Verpackung Die Rewe- Strategie

Vermeiden. Verringern. Verbessern. So lautet das Motto zur Plastikreduzierung bei Rewe. Aber wie praktikabel sind die Alternativen? Ende April startet der erste „Unverpackt-Test“.

Dienstag, 09. April 2019, 07:45 Uhr
Silke Wartenberg
Artikelbild Die Rewe- Strategie
Mehrwegfrischenetze als Alternative zu Plastiktüten bekommen Versstärkung.
Bildquelle: Rewe, Simone M. Neumann

Rewe gibt Gas beim Thema Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette. In seiner ersten Leitlinie für umweltfreundliche Verpackungen verpflichtet sich der Konzern dazu, sämtliche Eigenmarkenverpackungen und Serviceverpackungen an den Bedientheken bei Rewe, Penny und Toom Baumarkt bis Ende 2030 hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit zu verbessern. Ziel ist es, Mehrweg-Alternativen zu fördern, Plastikverpackungen zu reduzieren, recyclingfähige Kunststoffe zu verwenden, alternative Rohstoffe und Sekundärrohstoffe zu fördern und bis Ende 2020 einhundert Prozent zertifizierte Papierverpackungen einzusetzen. Bis dato wurden bereits 1.100 Verpackungen neu gestaltet. Dies soll bereits 7.000 Tonnen Kunststoff pro Jahr einsparen. Kommen zukünftig weitere Einsparmaßnahmen dazu, kann sich diese Zahl noch erhöhen.
Obst und Gemüse, Fleisch, Nudeln, Tragetaschen, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, Küchentücher und Toilettenpapier wurden im Zuge der Strategie unter die Lupe genommen. Der Naturschutzbund Deutschland e.V. - NABU - wurde mit ins Boot geholt, um Kriterien zu identifizieren, die für alle Lieferanten verbindlich und überprüfbar sind. Hierzu gehören zum einen die Umstellung von Einweg- auf Mehrwegsysteme, bevorzugt in regionalen Kreisläufen von unter 100 Kilometern. Ist dies nicht möglich, sollen Einwegverpackungen verbessert werden, unter anderem durch:
Reduktion von Dicke und Größe der Verpackung
Eliminierung der Leerräume
Einsatz von Aufklebern oder Direktbeschriftungen statt Banderolen
Vermeidung von Flowpacks oder Folien
Einsatz von Monomaterial
Reduktion von Beschichtungen oder Bedruckungen.
Die neue Verpackungsstrategie macht sich bereits in vielen verschiedenen Sortimenten bemerkbar: In einem ersten konkreten Schritt erfolgte die Einführung der bundesweit ganzjährig unverpackten Rewe Bio-Gurke sowie das Angebot des Mehrwegfrischenetzes in allen Märkten als Alternative für den Knotenbeutel. Weitere Beispiele im Bereich Obst und Gemüse reichen vom Natural Branding, dem Laserlogo, über den Einsatz von Graspapier bis hin zur Umstellung von Folienverpackungen auf Klebebanderolen, Klebeetiketten und Rispenstecker.

„Wünschenswert wären konkrete Ziele für Mehrwegquoten, die dann auch verifizierbar sind.“
Rolf Buschmann, BUND

Des Weiteren hat das Unternehmen Edelstahl-, Glas- oder Papier-Trinkhalmen als Ersatzprodukte für Einweg-Plastikhalme eingeführt, wovon Rewe, Penny und Toom Baumarkt bisher jährlich 42 Millionen absetzten. Seit Anfang Februar ersetzen Rewe und Penny zudem die Today-Wattestäbchen (Q-tips) durch einen nach eigenen Angaben qualitativ gleichwertigen Artikel mit Papierschaft. Reduziert wurde auch die Folienstärke bei Frühstücks- und Müllbeuteln. Und last but not least sollen die in den Supermärkten erhältlichen Salatschalen künftig flächendeckend aus besser recycelbarem Polypropylen hergestellt werden. Einweggeschirr soll bis 2020 in den Märkten nicht mehr zu finden sein.

Auf dem richtigen Weg?
Ende April wird die Rewe Group einen sogenannten „Unverpackt-Test“ in rund 630 Rewe- und Nahkauf-Märkten der Rewe-Region Südwest starten. Der Test dient dazu, erste Erfahrungen mit dem vollständigen Plastikverzicht im Bio-Obst- und -Gemüsesortiment zu sammeln. Ausgewertet wird, wie sich die jeweiligen Maßnahmen etwa auf die Frische und die Haltbarkeit der Produkte auswirken, wie praktikabel sie sind, und ob sie vom Kunden angenommen werden. Vor diesem Hintergrund ist die Mindestlaufzeit des Tests auf sechs Monate angesetzt mit der Option, flexibel zu verkürzen oder zu verlängern. Anhand der validen Ergebnisse und Erkenntnisse will das Handelsunternehmen seine nächsten Schritte ableiten. „Der Einsatz von Plastikverpackungen geschah und geschieht nicht unnötig, sondern aus gutem Grund“, sage Pressesprecher Thomas Bonrath gegenüber der Lebensmittel Praxis. „Der Test wird zeigen, inwieweit die ergriffenen Maßnahmen tatsächlich gleichwertige Lösungen sind. Ob sie Einfluss auf die Abschriften haben. Und ob der Wunsch nach unverpacktem Obst und Gemüse mit allen Begleitumständen tatsächlich gesellschaftlicher Konsens ist oder ob wir weiterhin den ,Verpackt‘-Befürwortern ein entsprechendes Angebot machen sollten.“

202 Millionen Plastikeinkaufstüten pro Jahr eingespart.
250 Tonnen Plastik weniger pro Jahr durch Materialverringerungen bei Schalen für Fleisch.
205 Tonnen Plastikeinsparung durch unverpackte Bananen.
5 Tonnen Verpackungen durch Natural Branding eingespart.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Mehrwegfrischenetze als Alternative zu Plastiktüten bekommen Versstärkung.
Bild öffnen Natural Branding, der Einsatz von Graspapier, Klebebanderolen und -etiketten: Alternativen gibt es viele.

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