Bundesagrarministerium Betäubungslose Kastration weiter möglich

Union und SPD wollen das Verbot, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren, noch um zwei Jahre verschieben. Die Bundesagrarministerin Julia Klöckner will die Branche aber in die Verantwortung nehmen, dass es die letzte Verschiebung ist.

Mittwoch, 28. November 2018 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: Xander Heinl/photothek.net/BMEL

Bundesagrarministerin Julia Klöckner dringt auf eine baldige Umstellung auf Alternativen zur umstrittenen Kastration von Ferkeln ohne Betäubung. „Wir sind alle in der Pflicht, die kommenden zwei Jahre zu nutzen, um tierschutzgerechte Alternativen in der Praxis zu etablieren“, sagte die CDU-Politikerin anlässlich eines Treffens mit Branchenvertretern am Dienstag in Berlin. „Eine weitere Verlängerung der Übergangsfrist wird es mit mir nicht geben.“

Hintergrund ist, dass die große Koalition das zum 1. Januar 2019 greifende Verbot der betäubungslosen Kastration noch um zwei Jahre verschieben will. Dies soll an diesem Donnerstag im Bundestag beschlossen werden. Tierschützer kritisieren dies und verweisen auch auf die bereits vorhandene Übergangszeit. Das Verbot von 2019 an war mit der Reform des Tierschutzgesetzes 2013 festgelegt worden. In Deutschland werden Millionen Ferkel wenige Tage nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Diese traditionelle Methode soll vermeiden, dass Fleisch von Ebern einen strengen Geruch und Beigeschmack bekommt.

Klöckner sagte, sie wolle Rahmenbedingungen setzen, damit die betäubungslose Kastration mit Beginn des Jahres 2021 tatsächlich ein Ende habe. „Klar ist aber auch: Die Umstellung an sich kann nur und muss durch die Betriebe erfolgen.“ Dem Vernehmen nach wurde von Seiten des Handels signalisiert, auch Schweinefleisch abzunehmen, das aus der Anwendung alternativer Methoden stammt.

Das Ministerium plant unter anderem eine Verordnung, damit Bauern mit nachgewiesener Sachkunde das Inhalations-Narkosemittel Isofluran nutzen können, das kürzlich zugelassen wurde. Mit nötigen Schulungen dürften bis zum konkreten Einsatz etwa zwei Jahre benötigt werden.

Zur Möglichkeit einer örtlichen Betäubung (Lokalanästhesie) sagte Klöckner bei dem Treffen, dass dazu weitere Forschungen gefördert werden sollten. Derzeitige wissenschaftliche Erkenntnissen belegten nicht, dass das Verfahren zu einer Schmerzausschaltung führe.

An dem Treffen nahmen Vertreter von Land- und Fleischwirtschaft, Handel, Tierärzten und Wissenschaft teil. Tierschützer monierten, dass sie nicht eingeladen wurden. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte den Versuch Klöckners, „sich als Tierschützerin zu inszenieren“. Es gebe längst Alternativen zur betäubungslosen Kastration. Vertreter der Bauern verweisen dagegen darauf, dass es keine praktikablen Alternativen für einen Einsatz in großem Stil gebe. Das Ministerium plant nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur weitere Treffen auch zu diesem Thema mit anderen Teilnehmer-Besetzungen.

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