„Überforderung der Branche“ HDE warnt vor Mindestlohn von 15 Euro

Lidl zahlt zwar einen Mindesteinstiegslohn von 15 Euro pro Stunde, aber das kann für den Lebensmitteleinzelhandel kein Maßstab sein. Das meint zumindest der zuständige Geschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Steven Haarke (Foto).

Montag, 23. September 2024, 11:03 Uhr
Thomas Klaus
Widerspricht dem Bundesarbeitsminister: Steven Haarke lehnt politische Einflussnahme auf die Mindestlohnkommission ab. Bildquelle: HDE

Ein höherer Mindestlohn von 15 Euro, wie ihn Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) befürwortet, kann kein Maßstab für die gesamte Branche sein – obwohl Lidl bereits einen Mindesteinstiegslohn in dieser Höhe zahlt. Das hat Steven Haarke (Foto) gegenüber der Lebensmittel Praxis unterstrichen. Er ist Geschäftsführer für Arbeit, Bildung, Sozial-  und Tarifpolitik beim  Handelsverband Deutschland (HDE).

HDE: Mindestlohn würde die Branche überfordern

Haarke wörtlich: „Richtig ist zwar, dass das Entgeltniveau im Einzelhandel stetig weiter steigt. Dies hängt auch mit dem zunehmenden Arbeits- und Fachkräftemangel zusammen. Man muss das alles aber immer im Kontext der gesamten Branche denken, die ja nach wie vor stark mittelständisch geprägt ist.“ Vor allem für diese Unternehmen wäre ein solcher Mindestlohn aktuell „zweifellos eine Überforderung“. Außerdem würde dies erneut in die Tarifstrukturen eingreifen und das „Entgeltgitter insgesamt politisch motiviert nach oben schieben“, so Haarke.

Per Brief vom 9. September hatte Hubertus Heil die formal unabhängige Mindestlohnkommission aufgefordert, sie solle bei ihrem nächsten Beschluss im Juni 2025 den „Referenzwert von 60 Prozent des Bruttomedianlohns“ berücksichtigen. Das wären nach Hochrechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes 15,27 Euro pro Stunde.

Empfehlungen der Mindestlohnkommission im Rahmen gesetzlicher Vorgaben

In seinem Schreiben an die Mindestlohnkommission bezieht sich Heil auf die Vorgabe der Europäischen Mindestlohnrichtlinie. Von einem angemessenen Mindestschutz der Arbeitnehmer könne demnach ausgegangen werden, wenn die Lohnuntergrenze bei 60 Prozent des mittleren Lohns (Median) liegt. Diese Interpretation der Europäischen Mindestlohnrichtlinie wird zum Beispiel von Arbeitgeber-Seite bestritten; es handele sich um keine verbindlichen Vorgaben.

Im „Morgenmagazin“ der ARD hatte Heil prognostiziert, dass der Mindestlohn 2026 zwischen 14 und 15 Euro liegen werde.

HDE-Geschäftsführer Haarke hält öffentlich vorgetragene Erwartungen von Mitgliedern der Bundesregierung an die Mindestlohnkommission nach eigenen Worten für nicht zielführend. Die Empfehlungen der Mindestlohnkommission bewegten sich im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und orientierten sich nachlaufend an der Tarifentwicklung. 

 Zurzeit liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 12,41 Euro pro Stunde und steigt 2025 auf 12,82 Euro. Ab Januar 2026 muss der Mindestlohn neu fixiert sein.

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