Grenzkontrollen Logistiker-Verband widerspricht Warnungen aus Allianz-Trade-Studie

Der Kreditversicherer Allianz Trade warnt in einer heute veröffentlichten Studie vor massiven wirtschaftlichen Einbußen durch die deutschen Grenzkontrollen. Doch Frank Huster (Foto) vom führenden Logistiker-Verband DSLV gibt gegenüber der Lebensmittel Praxis Entwarnung.

Freitag, 20. September 2024, 09:33 Uhr
Thomas Klaus
Sieht keinen Grund für Alarmrufe: DSLV-Hauptgeschäftsführer Frank Huster. Bildquelle: DSLV

Die temporär eingeführten, stichprobenartigen Grenzkontrollen, die die illegale Einwanderung in die Bundesrepublik begrenzen sollen, könnten im Gegenzug die deutsche Wirtschaft und auch die Lebensmittelbranche weiter schwächen. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute veröffentlichte Analyse des weltweit führenden Kreditversicherers Allianz Trade.

Gegenüber der Lebensmittel Praxis widerspricht Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Spedition und Logistik (DSLV; Foto). Er sagt: „An keiner Grenze sind bislang nennenswerte Einschränkungen zu beobachten.“ Die Bundespolizei kontrolliere „sehr gezielt“ den Personenverkehr. 

2,6 Prozent Preisanstieg bei den Handelskosten im LEH ?

„Die zusätzlichen Wartezeiten an den Grenzen dürften die Transport- und Warenkosten für Importe um rund 1,7 Prozent erhöhen. Bei den Dienstleistungen wären es 1,5 Prozent. Das würde sowohl das Handelsvolumen insgesamt als auch die Wettbewerbsfähigkeit verringern, die bei deutschen Herstellern aktuell bereits auf einem niedrigen Niveau liegt.“ Das führt Dr. Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade, aus. Sie erläutert: „Die temporären Grenzkontrollen ziehen eine Kettenreaktion nach sich: Der Handel könnte bis zu 1,1 Milliarden Euro pro Jahr verlieren. In der Folge könnten sich Rezessionsrisiken weiter verstärken und möglicherweise zu wirtschaftlichen Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von bis zu rund 11,5 Milliarden Euro führen.“

Die Auswirkungen auf die einzelnen Branchen seien unterschiedlich. Die Lebensmittelbranche zum Beispiel dürfte mit einem Anstieg von 2,6 Prozent bei den Handelskosten und Importerlusten von 62 Millionen Euro konfrontiert sein, die Handelsdienstleistungen mit 2,4 Prozent Plus bei den Handelskosten und Importverlusten von 55 Millionen Euro.

Verlängerung der Reisezeit um 20 Minuten

Nach Darstellung in der Studie dauert ein typischer Grenzübertritt unter normalen Umständen innerhalb des Schengen-Raums durchschnittlich 3,34 Minuten. Allerdings – so die Studie – könnten selbst vorübergehende Grenzkontrollen den Verkehr erheblich verlangsamen, wegen Verzögerungen durch Kontrollen oder Staus aufgrund eines verringerten Verkehrsflusses und einer ineffizienten Infrastruktur.

„Die Situation dürfte dabei vergleichbar mit Kontrollen an den Schengen-Außengrenzen sein.“ Dort deuteten Reise- und Entfernungsdaten darauf hin, dass ein Grenzübertritt mit stichprobenartigen Kontrollen auf einer Transitroute die Reisezeit um 20 Minuten verlängern könne.

In der Studie wird formuliert: „Die Zunahme der Wartezeiten, insbesondere an stark frequentierten Grenzübergängen wie beispielsweise der deutsch-niederländischen Grenze mit täglich etwa 1.000 Lastwagen könnte die rechtzeitige Lieferung von Waren erheblich beeinträchtigen.“  Nicht nur mit steigenden Kosten müsse gerechnet werden, sondern auch mit Lieferkettenstörungen sowie mit einem Rückgang der Importe nach Deutschland um möglicherweise rund acht Prozent.  

Videos vom Supermarkt des Jahres 2024

Videos vom Fleisch-Star 2025

Neue Produkte

Regional-Star 2025 - Die Nominierten