Das Ziel: Premierminister Boris Johnson will doch noch das Weihnachtsfest retten. „Nach sehr schwierigen 18 Monaten weiß ich, wie wichtig dieses Weihnachtsfest für uns alle ist“, sagte Verkehrsminister Grant Shapps. Noch am Freitag hatte er abgelehnt, ausländische Fachkräfte ins Land zu holen.
Die Lage ist dramatisch. Weil an allen Ecken Lastwagenfahrer fehlen - der Branchenverband Road Haulage Association (RHA) nennt als Zahl bis zu 100.000 - blieben in Supermärkten Lebensmittelregale leer, auch viele andere Waren gab es vorübergehend nicht, von Matratzen bis zu bestimmten Biersorten. Aber erst, als bekannt wurde, dass Energiekonzerne Dutzende Tankstellen nicht mehr beliefern konnten, griff die Regierung ein. Ein Grund für den eklatanten Engpass sind die schärferen Einwanderungsregeln seit dem Brexit, EU-Bürger benötigen nun teure Arbeitsvisa.
Bereits vor Weihnachten keine Truthähne mehr
Vertreter der Logistikbranche sowie der Nahrungsmittelindustrie begrüßten die Regierungspläne. Zugleich machten sie deutlich, dass die insgesamt 10.500 Fachkräfte nicht ausreichten. Mehrere Branchen gehen davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft auf der Kippe steht. Nicht nur Weihnachtsbäume könnten knapp und teuer werden. Noch gefährdeter ist der traditionelle Festschmaus. Bereits vor Weihnachten werde es keine Truthähne mehr geben, sagte die Chefin des Verbands Traditional Farm Fresh Turkey Association, Kate Martin. Im Gegensatz zu Minister Shapps ist sie überzeugt, dass der Brexit Schuld an den Lieferproblemen ist. Zwar nutzten kleinere Produzenten lokale Arbeitskräfte. Bei den großen Anbietern sei aber „zu 100 Prozent“ der Brexit die Ursache für die Knappheit an Arbeitskräften.