Konjunktur-Umfrage Mittelstand meldet schlechteste Geschäftslage seit Corona-Krise

Die Geschäftslage deutscher Mittelständler ist auf den tiefsten Stand seit dem Corona-Frühjahr 2020 gefallen. Bürokratie und Fachkräftemangel belasten die Unternehmen am stärksten. Die Energiekosten bereiten deutlich weniger Sorgen als während der Energiekrise. Die Ernährungsindustrie bleibt allerdings optimistischer als andere Branchen.

Montag, 09. Dezember 2024, 09:11 Uhr
Manuel Glasfort (mit dpa)
Artikelbild Mittelstand meldet schlechteste Geschäftslage seit Corona-Krise
Die Ernährungsindustrie in Deutschland ist größtenteils mittelständisch geprägt. Anders als andere Branchen bleibt die Stimmung in diesem Industriezweig etwas optimistischer. Bildquelle: Getty Images

Die Geschäftslage im deutschen Mittelstand hat sich auf den niedrigsten Stand seit der Corona-Krise im Frühjahr 2020 verschlechtert. Dies ergab eine aktuelle Umfrage der DZ Bank und des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) unter mehr als 1.000 mittelständischen Unternehmen.

Die Geschäftserwartungen haben sich weiter eingetrübt. Der Saldo der optimistischen und pessimistischen Erwartungen sank von plus zwei auf minus sieben Punkte. Nur im Ernährungsgewerbe und in der Elektroindustrie überwiegen noch die optimistischen Erwartungen, teilten die Verbände mit.

Bürokratie macht Unternehmen zu schaffen

Bürokratie und Fachkräftemangel belasten die Unternehmen weiterhin am stärksten. 81,5 Prozent der befragten Mittelständler klagen über zu viel Bürokratie, wie die Umfrage ergab. Der Fachkräftemangel bereitet 67 Prozent der Unternehmen Sorgen. „Hier ist die Politik gefordert, nach der Bundestagswahl möglichst rasch Lösungen aus einem Guss zu schaffen, damit die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt“, erklärte BVR-Präsidentin Marija Kolak laut der Mitteilung.

DZ Bank registriert sinkende Bilanzqualität

Die anhaltende Konjunkturschwäche hat auch die Bilanzqualität der mittelständischen Unternehmen verschlechtert. Der Bilanzqualitätsindex sank 2023 auf 119,7 Punkte – den niedrigsten Stand seit 2014. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote stieg zwar leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 29 Prozent. Die Fähigkeit der Unternehmen, Verbindlichkeiten aus dem Cashflow zu tilgen, hat sich aber weiter verschlechtert.

Immerhin hat sich die Kostensituation etwas entspannt. Die Belastungen durch Lohn-, Energie-, Rohstoff- und Materialkosten haben an Bedeutung verloren. Die Energiekosten belasten noch 55 Prozent der Mittelständler – während der Energiekrise waren es 88 Prozent. „Das ausgebliebene Wirtschaftswachstum macht nicht nur den großen Konzernen zu schaffen, sondern auch den mittelständischen Unternehmen“, erklärte Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ Bank.

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