Der Einzelhandel steht vor wachsenden Herausforderungen bei der Personalarbeit. Die Aufgaben der Personalabteilungen werden komplexer, während die Branche gleichzeitig unter Inflation und sinkender Kaufkraft der Verbraucher leidet. Dies geht aus einer neuen Studie des EHI Retail Institute hervor, für die 20 Personalverantwortliche aus dem deutschen Einzelhandel interviewt wurden. Die Interviewpartner stammen aus den Branchen Lebensmittel, Möbel und Einrichten, Hobby und Outdoor, Drogerie und Gesundheit, Parfümerie, Mode und Accessoires, Generalist sowie aus Fachmärkten für Kinder, Schmuck und Tierbedarf.
Als größtes Problem identifizierten 90 Prozent der befragten Personalprofis den Fachkräftemangel. Die langfristige Bindung von Mitarbeitern an das Unternehmen („talent retention“) nannte noch jeder zweite Interviewte als größte Herausforderung (Mehrfachnennungen möglich). Die Ansprüche der Mitarbeiter an ihre Arbeitgeber seien hoch, gleichzeitig steige ihre Bereitschaft zum Arbeitgeberwechsel. Die Personalabteilungen müssten daher verstärkt als strategische Partner agieren und nicht nur operative Prozesse managen.
Als einen der Gründe für den anhaltenden Fachkräftemangel nannten die Personalexperten auch einen Attraktivitätsverlust des Handels. Durch lange Öffnungszeiten und die damit verbundenen Schichtdienste falle beispielsweise beispielsweise der gemeinsame Schnack nach Feierabend weg. Hinzu komme die Konkurrenz des Handels mit anderen Branchen, die höhere Gehälter, bessere Arbeitszeiten und mehr Flexibilität bieten könnten.
Die digitale Transformation und künstliche Intelligenz bieten nach Einschätzung der befragten HR-Experten Chancen, Prozesse effizienter zu gestalten und administrative Aufgaben zu automatisieren. „Die digitale Transformation ist ein komplexer Prozess der Veränderung, bei dem der Faktor Mensch nicht unterschätzt werden darf“, erläutert Ulrike Witt, Autorin der Studie und Leiterin des Forschungsbereichs Personal beim EHI, in der Mitteilung.
Die Studie zeigt zudem, dass die neuen technologischen Möglichkeiten zunächst einen erhöhten Zeitaufwand und permanentes Lernen von den Personalverantwortlichen erfordern. Diese müssen sich mit komplexen Strukturen und Systemen auseinandersetzen und eng mit anderen Abteilungen wie der IT zusammenarbeiten, wie das EHI mitteilt.