Obstanbau Äpfel bleiben an den Bäumen

Eigentlich ist die Ernte super, doch viele Äpfel werden in diesem Jahr nicht geerntet: Hohe Energie- und Lohnkosten machen heimisches Obst für private und gewerbliche Abnehmer zu teuer. Mancher Landwirt sorgt sich um die Zukunft.

Montag, 17. Oktober 2022, 06:50 Uhr
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Äpfel bleiben an den Bäumen
Bildquelle: Marc Gaillet

Wegen geringer Nachfrage lassen einige Apfelbauern im Alten Land ihr Obst an den Bäumen hängen oder auf dem Boden liegen. Die Gründe liegen nach Angaben des Landvolks Niedersachsen in der extremen Kaufzurückhaltung der Verbraucher, in den hohen Energie- und Arbeitskosten und im Überangebot an Äpfeln auf dem Weltmarkt. Dabei sei die Ernte in diesem Jahr gut, sagte Landvolk-Experte Claus Schliecker: Mit 320 000 Tonnen werde die Erntemenge um rund fünf Prozent über der des Vorjahres liegen. Wegen des guten Sommers sei auch die Qualität gut. Aber trotz der hervorragenden Süße bekämen die Bauern die Äpfel nicht verkauft. Selbst Mostbetriebe seien für Äpfel aus Deutschland nicht aufnahmebereit. Die Safthersteller besorgen sich stattdessen die Früchte aus dem Ausland, weil dort die Preise niedriger sind.

„Auch wir Obstbauern haben mit enormen Kosten zu kämpfen, denn der Kostenateil des Apfels besteht zu 60 Prozent aus Energiekosten“, sagte Schliecker. Denn die Äpfel müssen für die Lagerung auf 3 Grad Celsius herabgekühlt werden. Die hohen Kosten für Energie würden bei einigen Landwirten zu Liquiditätsproblemen führen. Die Folge: Die nicht verkäuflichen Äpfel bleiben liegen. „Die Crème de la Crème der Äpfel ist geerntet, so dass das Ernten weiterer Äpfel nicht mehr sinnvoll und unwirtschaftlich ist“, erklärte der Experte. „Es ist ein Frevel vor dem Hintergrund der Welternährungssituation.“

Zu den Kostentreibern gehört aus Sicht der Landwirte neben den Energiekosten auch die Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro je Stunde. Damit habe die hiesige Ware keine Chance auf dem Weltmarkt, denn Äpfel würden in Deutschland per Hand gepflückt. Aber die Landwirte könnten ihre Ware nicht zu Weltmarktpreisen verschleudern, sagte Schliecker. Der Strukturwandel werde sich deshalb deutlich beschleunigen. Mehr Betriebe würden sich aus dem Geschäft zurückziehen.

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