Abendbrot Das Beste zum Schluss

Es ist eines der schönsten Rituale der Deutschen: Zum Ausklang des Tages gibt es das Abendbrot. Hersteller und Händler geben Tipps, wie sich der Absatz steigern lässt.

Dienstag, 21. Januar 2020, 17:28 Uhr
Heidrun Mittler, Jens Hertling
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Abendbrot ist Treffpunkt Nummer eins in Familien. Laut einer Studie von Nestlé nehmen sich rund 70 Prozent der Deutschen bewusst Zeit dafür. Denn gerade in immer mehr Haushalten und Familien ist das Abendessen zur Hauptmahlzeit des Tages geworden, bei dem vor allem warmes Essen auf dem Tisch landet. Das klassische Abendbrot mit Brot und Aufschnitt wirkte lange Zeit wie ein Relikt aus alten Tagen. Doch der Gegentrend naht. Ein Beleg: Bereits seit einigen Jahren findet man in Kneipen und Restaurants auch Stullen mit Wurst und Käse als Abendbrot auf der Speisekarte.

Große Bedeutung im Alltag
Das Potenzial vom Abendbrot hat Hersteller Wiltmann erkannt. „Das klassische kalte Abendbrot mit Brot, Wurst und Aufschnitt hat im Alltag der Menschen nach wie vor große Bedeutung, wie die von uns in Kooperation mit dem Rheingold Salon Köln im Jahr 2018 erstellte, bevölkerungsrepräsentative Umfrage unter 1.000 Teilnehmern in der Bundesrepublik Deutschland zeigt“, sagt Ingmar Ingold, Geschäftsführer von Wiltmann. So sitzen 78 Prozent der Befragten regelmäßig, das heißt wöchentlich oder sogar täglich, abends bei Wurstbrot & Co. um den Esstisch herum. Nur zehn Prozent der Befragten essen selten oder überhaupt nicht kalt zu Abend. Damit liegt das Abendbrot als wichtigste Familienmahlzeit der Deutschen auf dem Spitzenplatz vor dem Frühstück und dem Mittagessen.

Mitten auf dem Tisch platziert
Im traditionellen Produkt-Kanon nehmen Wurst und Aufschnitt dabei eine Hauptrolle ein. Das zeigt sich bereits an ihrer prominenten Platzierung auf dem Tisch. Regelmäßig findet sie sich auf einer angerichteten Platte im Mittelpunkt des Geschehens und ist somit für jeden Teilnehmer gut erreichbar. Die besondere Stellung der Wurst spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Für 80 Prozent der Befragten gehört Wurst regelmäßig zum Abendbrot dazu. Jenseits dieser Zahlen ist die emotionale Bedeutung der Wurst für das Abendbrot wichtig. Über die reiche, häufig regional und lokal geprägte deutsche Wurstkultur schafft sie eine vertraute Verbindung zur Heimat und stärkt das Gefühl des Heimkommens. Hier bestätigten 52 Prozent der Befragten, dass sie Wurst auf dem Abendbrottisch mit Heimat verbinden. Ihre Sortenvielfalt bietet die Chance, auch in der Gemeinschaft individuelle Vorlieben auszuleben. So schätzen 67 Prozent der Befragten an der Wurst, dass „sie jeder mag“. Besonders die traditionellen Würste am Stück, die erst kurz vor dem Verzehr direkt am Tisch aufgeschnitten und unter den Familienmitgliedern verteilt werden, fördern zudem die Gemeinschaft und stützen somit eine der tragenden Säulen des Abendbrots.

Spezialitäten liegen im Trend
Wo sieht der Geschäftsführer von Wiltmann in dem Bereich Abendbrot Trends? „Marktpotenzial sehen wir grundsätzlich in der Entwicklung von Spezialitäten und der Berücksichtigung der Verbraucherwünsche nach frischen, hochwertigen und möglichst naturbelassenen Produkten mit hohem Convenience-Faktor“, so Ingold. Er ergänzt: „Unsere servierfertig angerichteten Wurst- und Schinkenspezialitäten auf dem Genießerteller bedienen eben diesen Verbraucherwunsch.“

Mit seinem Außendienst unterstützt der Hersteller seine Kunden auf vielfältige Weise mit Rat und Tat. „Sei es mit Display- und Sonderaufbauten vor Ort, sei es mit regelmäßigen Produktschulungen oder sei es mit den vom renommierten Künstler Otmar Alt gestalteten Präsentationsschalen und -platten, die für die Verbraucher unverkennbar sind und deshalb von unseren Kunden gerne genutzt werden“, so Ingold.

Der Faktor Zeit spielt eine Rolle
Lothar Bentlage, Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle, sieht das Abendbrot ebenfalls im Aufwind. „Abendbrot ist schnell gemacht und es ist für jeden Geschmack etwas dabei, darum wird es auch zukünftig eine beliebte Form des Abendessens bleiben. Der Klassiker Wurstbrot wird zwar etwas weniger gegessen, ist aber immer noch die Basis auf dem Esstisch und wird mit convenienten Produkten ergänzt.“ Vor allem bequeme Produkte wie fertige Frikadellen, Würstchen oder Feinkostsalate als Ergänzung zum klassischen Brot werden nach seiner Einschätzung nach immer beliebter. Zur Unterstützung der Händler arbeitet der Hersteller zum einen mit klassischem POS-Material wie Flyern, Aufstellern und attraktiven Zweitplatzierungen. Zum anderen realisiert er mit seinen Handelspartnern auch kundenspezifische Maßnahmen wie Zugabeaktionen mit Brotdosen oder Gewinnspiele.

Welche Platzierungstipps gibt Bentlage den Händlern? „Neben gesonderten Regalen für to-go-Artikel, einem eigenen vegetarischen /veganen Block im SB-Kühlregal und der SB-Fleischtheke empfehlen wir, Impulsartikel aufmerksamkeitsstark zu platzieren.“

Brinner – Ein Trend aus Amerika
Schon mal gehört? „Brinner“ heißt ein neuer Trend, dem Modestars in Amerika derzeit huldigen. Sie verknüpfen die Worte Breakfast und Dinner und essen zum Abendbrot ähnliche Lebensmittel wie zum Frühstück.

Ob sich dieser Trend auch in Deutschland durchsetzt, lässt sich bislang zwar noch nicht absehen. Aber Edeka-Kaufmann Jörg Klein, der in Bad Honnef/Aegidienberg seinen Markt betreibt, kennt die Entwicklung und beobachtet sie. Seiner Beobachtung nach möchten seine Kunden kalorienbewusst leben –vor allen Dingen nach Feiertagen wie Weihnachten und Silvester. Der Inhaber erinnert an die Volksweisheit: „Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettelmann.“ Darin steckt ein wahrer Kern, glaubt Klein. „Warum sollte man sich nicht abends ein Omelette machen“, fragt er, „das enthält wenig Kalorien und macht satt“. Auch viele Obstsorten passen seiner Beobachtung nach hervorragend in dieses Konzept.

Im Unterschied zum Abendbrot hat Klein das Thema Frühstück seit Jahren im Blick und die Präsentation im Markt darauf entsprechend ausgerichtet. Und das in vielen Sortimenten, angefangen von Backwaren über Brotaufstriche bis hin zu Cerealien. Am Abendessen hingegen scheinen auch die Hersteller weniger Interesse zu haben: „Bislang ist auf mich jedenfalls noch kein Anbieter mit einem entsprechenden Präsentationsvorschlag zugekommen“, so Klein.

Wechsel zu Rewe Schnell in die Eifel: „Bislang machen wir nichts speziell für das Thema Abendbrot. Aber eigentlich ist das eine super Anregung!“, Sven Hasenstab, Marktleiter bei Rewe Schnell in Speicher, hat auch gleich eine Menge Ideen parat, was in das Themenumfeld passt. Ihm kommen dabei zuallererst Einfälle aus der „deftigen Ecke“. Schließlich verfügt der Rewe Markt in der Eifel über eine hervorragende Fleisch- und Wursttheke.

„Fleischwurst ist ein Muss“
Metzgermeister und Fleischsommelier Sven Nicholson wirft auch gleich die Fleischwurst ein, die für ihn abends auf den Tisch gehört. Oder die Hausmacher-Wurst im Glas, die sich auch hervorragend als Mitbringsel eignet. Natürlich dürfen auch die sauer eingelegten Gürkchen unter der Marke „Landgedicht“ nicht fehlen, die von einem regionalen Produzenten hergestellt werden. Je länger die beiden Praktiker über das Thema Abendbrot nachdenken, desto mehr Ideen haben Sie dazu.

Zurück zu den Anbietern, die Sortimente fürs Abendbrot auf dem Schirm haben.

Markus Mühleisen, Geschäftsführer von Arla Foods Deutschlands, empfiehlt spontan die „enorme Bandbreite“ der Frischkäsezubereitungen, die sein Unternehmen in der Buko-Range anbietet. Oder die Weich- und Hartkäse, die im Arla-Portfolio sind. Mühleisen, der beruflich schon viele Jahre im Ausland verbracht hat, weiß auch, dass in anderen Ländern abends durchaus gern Joghurt und Desserts verspeist werden. In Frankreich, so sagt er, ist das absolut üblich.

Also, es gibt Potenzial für Joghurt oder Skyr als Nachspeise.

Käse gehört dazu
Für Anbieter von Sauermilchkäse ist das Abendessen von jeher ein wichtiger Verzehranlass. Monika Schmidhofer, Marketingleiterin der Käserei Loose, weiß aus Erfahrung, dass Erzeugnisse wie Harzer mit Kümmel oder Handkäs‘ mit Musik bei den Verbrauchern eher auf den Abendbrot- als auf den Frühstückstisch gehören.

Die herzhaften Käse enthalten wenig Fett, dafür aber umso mehr Protein. Das sorgt für eine schnelle und lang anhaltende Sättigung, ist also ideal fürs abendliche Essen. Spezielle Promotions oder Aktionen mit diesem Bezug hat das Unternehmen bislang noch nicht durchgeführt, sind aber durchaus denkbar.