am Wochenende mitgeteilt hatte, schon Anfang Juni über einen ersten Verdachtsfall in der Geflügelbranche informiert gewesen zu sein.
Andere EU-Staaten wurden aber erst am 20. Juli in Kenntnis gesetzt.
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg – als Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Straftaten in der Landwirtschaft in Niedersachsen – leitete derweil gegen niedersächsische Landwirte ein Ermittlungsverfahren ein. Es bestehe der Verdacht, gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz verstoßen zu haben. Betroffen seien die Verantwortlichen niedersächsischer Eierbetriebe, in denen Eier positiv auf Fipronil getestet wurden.
Die Bundesregierung will sich nun auch um Eierprodukte wie Mayonnaise kümmern. Schmidt sagte dem ZDF, er habe am Montag eine Überwachung dieser Produkte angeordnet, um einen Überblick zu erhalten.
In den Niederlanden kontrolliert die Lebensmittelüberwachung mittlerweile nicht nur Eier, sondern auch Hühnerfleisch auf eine mögliche Belastung durch das Insektizid Fipronil. Von den Kontrollen seien nur sehr wenige Betriebe betroffen, die sowohl Eier als auch Fleisch produzierten, sagte ein Sprecher der Überwachungsbehörde NVWA in Utrecht.
Der Fleischverkauf ist erst dann wieder erlaubt, wenn die Kontrollen keine Hinweise auf Fipronil ergäben. Fleischproduzenten seien auch nicht so betroffen, weil die Masttiere nach sechs Wochen geschlachtet und vor dem Neubesatz die Ställe gereinigt würden. Dadurch entwickle sich die Blutlaus nicht, gegen die Fipronil verbotenerweise in Legehennen-Ställen eingesetzt wurde. Legehennen bleiben hingegen etwa zwei Jahre in den Ställen, was für die Blutlaus vorteilhaft sei. Über Ergebnisse der Kontrollen wurden zunächst noch keine Angaben gemacht.