Bundesministerin Julia Klöckner geht derzeit von einem Lagerbestand von 260.000 Tonnen Schweinefleisch in deutschen Kühlhäusern aus. Auf dem Schweinegipfel, der diese Woche mit wichtigen Marktteilnehmern stattgefunden hat, nannte sie die wirtschaftliche Situation der Schweine haltenden Betriebe „prekär“. Die Krise habe viele Ursachen: Exportbeschränkungen in viele Drittländer aufgrund der afrikanischen Schweinepest. Zudem sei die Grillsaison schwach ausgefallen, verursacht durch Corona und das mäßige Sommerwetter. Als dritten Grund führte sie Pandemie-bedingt schwache Absatzzahlen in der Gastronomie und die fehlenden Veranstaltungen an. Klöckner hat die Europäische Kommission aufgefordert, kurzfristig Krisenmaßnahmen zu prüfen. Sie will unter anderem für die Schweinehalter bei der europäischen Kommission eine Beihilfe von maximal 20.000 Euro pro Betrieb locker machen.
Die Ministerin hat sich in der jüngsten Vergangenheit immer wieder gegen „Ramschpreise an der Theke“ ausgesprochen und zudem nach eigener Ansicht den Umbau des Systems der Nutzierhaltung eingeleitet. Jetzt aber ist der Stau beim Schweinefleisch dramatisch, verschiedene CDU-Agrarpolitiker fordern Abverkaufsaktionen, um den Überhang zu reduzieren.
Erik Döbele, Managing Director Corporate Buying bei Aldi Süd, kommentiert die Forderung nach Schweinefleisch-Aktionen: „Das funktioniert in Deutschland in erheblichem Umfang nur über den Preis. Wir haben in den letzten Monaten aus unterschiedlichen Gründen die Bewerbung deutlich eingeschränkt. Nicht zuletzt aufgrund des Drucks der Politik, keine Aktionspreise für Fleisch anzubieten. Viele Experten aus dem Agrarsektor bestätigten jedoch: Die Menge an Schwein muss abverkauft werden, sonst droht ein Kollaps der deutschen Schweinehaltung.“