Photovoltaik im Supermarkt
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Gerätebatterien Nicht nur Rauchen ist gefährlich

Es brennt in Deutschlands Recyclinghöfen. Das unsachgemäße Entsorgen von Lithium-Ionen-Akkus ist eine tickende Zeitbombe, auch im Handel.

Freitag, 01. Dezember 2023 - Nachrichten
Tobias Dünnebacke und Matthias Mahr
Artikelbild Nicht nur Rauchen ist gefährlich
Bildquelle: Adobe Stock

Der musikalische Kartengruß kommt ohne Energiespeicher nicht aus und sollte eigentlich nicht über die Papiertonne entsorgt werden. Der blinkende Kinderschuh gehört nicht in den Restmüll und die E-Zigarette nicht in die Gelbe Tonne. Streng genommen ist das alles Sondermüll. Täglich führt die unsachgemäße Entsorgung dieser und ähnlicher Produkte zu rund 30 Brandfällen bundesweit. Mit dem Siegeszug der Lithium-Ionen-Technik kam eine tödliche Gefahr nicht nur bei den Entsorgern weltweit an – auch in Haushalten und im Handel können Batterien wegen beschädigter Separatoren thermisch durchstarten. Die chemischen Reaktionen laufen zunächst unbemerkt ab. Erst wenn es schon zu spät ist und eine Stichflamme austritt oder eine kleine Explosion stattfindet, wird die Gefahr sichtbar und akut.

Sicher, es ist die neue Batterie-Technologie, die mobile elektronische Geräte möglich macht. Ohne Lithium-Ionen gäbe es keine Laptops und auch kein Smartphone. Die Energiedichte der Lithium-Ionen schafft den Leistungsvorsprung für dieses Medium. Aber in der Leistungsdichte steckt eben auch die explosive Mischung.

Entsorgungssicherheit in Gefahr
Die Abfallwirtschaft ist gefrustet. Anfang Oktober zog die kommunale Abfallbranche mit einem Korso von über 50 Sammelfahrzeugen bis vor das Brandenburger Tor in Berlin, um für einen sicheren Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien zu demonstrieren. Der Abfallwirtschaft macht schon seit Langem der Trend zu Einwegprodukten mit Batterien zu schaffen, auch zum Beispiel bei Büchern oder Grußkarten mit Mini-Lautsprechern. Kurzschlüsse dieses Elektroschrotts können Brände auf Entsorgungsanlagen auslösen, wenn sie in der falschen Abfallfraktion landen. Auch beim Pressvorgang im Müllwagen oder beim Schreddern in der Anlage kann das Unheil seinen Auslöser finden. Die Entsorgungsverbände beklagen das konkrete Risiko für Leib und Leben ihrer Mitarbeiter. Zudem könnte die Entsorgungssicherheit gefährdet und wirtschaftliche Existenzen vernichtet werden. „Die Häufung schwerer Brände ist für uns Anlass, erneut auf die dramatischen Folgen falscher Batterieentsorgung hinzuweisen und eine sachgerechte Entsorgung anzumahnen“, sagt beispielsweise Peter Kurth, Präsident Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE).

Die E-Zigarette gehört in den E-Schrott
Der Hype um die Wegwerf-Elektrozigarette hat das Problem in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschärft. Laut Verband „Bündnis für tabakfreien Genuss“ werden rund fünf Millionen Einweg-E-Zigaretten pro Monat verkauft. Verlässliche Zahlen darüber, wie viele korrekt über Sammelstellen entsorgt werden, gibt es nicht. Eine Studie in Großbritannien lässt aufhorchen: Aus den jährlich weggeworfenen Einweg-E-Zigaretten hätten rund 1.200 Batterien für Elektroautos hergestellt werden können.

Innocigs, Hersteller von E-Zigaretten, weist darauf hin, dass „E-Zigaretten und ihre Akkus aufgrund ihrer handlichen Maße möglicherweise dazu verleiten könnten, die Entsorgung im Hausmüll vorzunehmen“. Das Unternehmen erklärt, wie die gesamte Branche, dass es sich hierbei um ein Delikt handelt, das eine Geldbuße nach sich ziehen könnte. Innocigs rät, die Produkte beim Händler zurückzugeben oder die App „eSchrott“ zu nutzen, mit der direkt die nächste Annahmestelle für Elektro-Schrott in der Nähe angezeigt werde.

Für gewöhnliche Haushaltsbatterien gibt es in Deutschland funktionierende Rücknahmesysteme – auch im LEH. Derzeit schreibt die EU-Batterieverordnung die Sammlung von 45 Prozent der in Verkehr gebrachten tragbaren Batterien vor. Bis 2030 soll diese Menge auf 73 Prozent gesteigert werden. Bis Dezember 2027 will die EU-Kommission auch eine Machbarkeitsstudie für die Einführung eines Pfandsystems durchgeführt haben. Der Marktführer bei Haushaltsbatterien in Deutschland reagiert längst. „Wir planen im kommenden Jahr Aktionen mit Sportvereinen und im Handel, um die Sammelquoten weiter in die Höhe zu treiben“, betont Roland Rösch, Area Manager DACH bei Varta Consumer Batteries. Damit soll das Recycling der Batterien weiter angeschoben werden.

Absehbar ist das Ende der Einweg-E-Zigarette: Die neue EU-Batterieverordnung sieht für E-Zigaretten bis Ende 2026 vor, dass die Batterien vom Nutzer austauschbar sein müssen. 
Bis dahin droht weiterhin die Gefahr von 
Kurzschlüssen und Bränden in der Recycling-Wirtschaft.

Ein politisches 
Armutszeugnis

Kommentar von Tobias Dünnebacke

Ich oute mich an dieser Stelle als Gelegenheitskäufer von Einweg-E-Zigaretten. Jene Produkte, die mittlerweile gefühlt die halbe Kassenzone an Tankstellen und auch bereits den LEH erobert haben. Ich weiß, der kurze Nikotingenuss ist ungesund, teuer, umweltschädlich und jugendgefährdend. Ich sehe auch die achtlos weggeworfenen Vapes und kenne die Problematik brennender Recyclinghöfe. Insider berichten: Die Branche habe gedacht, dass die Einweg-E-Zigarette im Land der Grünen-Wähler keine Chance habe. Es kam bekanntlich ganz anders.

Es braucht Regeln
Ein in vielerlei Hinsicht so schädliches Produkt wie die Einweg-E-Zigarette muss politisch sanktioniert werden. Darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Sogar auf der Fachmesse Intertabac war hinter vorgehaltener Hand immer wieder zu hören, dass die Hersteller schon lange Alternativen in der Pipeline haben. Aber die Mühlen der Gesetzgeber mahlen wieder einmal unglaublich langsam. Bei einer Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes im Juni hat die Bundesregierung die Chance verpasst, dem Einweg-Wahn ein Ende zu setzen. Der Berliner Politikbetrieb scheint sich wieder einmal auf Brüssel verlassen zu wollen. Die neue EU-Batterieverordnung läutet zwar das Ende der Einweg-Vapes ein, allerdings bleiben sie bis Ende 2026 legal. Für die Abfallbranche ist das zu spät und zu Recht ein politisches Armutszeugnis.

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