Die Bundesbank will Ein- und Zwei-Cent-Münzen in Deutschland weitgehend abschaffen. Bei Barzahlungen soll künftig auf die nächsten fünf Eurocent auf- oder abgerundet werden. Das schlägt das von der Bundesbank initiierte „Nationale Bargeldforum“ vor.
Bargeldkreislauf nachhaltiger und effizienter
Das Bundesfinanzministerium soll sich für eine entsprechende gesetzliche Regelung einsetzen, so die Bundesbank. Die Rundungsregeln sollten in Europa möglichst einheitlich sein. In der Praxis würde dies bedeuten: Bei einem Betrag von 4,99 Euro müssten Kunden 5 Euro zahlen; bei 1,02 Euro würde auf 1 Euro abgerundet.
Die Herstellung, Verpackung und der Transport der kleinen Kupfermünzen verursachen im Verhältnis zu ihrem Nennwert hohe ökonomische und ökologische Kosten, begründete Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz den Vorstoß. „Wenn wir auf den Umlauf von Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichteten, würde Bargeld für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver. Außerdem wäre der Bargeldkreislauf nachhaltiger und effizienter“, meint Balz.
Handelsverband für Rundungsregel aufgeschlossen
Der Handelsverband HDE setzt sich nach eigenen Angaben „nicht proaktiv für die Einführung einer Rundungsregel ein“. Für den Einzelhandel seien krumme Beträge im Wettbewerb um die Kundschaft ein wichtiges Instrument zur Preisdifferenzierung. Der Handel stelle sich aber Initiativen anderer Akteure nicht entgegen, wenn von dort ein Impuls zur Rundung von Endbeträgen erfolge, teilte der HDE mit.
Allerdings weist HDE-Zahlungsdienstexperte Ulrich Binnebößel darauf hin, dass noch etliche Fragen zu klären wären: „Eine Rundung muss für alle Handelsunternehmen verpflichtend sein. Zudem sollten ausreichende Umsetzungsfristen für Wirtschaftsakteure und umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen für Verbraucher vorgesehen werden.“
Geregelt werden müsse zudem der Umgang mit Kassendifferenzen sowie weitere steuerliche Detailfragen, das Vorgehen beim Kauf von preisgebundenen Artikeln sowie die Umstellung von Kassensystemen. „Für den Einsatz einer Rundungsregel und somit für die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen sprechen aus Sicht des HDE sowohl logistische als auch umweltpolitische Gründe“, führt Binnebößel aus. „Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass im Handel ein Zusatzaufwand entsteht, solange mit Centmünzen gezahlt werde, diese aber nicht wieder ausgegeben werden.“
Sieben EU-Länder runden bereits
Mehrere Euroländer haben bereits ähnliche Regelungen eingeführt. In Finnland, den Niederlanden, der Slowakei, Irland, Italien, Belgien und Estland runden Geschäfte Barzahlungen auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag. Eine vollständige Abschaffung der Münzen ist allerdings nur auf europäischer Ebene möglich.
Die kleinen Kupfermünzen sind bei Verbrauchern unbeliebt. Die Mehrheit der Befragten sprach sich in einer Umfrage der Europäischen Kommission für deren Abschaffung aus. Viele der Münzen landen in Sparschweinen oder gehen verloren, statt zu den Zentralbanken zurückzukehren.