Blickwechsel Mein Tag als 
Thekenfachkraft

Als Volontärin der Lebensmittel Praxis durfte ich einen Tag lang 
Bedienungsthekenluft im Rewe Quermann schnuppern. Dabei stieß ich auf einige unerwartete Herausforderungen.

Montag, 06. Mai 2024, 15:24 Uhr
Theresa Kalmer
Artikelbild Mein Tag als 
Thekenfachkraft
„Käse einpacken ist wie Geschenke verpacken“, erklärt mir Thekenleitung Lara Marten (Foto links). 
Sie gibt geduldig Tipps, wie ich den Käse noch schneller und schöner in Papier einschlagen kann.
Bildquelle: Rewe Quermann

Es ist noch dunkel und die Straßen sind wie leer gefegt, als ich zu meiner ersten Schicht an der Bedienungstheke bei Rewe Quermann in Bielefeld fahre. Treffpunkt ist um fünf Uhr – hinten an der Laderampe. Ziemlich früh für meinen Geschmack. Doch vor Ort werde ich trotz der frühen Stunde herzlich empfangen.

Lara Marten, 31 Jahre alt, ist bei Rewe Quermann seit Anfang 2023 die Thekenleitung für etwa 20 Mitarbeiter. Ihre Leidenschaft gilt vor allem der Käsetheke, wo sie sich als Käsesommelière bei einem privaten Einzelhändler kreativ austoben kann. Als Thekenleiterin schätze sie besonders die gute Mischung aus Büroarbeit und praktischer Tätigkeit. Lara betont aber auch, dass die Aufgaben oft unterschätzt werden und viele Beschäftigte den Beruf schnell wieder verlassen. Auch nach Schichtende ist sie in Gedanken oft noch bei der Arbeit. „Aber wenn das Feeling stimmt, ist der Stress nicht mehr schlimm“, sagt sie. Was sie mit dem richtigen „Feeling“ meint, werde ich bald erfahren.

In der Umkleidekabine tausche ich meine Alltags- gegen die Berufskleidung. Sieht gar nicht mal so schlecht aus – die dunkelblaue Quermann-Bluse. Und dann geht es auch schon los. Neue Ware muss eingeräumt und die Produkte in der Theke frisch präsentiert werden. Ich bin beeindruckt von der Vielfalt – vom selbst gemachten Yogurette-Frischkäse bis hin zu Käse-Rouladen ist alles dabei, was das Käseliebhaber-Herz begehrt. Lara hat ihre Bluetooth-Box angeschaltet, aus der während des Einräumens laute Musik dröhnt. Bis sieben Uhr läuft sogar eine eigene Rewe-Morningshow. Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist ausgelassen, fast schon familiär.

Eine meiner ersten Aufgaben ist es, einen großen Käselaib für die Prepack-Theke vorzubereiten. Das heißt: schneiden, verpacken und etikettieren. Das erfordert mehr Kraft und Fingerspitzengefühl, als ich dachte. Und nicht selten sehe ich aus den Augenwinkeln, wie meine Kollegin Nadine die von mir verpackte Ware mit deutlich mehr Geschick erneut in Folie verpackt. Eine Kunst, die ich wohl noch üben muss.

Warenkunde von Vorteil
Trotzdem vertrauen mir die Kollegen und stellen mich gleich zur Ladenöffnung – um Punkt sieben Uhr – hinter die Bedienungstheke. Schnell wird klar, dass mir noch einiges an Erfahrung und Warenkunde fehlt. Bei Kundenfragen wie „Haben Sie einen besonders würzigen Bio-Käse?“ oder „Was ist der am schlimmsten riechende Käse, den Sie haben?“ – ja, diese Frage scheint keine Seltenheit zu sein – schaue ich Hilfe suchend zu den anderen Thekenkräften. Lara ist immer sofort zur Stelle und findet die richtige Sorte für jeden Kunden – oder auch Gast, wie man hier bei Rewe Quermann sagt.

Jetzt bin ich wieder an der Reihe. Den Käse schneiden und richtig verpacken. Hier fällt es mir etwas leichter – von den prüfenden Blicken der Kunden darf man sich dennoch nicht beirren lassen. Lara liebt ihren Beruf, aber über unfreundliche Gäste, die kein Verständnis für Auszubildende haben, kann sie sich immer wieder ärgern.

Die nächsten Stunden vergehen wie im Flug. Der Kundenkontakt macht Spaß, doch viel Zeit zum Verschnaufen bleibt während der Schicht nicht. Denn der nächste Kunde wartet schon mit seiner gezogenen Nummer, um mich mit seinen Käsewünschen ins Schwitzen zu bringen.

Kurz vor Schichtende schwingt die Tür zur Küche auf. Ich höre Lara zu einer Kollegin sagen: „Ja, das wäre toll, wenn sie wirklich hier anfangen würde.“ Ein bisschen stolz, mit viel Käse im Gepäck und noch mehr Respekt vor diesem oft unterschätzten Beruf, beende ich nach acht herausfordernden Stunden meine Schicht – und kehre trotz allem ein bisschen erleichtert zurück an meinen gewohnten Arbeitsplatz.

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Sie gibt geduldig Tipps, wie ich den Käse noch schneller und schöner in Papier einschlagen kann.

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