Bundestagsbeschluss Wirtschaft rügt neues Bürokratieentlastungsgesetz

Das neue und vierte Bürokratieentlastungsgesetz, das gestern vom Bundestag beschlossen wurde, wird aus der Wirtschaft heraus zum Teil deutlich kritisiert. Das Gesetz sieht unter anderem mehr Möglichkeiten für Digitalisierungen im Arbeitsrecht und kürzere Aufbewahrungspflichten für Buchungsbelege vor. 

Freitag, 27. September 2024, 09:41 Uhr
Thomas Klaus
Artikelbild Wirtschaft rügt neues Bürokratieentlastungsgesetz
Unzureichender Beschluss: Das neue Entlastungsgesetz geht mehreren Wirtschaftsverbänden nicht weit genug. Bildquelle: Getty Images

Am vierten Bürokratientlastungsgesetz, das der Bundestag gestern auch mit den Stimmen der oppositionellen CDU/CSU-Fraktion beschlossen hat, entzündet sich zum Teil deutliche Kritik aus der Wirtschaft. 

Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet?

Hauptgeschäftsführer Friedemann Berg vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks sagt zum Beispiel: „Das Versprechen der Ampel, überflüssige Bürokratie abzubauen, ist als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet.“ Der Zentralverband fordert die Koalition auf, ein weiteres Paket mit Bürokratieentlastungen vorzubereiten. Zudem plädiert der Verband für ein Bürokratie-Moratorium und Deregulierung. Berg verlangt, Gesetzesvorhaben und Regelungen zu stoppen, die weitere bürokratische Belastungen mit sich brächten. Als Beispiele nannte er das Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. 

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) als Dach der Industrie- und Handelskammern fordert, dass unnötige Bürokratie noch viel entschlossener als bisher abgebaut werden müsse. Gleichzeitig müsse viel effektiver verhindert werden, dass neue Bürokratie ohne Nutzen entstehe. Die DIHK gibt zu bedenken: Schon die Umsetzung der EU-Regelung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung sorge für deutlich mehr Aufwand. Rein rechnerisch führe allein dieses Gesetz zu mehr Bürokratie als mit dem neuen Bürokratieentlastungsgesetz abgebaut werde.

Große Unzufriedenheit im Handel mit den Bürokratie-Lasten

Der Handelsverband Deutschland (HDE) mahnt mutigere und größere Schritte bei der Entbürokratisierung an. Einer aktuellen HDE-Umfrage zufolge fühlen sich die Händler durch Dokumentationspflichten (74 Prozent) und Berichtspflichten (71 Prozent) besonders gegängelt. Insbesondere für größere Unternehmen seien Berichtspflichten und EU-Regeln häufig ein Ärgernis. Im Mittelstand stehen laut HDE in erster Linie steuerrechtliche Anforderungen im Fokus. Vor allem in den Bereichen Personal (77 Prozent) und Steuern (69 Prozent) geht es aus Händler-Sicht zu bürokratisch zu. Datenschutzrecht (73 Prozent) und Arbeitsrecht (61 Prozent) seien weitere Hiindernisse im Arbeitsalltag des Handels. 

Zutatenlisten digital statt in Papierform

Das Vierte Bürokratieentlastungsgesetz sieht unter anderem vor, dass Buchungsbelege nur noch acht statt zehn Jahre aufbewahrt werden müssen. Arbeitgeber müssen die Bedingungen ihrer Arbeitsverträge nicht mehr in Papierform mit Unterschrift an künftige Mitarbeiter aushändigen. Steuerbescheide sollen demnächst in der Regel digital zugeleitet und die Geheimnummer für den elektronischen Personalausweis online zurückgesetzt werden können. Deutsche Staatsbürger sollen bei einer Hotelübernachtung keinen Meldeschein mehr ausfüllen. Für die Lebensmittelbranche erfreulich: Zutatenlisten dürfen digital statt in Papierform bereitgehalten werden.

Der Bundesrat muss dem Gesetz noch zustimmen. Wann das Gesetz in Kraft tritt, ist noch nicht absehbar.

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