Der neue Beiersdorf-Chef Stefan De Loecker macht sich an die Arbeit: Er hat dem Hamburger Konsumgüterkonzern (Nivea, Eucerin) höhere Ausgaben verordnet, um in Zukunft mit seinen Haut- und Körperpflegeprodukten profitabler wachsen zu können. Dafür muss der Nivea-Hersteller aber zunächst auf Rendite verzichten, 2019 dürfte ein Übergangsjahr werden, teilte der Konzern mit. Er sieht sich für das angepeilte Wachstum gut gerüstet.
Mit einer Netto-Liquidität von 4,4 Milliarden Euro und einer robusten Bilanz könne das Unternehmen die künftigen Investitions- und Wachstumspläne problemlos realisieren, berichtete De Loecker. „Die Konsumgüterindustrie befindet sich in einem historischen Umbruch“, ergänzte er. „Unser gesamtes Geschäftsmodell muss sich an die neuen wirtschaftlichen und technologischen Bedingungen anpassen.“
„Wir müssen ein schnelleres, effizienteres und einfacheres Unternehmen werden“, kündigte De Loecker an. Er will Wachstumsmärkte vor allem in Asien (Bangladesch, Myanmar) erschließen, Beiersdorf auf Hautpflege fokussieren und die Möglichkeiten der Digitalisierung beschleunigt ausschöpfen. Nach Indien soll auch in China ein Forschungszentrum entstehen. Sonst sei Erfolg dort nicht machbar, sagte De Loecker. In China vertreibt Beiersdorf Haut- und Haarpflege, letztgenannte kommt dort aber auf den Prüfstand.
Aber auch der europäische Absatzmarkt, der für rund die Hälfte des Konzernumsatzes steht, soll gestärkt werden. „Das europäische Massenmarkt-Geschäft steht unter Druck“, erläuterte De Loecker. Wegen der aufstrebenden Naturkosmetik werde sich Beiersdorf aktiv in diesem Bereich nach Anbietern umschauen. Aber auch spezialisierte Firmen auf Gesichtsmasken oder Lippenpflege hat der Vorstand im Visier.
Start-up-Firmen für Hautpflege sollen mit einem Venture-Kapital-Fonds im Volumen von 50 Millionen Euro gelockt werden. „Ich liefere, was ich verspreche“, hielt der neue Vorstandschef fest.
In diesem Jahr strebt Beiersdorf ein Wachstumsplus von drei bis fünf Prozent an. Vor allem mit Investitionen von jährlich 70 bis 80 Millionen Euro – unter anderem in Digitalisierung und Mitarbeiterqualifizierung – soll mehr Wachstum in der Konsumentensparte erreicht werden. Es soll in vier Jahren vier bis sechs Prozent betragen. Bei dem Hauptstandbein mit weiteren Marken wie Labello, Eucerin und 8x4 stieg der Umsatz 2018 um 1,6 Prozent auf 5,89 Milliarden Euro. Hinzu kommen den Angaben zufolge Ausgaben in die Erweiterung der Produktpalette und in Kapazitäten sowie in technologische Entwicklungen im Umfang von jährlich 250 bis 350 Millionen Euro.
Durch die Pläne dürfte die Rendite in der Gruppe 2019 zunächst sinken: von 15,4 Prozent (2018) auf 14,5 Prozent, sagte der Vorstandschef.
Der Konzern-Umsatz legte 2018 um 2,5 Prozent auf 7,23 Milliarden Euro zu. Bereinigt um die Folgen des starken Euro und die Effekte von Zu- und Verkäufen lag das Wachstum bei 5,4 Prozent. Der Konzerngewinn nach Steuern erhöhte sich um 9,6 Prozent auf 756 Millionen Euro.
Auch der Umsatz der Klebstoffsparte Tesa wuchs 2018, um 6,8 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich um 1,3 Prozent auf 210 Millionen Euro. Beiersdorf beschäftigt rund 20.000 Mitarbeiter.