Die „Big Four“ des Lebensmitteleinzelhandels stehen bei der Industrie zuweilen wegen ihrer vermeintlich großen Marktmacht in der Kritik. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sieht den Lebensmitteleinzelhandel dagegen in keiner „absolut marktbedeutenden Position gegenüber den Produzenten und Erzeugern“, wie er anlässlich des heutigen Tages der Wettbewerbsfreiheit in Berlin sagte. Referenten aus Wissenschaft, Bundesregierung, Monopolkommission und Politik diskutieren am heutigen Mittwoch in Berlin die Wettbewerbssituation in der Lebensmittelversorgungskette und das Verhältnis von Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel.
Der Lebensmitteleinzelhandel sei zwar mit seinen bekannten Supermärkten und Discounter beim Verbraucher täglich präsent, er kaufe aber nur einen Bruchteil der in Deutschland erzeugten landwirtschaftlichen Produkte bei den Vorstufen ein. So würden nur 12 Prozent der in Deutschland erzeugten Frischmilch in die Regale des Lebensmitteleinzelhandels fließen. „Die Rolle des Lebensmitteleinzelhandels bei der Preisgestaltung ist am Markt daher eine untergeordnete“, so Genth. Zahlreiche Warengruppen seien vom Außenhandel und von der Nachfrage der verarbeitenden Ernährungswirtschaft geprägt. „Bei Frischelebensmitteln ist der Lebensmitteleinzelhandel nicht der wichtigste Verhandlungspartner für die landwirtschaftlichen Erzeuger. Immer wieder aufkommende Diskussionen über die Rolle des Lebensmitteleinzelhandels für die Höhe des Verdienstes der Landwirte sind daher nicht zielführend“, betont Genth.
Auch der Handelsreport Lebensmittel, eine Studie des HDE und des IFH Köln zu Wettbewerb, Wohlstand und Werten im LEH, zeigt: Die Anforderungen der Verbraucher an den Lebensmitteleinzelhandel sind hoch. Für rund zwei Drittel der Verbraucher ist insbesondere ein Produktangebot mit bestmöglichem Preis-Leistungs-Verhältnis von Bedeutung. Auch eine große Auswahl verschiedener Produkte (60,9 Prozent), die immer hohe Qualität der Produkte (60,5 Prozent) und eine gute Erreichbarkeit der Geschäfte (59,8 Prozent) zählen aus Konsumentensicht zu den wichtigsten Leistungen des Lebensmittelhandels. „Den Wünschen der Verbraucher begegnet der Lebensmitteleinzelhandel mit einer Vielzahl unterschiedlicher Geschäftskonzepte und einer großen Angebots- und Sortimentsbreite. Zuverlässigkeit, Qualität und Vielfalt werden von den Kunden geschätzt“, sagt Genth.
Das Interesse an den Eigenmarken des Lebensmittelhandels ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Über 85 Prozent der Befragten finden es gut, wenn im Geschäft neben Marken auch Eigenmarken angeboten werden. Auch ein Angebot an Bio-Produkten ist wichtig. Erwartet wird das inzwischen von mehr als 60 Prozent der Befragten. „Die Preissensibilität der Kunden und ihr verstärktes Nachhaltigkeitsbewusstsein spiegeln sich in den Sortimenten und Angeboten des Lebensmitteleinzelhandels wider“, so Genth.