Verpackung Kritik am Fünf-Punkte-Plan

Mit ihrem Plan gegen Plastikmüll will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (Foto) eine „Trendwende“ im Umgang mit Plastikmüll einleiten. Ihr Mix aus freiwilligen Vereinbarungen mit dem Handel, dem Öko-Bewusstsein der Bürger und EU-weiten Regelungen erntet aber auch Kritik.

Dienstag, 27. November 2018, 10:06 Uhr
Lebensmittel Praxis
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Bildquelle: NRWSPD

Während Umweltschützer in den Plänen der Ministerin verbindliche Vorgaben und frische Ideen vermissten, sehen sich andere zu Unrecht an den Pranger gestellt. So begrüßt etwa der Verband der Kunststoffverarbeitenden Industrie (GKV) die Stärkung der Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten und den Verzicht auf das sogenannte Overpackaging etwa bei Obst und Gemüse. Verbote einzelner Einwegartikel oder eine Kennzeichnungspflicht für Einweg- und Mehrwegprodukte aus Kunststoff hingegen sieht der GKV kritisch. „Es besteht das Risiko, dass Verbraucherinnen und Verbrauchern ökologische Vorteile suggeriert werden, wo diese möglicherweise nicht vorhanden sind“, sagt GKV-Hauptgeschäftsführer Oliver Möllenstädt. Mehrwegverpackungen seien nicht per se gegenüber Einwegverpackungen ökologisch vorteilhaft, genauso wenig wie die Kunststofftragetasche gegenüber der Papiertragetasche in jedem Fall ökologisch nachteilig sei.

Anders reagiert Reinhard Schneider, geschäftsführender Gesellschafter von Werner & Mertz: Der Hersteller von Reinigungsprodukten der Marke Frosch verweist auf die Rezyklat-Initiative des Unternehmens. Diese hat das Ziel, den Gelben Sack beziehungsweise die Gelbe Tonne als Rohstoffquelle für die Herstellung von Verpackungen zu nutzen. „Wir sind der praktische Beweis dafür, dass die von Umweltministerin Schulze geplanten Maßnahmen umsetzbar sind. Mit inzwischen mehr als 215 Millionen Verpackungen aus Altplastik, die natürlich recycelbar sind, übertreffen wir sogar die momentanen Forderungen des Bundesumweltministeriums“, sagt Schneider.

Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen unterstützt den von Bundesumweltministerin Svenja Schulze vorgelegten Plan. „Kunststoffverpackungen sind oft die Antwort, wenn es um nachhaltigen Konsum und ökologische Verpackungslösungen geht. Dort, wo ihre einzigartigen Schutzfunktionen nicht notwendig sind oder achtloses Wegwerfen sowie fehlende Verwertungs-Infrastrukturen zum Problem werden, sehen auch wir Handlungsbedarf“, heißt es aus dem Verband. Dieser ist allerdings ebenfalls gegen ein generelles Verbot der Einwegartikel: Verbote schafften kein wirkliches Verständnis für nachhaltigen Konsum.

Hier Auszüge aus dem Plan der Ministerin:

Verpackungen im Handel: Anfang des Jahres will Schulze einen Dialog mit dem Handel starten, damit unnötige Verpackungen – etwa Plastik um Gurken oder Bananen – aus Läden verschwinden. Vorbild ist die Selbstverpflichtung, Plastiktüten nicht mehr umsonst anzubieten.

Lebensdauer: Auf EU-Ebene will Schulze erreichen, dass Hersteller eine Lebensdauer ihres Produkts garantieren müssen, damit Kunden sich für Langlebigkeit entscheiden können. Zudem will sie, dass Produkte besser reparierbar und recycelbar werden, Ersatzteile vorrätig sein müssen und der Einsatz von Recycling-Kunststoff zur Pflicht wird.

Plastik im Biomüll: Die Anforderungen an Kompost und zur Entsorgung verpackter Lebensmittel sollen strenger werden, damit weniger Plastikpartikel im Biomüll, in Biogas- und Kläranlagen landen.

Image von Recycling-Rohstoffen: Damit Hersteller mehr sogenannte Rezyklate verwenden, also recycelten Kunststoff, soll es auch dazu einen Dialog mit der Wirtschaft geben. Bund, Länder und Kommunen sollen mit ihren Anschaffungen Vorbild werden.

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