Deutsche Discounter engagieren sich stärker für Nachhaltigkeit als die großen Vollsortimenter des Lebensmittelhandels. Dies geht aus einer neuen Studie der Organisation Questionmark hervor, die erstmals die Umweltstrategien von sechs führenden Lebensmitteleinzelhändlern in Deutschland untersucht hat.
Die Organisation Questionmark hat in Kooperation mit der Albert Schweitzer Stiftung, den Organisationen Madre Brava, Proveg und Physicians Association for Nutrition Germany (PAN) ein Nachhaltigkeitsranking unter dem Namen „Superlist Umwelt Deutschland“ erstellt. Die Studie bewertete unter anderem die Klimaziele der Unternehmen, ihr Engagement für pflanzliche Ernährung und den Einsatz für nachhaltige Landwirtschaft.
Die Discounter Lidl und Aldi Süd belegen dabei die ersten Plätze, während Rewe, Kaufland und Edeka nur im Mittelfeld landen. Das Schlusslicht bildet Aldi Nord. „Die Einzelhändler, die Nachhaltigkeitsziele verkündet haben, sind einen wichtigen ersten Schritt gegangen, dem nun Taten folgen müssen“, forderte Charlotte Linnebank, Direktorin bei Questionmark, laut Mitteilung.
Lidl will Anteil pflanzlicher Proteinquellen erhöhen
Die Studie zeigt auch Defizite auf: Mehr als 90 Prozent der Supermarkt-Prospekte bewerben nach wie vor tierische Proteinquellen wie Fleisch und Milchprodukte. „Für uns alle sollte es viel leichter sein, uns pflanzlicher zu ernähren. Deshalb müssen sich die Unternehmen hier ambitionierte, messbare Ziele setzen und transparent über ihre Fortschritte berichten“, fordert Esther Erhorn von der Albert Schweitzer Stiftung. Lidl in Deutschland hat sich – nach eigenen Angaben als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland – unter anderem das Ziel gesetzt, den Anteil pflanzenbasierter Proteinquellen im Vergleich zu tierischen Proteinquellen im Sortiment bis 2030 auf 20 Prozent zu erhöhen.
Rund 70 Prozent aller Lebensmittel werden in Deutschland werden laut der Studie im Supermarkt gekauft. Edeka, Kaufland und Lidl haben angekündigt, pflanzliche Alternativen ihrer Eigenmarken künftig zum gleichen Preis wie tierische Produkte anzubieten. „Sortiment, Preisgestaltung und Werbeflyer sind wirksame Mittel, mit denen Supermärkte Einkäufe fördern können, die der Gesundheit des Planeten und ihren Kunden zugutekommen“, betont Virginia Cecchini Kuskow von Proveg. Einige Händler platzieren zudem pflanzliche Produkte direkt neben Fleisch, um die Kaufentscheidung zu erleichtern.
Eine Folgestudie soll untersuchen, ob die Unternehmen ihre angekündigten Ziele auch tatsächlich umsetzen. „Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten“, unterstreicht Niklas Oppenrieder von der Physicians Association for Nutrition.