Mittelständische Unternehmen in Deutschland verwenden durchschnittlich 7 Prozent ihrer Arbeitszeit für bürokratische Prozesse. Dies ergab eine aktuelle Erhebung des Mittelstandspanels der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die Umfrage unter rund 10.000 Unternehmen zeigte, dass der Aufwand pro Unternehmen im Schnitt 32 Stunden im Monat beträgt.
Belastung sinkt mit zunehmender Unternehmensgröße
Hochgerechnet auf die rund 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland summiert sich der Zeitaufwand für Bürokratie auf etwa 1,5 Milliarden Arbeitsstunden pro Jahr. Das Statistische Bundesamt ermittelte für 2023 durchschnittliche Arbeitskosten von 41,30 Euro pro Stunde. Daraus errechnen sich Kosten für die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben von etwa 61 Milliarden Euro jährlich.
Die Studie offenbarte, dass Solo-Selbstständige mit 8,7 Prozent ihrer Arbeitszeit am stärksten von bürokratischen Aufgaben betroffen sind. Mit zunehmender Unternehmensgröße sinkt die relative Belastung. Bei Kleinstunternehmen sind es 7,7 Prozent, gefolgt von kleinen Unternehmen mit 5,3 Prozent, mittleren Unternehmen mit 3,7 Prozent und größeren Unternehmen mit 3,0 Prozent.
KfW-Experte warnt vor psychologischen Kosten
Belastungen, die sich nicht oder kaum in Arbeitszeit erfassen lasse, sind etwa langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, schlechte Behördenerreichbarkeit oder das strenge Auslegen von Vorschriften. „Speziell diese psychologischen Kosten im Umgang mit Bürokratie nehmen bei vielen Unternehmen aber eine tragende Rolle ein“, so der KfW-Mittelstandsexperte Michael Schwartz. Er betonte: Der Faktor Bürokratie stelle aus Sicht der mittelständischen Unternehmen das mit Abstand größte Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit und den Standort Deutschland dar.
Steuerangelegenheiten verursachten höchsten Aufwand
Die Umfrage ergab zudem: Steuerangelegenheiten verursachen für 70 Prozent der befragten Unternehmen den größten bürokratischen Aufwand, gefolgt von Aufbewahrungs- und Dokumentationspflichten sowie Anforderungen im Rechnungswesen.
Michael Schwartz wies darauf hin, dass Bürokratie zwar eine wesentliche Grundlage des Wirtschaftssystems sei, aber mit zunehmender Bürokratisierung das Risiko steige, dass die Kosten den Nutzen übertreffen. „Der Abbau von Bürokratie ist daher aus Sicht des Mittelstands derzeit das drängendste wirtschaftspolitische Thema“, erklärte der KfW-Experte.