Autonomer Einzelhandel Zwei von drei Deutschen offen für personalfreie Supermärkte

Eine KPMG-Studie belegt eine große Bereitschaft zum Einkauf in Geschäften ohne Personal. Besonders junge Menschen und Stadtbewohner interessieren sich für das Konzept. Gleichzeitig äußern viele Befragte Bedenken beim Datenschutz und fühlen sich beim Einkauf überwacht.

Dienstag, 18. Februar 2025, 12:08 Uhr
Theresa Kalmer (mit dpa)
Viele Menschen sind offen für Supermärkte, in denen es kein Personal gibt. Bekannt sind etwa die von Tegut betriebenen Teo-Märkte. Bildquelle: Tegut

Zwei Drittel der Menschen in Deutschland zeigen Interesse an Lebensmittelgeschäften ohne Personal. Dies geht aus dem „Consumer Barometer“ der Unternehmensberatung KPMG und des Handelsforschungsinstituts EHI hervor. Die Studie stützt sich auf eine repräsentative Befragung von 1.000 Personen ab 18 Jahren. Etwa 70 Prozent der Kunden, die regelmäßig einkaufen gehen, können sich vorstellen, in solchen Läden einzukaufen.

Die Bereitschaft zur Nutzung autonomer Geschäfte ist bei jüngeren Menschen und in städtischen Gebieten besonders ausgeprägt. Auf dem Land fällt die Zustimmung deutlich geringer aus. Dabei könnte das Konzept gerade dort eine Lösung für die rückläufige Zahl an Lebensmittelgeschäften sein. Für viele Bewohner ländlicher Regionen ist der Einkauf mit weiten Wegen verbunden. „Autonome Ladenlokale könnten in den kommenden Jahren insbesondere im ländlichen Raum die Nahversorgung sicherstellen und den Auswirkungen des Rückgangs stationärer Geschäfte entgegenwirken“, erläutert EHI-Studienautor Tobias Röding.

Die Studie offenbart auch Vorbehalte gegenüber dem neuen Konzept. 45 Prozent der Kunden stehen dem Modell skeptisch gegenüber, 38 Prozent fühlen sich unsicher. 68 Prozent der Befragten empfinden das Einkaufen als unpersönlich oder fühlen sich überwacht. 54 Prozent äußern Bedenken beim Datenschutz. Besonders kritisch sehen die Befragten autonome Geschäfte in anderen Branchen wie Spielwaren oder Mode. Dies führt Experte Röding darauf zurück, dass Beratung in diesen Bereichen eine wichtigere Rolle spielt.

Tante Enso und Teo dominieren den Markt

In Deutschland existieren bereits mehrere Hundert autonome Geschäfte, wie eine Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn zeigt. Die meisten befinden sich in ländlichen Gebieten. Die größten Anbieter sind Tante Enso mit 64 Läden bundesweit, Tante M mit 63 Geschäften in Süddeutschland sowie die Tegut-Tochter Teo mit 40 Standorten in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Tante Enso setzt dabei auf ein hybrides Konzept, bei dem zu bestimmten Zeiten Personal vor Ort ist.

Die autonomen Geschäfte funktionieren meist ohne Mitarbeiter. Personal kommt nur zur Reinigung und zum Auffüllen der Regale. Häufig haben ausschließlich registrierte Kunden Zutritt. Die Bezahlung erfolgt an Selbstbedienungskassen. Einige Anbieter setzen auf das sogenannte „Grab & Go“-Format, bei dem Kameras die mitgenommenen Artikel erfassen und der Betrag automatisch vom Konto abgebucht wird. Die Kunden schätzen laut der Studie vor allem die Flexibilität und Effizienz dieser Einkaufsmöglichkeit.

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