Drohender Handelskrieg Unternehmensberater empfiehlt der Branche schnelles Handeln

Am 20. Januar 2025 übernimmt Donald Trump offiziell das Amt des US-Präsidenten. Die Zeit bis dahin sollte die Ernährungs- und Lebensmittelindustrie unbedingt nutzen - und sich auf einen drohenden Handelskrieg einstellen. Dazu rät der auf Insolvenzfragen spezialisierte Unternehmensberater Ulrich Kammerer (Foto) im Gespräch mit der Lebensmittel Praxis. 

Montag, 25. November 2024, 12:14 Uhr
Thomas Klaus
Unternehmensberater Kammerer warnt vor Handelskrieg: Mann blickt und lächelt in die Kamera.h
Warnende Worte: Unternehmensberater Ulrich Kammerer hält gravierende Folgen eines Handelskrieges mit den USA für möglich. Bildquelle: UKMC

Über die Folgen einer Präsidentschaft von Donald Trump auch für die deutsche Ernährungs- und Lebensmittelindustrie wird nach Auffassung des Unternehmensberaters Ulrich Kammerer (Foto) innerhalb der Branche noch zu wenig nachgedacht. Er rät: Die Zeit bis zur offiziellen Amtsübergabe an Donald Trump am 20. Januar 2025 sollte unbedingt genutzt werden: Die Branche müsse sich auf einen drohenden Handelskrieg einstellen.

Handelskrieg könnte Deutschland in Rezession führen

„Ein solcher Handelskrieg könnte Deutschland in den kommenden Jahren in eine faktische Rezession führen“, befürchtet der Experte. Er äußerte sich gegenüber der Lebensmittel Praxis.

Ulrich Kammerer ist seit 30 Jahren selbstständig und hat in dieser Zeit mehrere Unternehmen aufgebaut und geführt. Inzwischen betätigt er sich als zertifizierter Berater am Deutschen Institut für Angewandtes Insolvenzrecht. Nach eigenen Angaben hat Kammerer seit 2014 mehr als 300 Unternehmen im Wert von 217 Millionen Euro erfolreich saniert. 

USA drittwichtigster Zielmarkt außerhalb der EU

Der Unternehmensberater erinnert daran, dass die Vereinigten Staaten für die deutsche Ernährungs- und Lebensmittelindustrie ein herausragender Absatzmarkt seien. Die Exporte agrar- und ernährungswirtschaftlicher Produkte in die USA hätten 2022 ein Volumen von fast 2,5 Milliarden Euro erreicht. Damit seien die USA der drittwichtigste Zielmarkt außerhalb der EU für diese Branche, so Kammerer.

Besonders bedeutsam seien und somit von einem möglichen Handelskrieg besonders stark betroffen wären Exporteure von Bier, Fleisch, Backwaren, Schokolade und Molkereiprodukten sowie Hersteller von Bio- und Premiumprodukten.

Stärkere Fokussierung auf europäischen Binnenmarkt sinnvoll

Darüber hinaus seien die USA für die deutsche Wirtschaft der wichtigste Handelspartner im Außenhandel, fügt Kammerer hinzu. 2023 habe Deutschland Waren im Wert von fast 158 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten exportiert.

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen mit einem höheren Anteil an internationalen Exporten sollten sich nach Auffassung von Ulrich Kammerer wappnen, etwa durch eine stärkere Fokussierung auf den europäischen Binnenmarkt. Zu einer Gegenstrategie gehöre es unter anderem auch, sich mit dem geltenden Sanierungs- und Insolvenzrecht zu beschäftigen. 

Kammerer warnt vor gestörten Lieferketten

Ein möglicher Handelskrieg könnte nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft zu einem Schaden von 180 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft führen, warnt Kammerer. Zudem könnten gestörte globale Lieferketten die Beschaffung von Rohstoffen für die deutsche Ernährungsindustrie verteuern und die Produktionskosten in die Höhe treiben. Eine mögliche Folge wäre aus Sicht von Kammerer eine Verlagerung dieser Kosten auf die Verbraucher, was wiederum die Kaufkraft beeinflussen dürfte. 

Bekanntlich sei die deutsche Ernährungs- und Lebensmittelindustrie auf Rohstoffe aus aller Welt wie zum Beispiel Getreide, Gewürz oder bestimmte Zusatzstoffe angewiesen.

Starker Euro würde deutsche Produkte verteuern

Ein weiterer Aspekt: Der Euro könnte gegenüber dem Dollar an Wert gewinnen, sobald die Finanzmärkte mit Unsicherheiten auf die Wirtschaftspolitik von Donald Trump reagierten. Ein starker Euro wiederum mache deutsche Produkte auf dem US-Markt teurer und weniger wettbewerbsfähig, so Ulrich Kammerer. 

Sein Fazit: „Insgesamt steht die deutsche Ernährungs- und Lebensmittelindustrie unter der Präsidentschaft von Donald Trump vor einer ungewissen Zukunft.“

 

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