Die Drogeriemarktkette dm plant den Einstieg in den Verkauf rezeptfreier Arzneimittel mit einer eigenen Online-Apotheke. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage gegenüber der Lebensmittel Praxis. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ über das Vorhaben berichtet.
Angaben zum Starttermin machte dm gegenüber der Lebensmittel Praxis nicht. Stattdessen ließ sich Sebastian Bayer, Geschäftsführer Marketing und Kommunikation, mit den Worten zitieren: „Um auf zu erwartenden Veränderungen am Gesundheitsmarkt, aber auch auf mögliche neue gesetzliche Neuregelungen nach der Bundestagswahl gut vorbereitet zu sein, haben wir kürzlich in Tschechien die Voraussetzungen für eine dm-Online-Apotheke geschaffen.“
Gespräche mit Startup-Gründern und Herstellern
Bayer weiter: „Um genau dann starten zu können, wenn die Bedingungen gut und richtig sind, bereiten wir uns logistisch vor.“ Auch führe dm bereits Gespräche mit den relevanten Herstellern und Lieferanten von rezeptfreien Produkten, hieß es vom Unternehmen. Wichtige Gesprächspartner sind laut Sebastian Bayer auch Startup-Gründer, die neue Ideen und Impulse in den Gesundheitsmarkt einbringen.
Der Gesundheitsmarkt steht nach Einschätzung von dm auch ohne neuen Virus vor gravierenden Veränderungen. Digital verändern das E-Rezept, die digitale Patientenakte, Health-Tracking und die Telemedizin die Welt. Aber auch die reale Welt ändere sich. Statistisch schließt jeden Tag mindestens eine Apotheke in Deutschland. Auch die Anzahl der Hausärzte nimmt, so erläutert Sebastian Bayer, perspektivisch stark ab. „In den kommenden 10 Jahren gehen 60 Prozent aller Hausärzte in Rente“, sagte der dm-Geschäftsführer.
Stationäre Apotheken verlieren Marktanteile
Der Markt für frei verkäufliche Arzneimittel ist nach der Corona-Delle zuletzt wieder gewachsen. Insgesamt lag der Umsatz mit rezeptfreien Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln 2023 nach Angaben des Bundesverbands der pharmazeutischen Industrie bei 11,2 Milliarden Euro. Auf den Versandhandel entfielen dabei 2,54 Milliarden Euro – fast ein Viertel des Gesamtumsatzes.
Die stationären Apotheken haben in den vergangenen Jahren bei frei verkäuflichen Arzneimitteln deutlich Marktanteile an die Onlineapotheken verloren. Die Zahl der stationären Apotheken sank in den vergangenen zehn Jahren von mehr als 20.000 auf weniger als 17.300.
Die umsatzstärksten Versandapotheken in Deutschland sind Doc Morris und Shop Apotheke. Ihren Sitz haben diese Unternehmen in den Niederlanden, wo der Arzneimittelversand schon früher erlaubt war, als in Deutschland.
Niedriger Preis für deutsche Verbraucher ausschlaggebend
Der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung, Christoph Werner, hatte das Thema Gesundheit bereits Ende 2023 als „Megatrend“ bezeichnet. „Früher oder später wird es dazu führen, dass sich was verändern muss in der Marktstruktur“, sagte Werner damals.
Nach einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Sempora sind für deutsche Verbraucher niedrige Preise das wichtigste Argument, Medikamente online zu bestellen. Weitere wichtige Faktoren sind demnach eine hohe Warenverfügbarkeit, eine große Sortimentsauswahl und eine schnelle Lieferung.