LP-Fleischkongress Es braucht einen Dubai-Schokoladenhype für Fleischersatzprodukte

Lupinenwurst, Sojaschnitzel und Erbsenbratlinge haben in den letzten Jahren die Supermarktregale erobert. Doch inzwischen stagniert der Absatz der Fleischersatzprodukte. Grund genug für eine Podiumsdiskussion auf dem LP-Fleischkongress.

Freitag, 21. Februar 2025, 09:38 Uhr
Jens Hertling
Karl-Heinz Krämer (Block House), Stefan Grubendorfer (Edeka Grubendorfer) und Hendrik Varnholt (LP) diskutierten über den abflachenden Hype bei Fleischersatzprodukten (v.l.n.r.). Bildquelle: Peter Eilers

Karl Heinz Krämer, Geschäftsführer der Block House Gruppe, bekannt für die Marke Blockhaus und gutes, edles Fleisch, bietet in seinen Restaurants nicht nur Fleischersatz-Patties, sondern auch Burger mit Chia-Samen an. „Die Produkte, die wir in unseren Restaurants anbieten, bringen wir dann zeitversetzt in den Einzelhandel. Diese Produkte finden ihre Abnehmer, denn die Menschen haben heute andere Ansprüche und Vorstellungen, was ihre Ernährung betrifft, und darauf müssen wir reagieren“.

Betrachtet man das Burger-Sortiment im Handel, so startete Block House vor 12 Jahren mit dem American Burger. Das Sortiment hat sich weiterentwickelt: Inzwischen bietet Block House auch Angus-Burger, regionale Varianten oder Bio-Burger an. Ein Veggie-Burger durfte natürlich auch nicht fehlen. „Wichtig ist, dass das Produkt überzeugt und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, sonst verlieren wir Kundengruppen.“ In den Blockhouse Steakhäusern ist es laut Krämer mittlerweile fast Standard, dass in jeder Familie mit Kindern mindestens ein Vegetarier mit isst. Geht diese Familie essen und ein Familienmitglied ist unzufrieden, weil es kein passendes Angebot gibt, verliert Block House laut Krämer nicht nur diesen einen Gast, sondern die ganze Familie. „Das heißt, alle fünf werden nicht mehr bei uns essen. Und ich glaube, das gilt auch für den Einzelhandel.“

Darüber hinaus setzt sich das Unternehmen Block Gruppe mit den Ansprüchen der Verbraucher auseinander. „Viele Menschen suchen nach sinnstiftenden Qualitätsmerkmalen und wollen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Deshalb verfolgen wir seit Jahren den Ansatz, Fleisch und Tierhaltung so zu betreiben, dass sowohl das Tierwohl als auch die Umwelt davon profitieren. Er fügt hinzu: „Wo unser Produkt angeboten wird, läuft es gut, auch wenn es nicht die Verkaufszahlen des American Burgers erreicht.“ Am Ende entscheidet der Einzelhändler. Er muss abwägen, ob es sich für ihn lohnt, diese Kundengruppe zu bedienen oder nicht. Die Verkaufszahlen des veganen Burgers sind laut Krämer nicht gestiegen, liegen aber 2024 auf dem Niveau von 2023.

Fleischersatzprodukte sind noch eine Nische

Für Stefan Grubendorfer, Inhaber eines E-Centers in Herdecke und eines Marktkaufs in Dortmund, sind Fleischersatzprodukte noch eine Nische, die er in seinem Sortiment abdeckt. Der Begriff „Ersatz“ und das Label „vegan“ allein reichen seiner Meinung nach als Verkaufsargument nicht mehr aus. „Vielleicht sollten wir uns mehr auf pflanzliche Genusswelten konzentrieren“, sagt er. Grubendorfer hat in seinem Sortiment viel experimentiert, auch an der Theke, aber die Kunden wollten es lieber verpackt. „Wir sollten selbstbewusst über dieses Segment sprechen und es weiterentwickeln. Ich sehe da noch Potenzial für die Zukunft.“

Inhaltsstoffe müssen unter die Lupe genommen werden

Um das Thema weiterzuentwickeln, müssen die Produkte und ihre Inhaltsstoffe genau unter die Lupe genommen werden. Geschmack und Konsistenz seien entscheidend, so Grubendorfer. Er wünscht sich eine offene Diskussion über die Inhaltsstoffe. Im Moment sieht das Sortiment für ihn noch etwas „chaotisch“ aus, wie ein Taubenschlag. Ihm fehlt die Konsequenz in der Sortimentsgestaltung – mal ist ein Produkt da, mal nicht. Auch bei der Namensgebung sieht er noch Verbesserungsbedarf. „Die Namen sind oft einfallslos und lösen keine Begeisterung aus.“

Fleischersatzprodukte sollten sich laut Grubendorfer selbstbewusst weiterentwickeln. „Es muss ehrlicher und natürlicher werden, mit reinen Zutaten. Was mir fehlt, ist der Hype, den wir bei veganen Produkten brauchen, ähnlich dem Dubai-Hype.“

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