Das teilte das Bundesernährungsministerium auf Anfrage in Berlin mit. Darunter seien Hersteller und Händler unterschiedlichster Größen und Branchen. Nach kürzlichen Ankündigungen werde die Zahl der Produkte mit Nutri-Score auf dem deutschen Markt zudem weiter steigen.
Das in Frankreich entwickelte System bedeutet so viel wie "Nährwert-Punktzahl" und bezieht neben Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Elemente wie Ballaststoffe, Eiweiß oder Anteile an Obst und Gemüse ein. Für die Mengen pro 100 Gramm werden jeweils Punkte vergeben. Heraus kommt ein einziger Gesamtwert, der in einer fünfstufigen Skala abgebildet wird: von "A" auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes "C" bis zum roten "E" für die ungünstigste. Das zutreffende Feld wird hervorgehoben.
Als Rahmen für eine rechtssichere Nutzung in Deutschland trat am 6. November 2020 eine Verordnung von Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) in Kraft. Das Logo startete aber nicht bei Null, einzelne Anbieter setzten es schon vorher ein. Firmen, die Nutri-Score verwenden wollen, müssen sich bei der französischen Gesundheitsagentur als Markeninhaberin registrieren und dann auch an Bestimmungen halten. Dabei geht es um eine Ergänzung der EU-weit verpflichtenden Nährwerttabellen, die aber meist klein hinten auf den Packungen zu finden sind. Nutri-Score muss auf die Vorderseite.
Die Verwendung in Deutschland hat schrittweise zugelegt. Bis Mitte Januar waren es 93 registrierte Firmen, Mitte Februar dann 116 und Mitte August 214. «Für die Verbraucherinnen und Verbraucher wird eine gesunde Ernährung im Alltag dadurch leichter», sagte eine Ministeriumssprecherin. Und für Hersteller erzeuge Nutri-Score Wettbewerbsdruck, Zucker, Fette und Salz zu reduzieren, um so eine günstigere Bewertung zu erreichen.
Mediziner pochen auf eine EU-weit verpflichtende Einführung. «Solange der Nutri-Score freiwillig ist, kann er seine Wirkung nur sehr begrenzt entfalten», erklärte die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten als Zusammenschluss von medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen. «Echte Transparenz vor dem Supermarktregal erhalten wir nur, wenn der Nutri-Score wirklich auf allen Produkten zu finden ist.» Dafür müsse sich auch die mögliche künftige Ampel-Koalition stark machen.