Obst und Gemüse Auf dem Weg zum Ganzjahres-Produkt

Gesund und als Snack geeignet: Beeren werden bei den Konsumenten immer beliebter. Als Sommerfrüchte verzeichnen sie im Winter noch geringe Verkaufszahlen – jedoch mit Wachstumspotenzial.

Donnerstag, 06. Februar 2020, 10:41 Uhr
Stefanie Aue
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Bildquelle: Frutania

Im Sommer boomt der Verkauf von Beeren. Nach Äpfeln werden in Deutschland vor allem Erdbeeren geerntet. Rund 10,5 Prozent der Gesamt-Obsternte entfiel 2019 auf Erdbeeren (Quelle: AMI). In der Saison 2019 war der Erdbeeranbau starken Wetterschwankungen unterworfen. Von Hagel bis Hitze mussten Beeren einiges einstecken. „Unterm Strich schlossen die Produzenten die Saison 2019 jedoch besser ab als im Vorjahr, da eine stetige Mengenentwicklung zu stabileren Preisen führte“, berichtet Michael Koch, Marktanalyst Gartenbau der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI).

Strauchbeeren vorn
Vor allem aber Strauchbeeren verzeichneten 2019 erneut positive Zahlen. Insbesondere Heidelbeeren werden immer beliebter. Einer Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nach ist die Einkaufsmenge 2019 abermals gestiegen. Der deutsche Markt konnte die Nachfrage allein nicht abdecken, sodass die Importe aus dem Ausland wesentlich waren. Hauptlieferant war Spanien, vor allem in der europäischen Frühsaison. Daneben wüchsen Zufuhren aus Übersee in der off-Season, so Koch. Auffallend seien die starken Importe während der deutschen Saison. Vor allem Heidelbeeren genießen hierzulande ein positives Image als „Superfoods“. Das ist auch am Markt spürbar: Die Nachfrage wird immer öfter mit polnischer Ware gedeckt. Ein Plus von 45 Prozent wurde verzeichnet. Insgesamt werden mehr als die Hälfte der verkauften Heidelbeeren importiert.

Im Winter 2018/19 (September bis Januar) entfielen nicht mehr als zwei Prozent der Menge am gesamten Obstsortiment auf Beeren (Quelle: GfK). Doch die Tendenz ist steigend, da sind sich die Händler einig. „Der Beeren-Konsum der deutschen Verbraucher im Winter steigt kontinuierlich an“, bestätigt Labinot Elshani, Generalbevollmächtigter Obst & Gemüse bei Landgard. Parallel dazu werde das winterliche Beeren-Angebot breiter und die Werbeintensität- und -attraktivität nähme weiter zu. „Das alles hat nicht zuletzt auch zu allgemeinen Imagezuwächsen und einer positiven Wahrnehmung von Beeren als Vitaminbomben, Muntermacher und leckerem Snack beigetragen“, so Elshani.

Stephan Rötzer, Gründer und Geschäftsführer der SanLucar Gruppe, bestätigt, dass Nachfrage und Abverkauf stetig ansteigen. Auch er sieht die Verbindung zum gestiegenen Gesundheitsbewusstsein der Kunden.

Positiver Trend auch im Winter
Doch wo kommen die Beeren her, wenn die Ernte in Deutschland nicht ausreicht oder über die kalte Jahreszeit mit Produkten aus anderen Ländern gedeckt werden will? „Auf der Nordhalbkugel werden Beeren vor allem in Spanien, Portugal, Marokko und natürlich in Deutschland angebaut“, erklärt Stephan Rötzer. „Auf der Südhalbkugel sind es Chile, Peru und Mexiko.“

Ähnlich sieht es auch bei SanLucar aus. Hier stammten die Himbeeren aktuell vor allem aus Spanien, Marokko und Portugal, während die Heidelbeeren aus Übersee importiert würden, beschreibt Labinot Elshani. Schwerpunktmäßig kämen diese aus Chile und Peru. Die Erdbeeren stammten aus Ägypten, Marokko und Spanien.

Spanien wird oft als das Gewächshaus Europas bezeichnet. Auch für den Beerenanbau herrschen hier ideale Bedingungen. So stammen Erdbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren oder Himbeeren oft aus Andalusien, wo mikroklimatische Besonderheiten vorherrschen. Das milde, regenarme Klima mit saisonalen Regenperioden ist hervorragend für den Beerenanbau geeignet. Zusätzlich gibt es in Südeuropa ausgezeichnete Bodeneigenschaften. Der niedrige pH-Wert der trockenen Böden lässt die Früchte besonders gut gedeihen.

Top-Lieferanten aus dem Süden
Daneben wird der Beerenanbau in Marokko immer beliebter. Das nordafrikanische Land hat eine der wachstumsstärksten Beerenproduktionen. So hat sich die Anbaufläche innerhalb der letzten zehn Jahre auf rund 9000 Hektar verdreifacht. Schätzungen nach wird die Produktion in diesem Jahr voraussichtlich bei etwa 197.000 Tonnen liegen. 140.000 Tonnen davon werden exportiert – 90 Prozent davon nach Europa (Quelle: thearabweekly.com). Die klimatischen Bedingungen ähneln denen in Spanien und erlauben es, die Marktpräsenz der beliebten Früchte zu verlängern. „In der Tat ermöglicht die marokkanische Produktion, dass der Verbraucher seine Lieblingsbeeren fast zu jeder Jahreszeit frisch kaufen kann“, heißt es bei Euroberry, einem der marktführenden europäischen Handelsunternehmen.