Reduktionsstrategie Weiterhin zu viel Zucker in Kinderprodukten?

In Fertigprodukten stecke laut Grünen-Politiker Cem Özdemir nach wie vor zu viel Zucker, Fett und Salz. Speziell Produkte für Kinder seien davon betroffen. Der Lebensmittelverband und auch der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft ziehen dagegen eine weitaus positivere Bilanz.  

Mittwoch, 05. Juli 2023, 08:23 Uhr
Lebensmittel Praxis
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Am Dienstag stellte Bundesernährungsminister Özdemir die Ergebnisse eines Sonderberichts zu Produkten in Kinderoptik auf Grundlagen von Untersuchung des Max Rubner-Instituts (MRI) vor. Insgesamt wurden rund 7.000 Produkte untersucht.

Die Ergebnisse würden zeigen, dass trotz Selberverpflichtung der Branche zur Reduzierung von Zucker, Fett und Salz bis 2025 viele Produkte speziell für Kinder weiterhin nicht dem empfohlenen Nährwert-Profil der WHO entsprechen. Beispielsweise enthalten demnach Frühstückscerealien für Kinder durchschnittlich 17 Gramm Zucker pro 100 Gramm, wohingegen der Zuckergehalt aller Produkte in dieser Kategorie im Schnitt bei 14,7 Gramm liegt. Bei gesüßten Erfrischungsgetränken ist laut MRI der Zuckergehalt in den letzten Jahren sogar von 7,4 Gramm auf 8,4 Gramm pro 100 Milliliter gestiegen. Das sind umgerechnet etwa 6 Zuckerwürfel in einem 200 Milliliter Glas.

„Fertigprodukte für Kinder und Erwachsene müssen gesünder werden“, fordert daher Özdemir und ergänzt: „Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, Rezepturen zu verbessern.“ Dennoch möchte der Grünen-Politiker nun „wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele schaffen“. Die Ziele sollen bis Ende 2024 vorliegen und im Rahmen eines Stakeholder-Prozesses unter Leitung des MRI erarbeitet werden.

Mit den Ergebnissen des Monitorings bekräftigt Özdemir seine Pläne zum Werbeverbot für Produkte mit schlechten Nährwertprofilen für Kinder. Auch Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, zieht eine ernüchternde Bilanz: „Über vier Jahre nach dem Start der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie belegen die aktuellen Auswertungen des Max Rubner-Instituts erneut, dass die Lebensmittelindustrie kein wirkliches Interesse an der Veränderung ihrer Rezepturen zum Wohle der Kindergesundheit hat.“

Dies sehen die Verbände aus der Lebensmittelindustrie anders. So gibt ebenfalls am Dienstag der Lebensmittelverband bekannt, dass die freiwillige Reformulierung von Lebensmittel weiterhin sehr gut voranschreite. Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Verbands, kommentiert die Ergebnisse des MRI-Monitoringberichts wie folgt: „In den beobachten Kategorien zeigen sich teilweise beachtliche Erfolge. Damit beweisen die Hersteller, dass sie trotz der immer wiederkehrenden Kritik aus der aktuellen Leitung des Bundesministeriums unbeirrt an ihren Versprechen festhalten und ihre Produkte bestmöglich weiter optimieren.“

Dies unterstreicht auch der Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) und verdeutlicht es am Beispiel der Frühstückscerealien. So ist laut Verband der Gehalt von 17 Gramm Zucker pro 100 Gramm im Vergleich zu dem Monitoring von 2016 um 38,5 Prozent und damit um rund 10 Gramm gesunken. Peter Haarbeck, VGMS-Geschäftsführer, fordert daher: „Statt mehr Regulierung brauchen wir dringend mehr Ernährungsbildung von Anfang an.“

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