Landwirtschaft Trübe Stimmung trotz Gewinnplus

Nach jahrelanger Durststrecke haben die Landwirte in Deutschland ein Rekordergebnis erzielt, wie der Deutsche Bauernverband bei seiner Jahresbilanz in Berlin mitteilte. Doch die volatile Marktlage trübt die Freude – denn die Aussichten seien „düster“.

Freitag, 08. Dezember 2023 - Hersteller
Lebensmittel Praxis
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Bauernpräsident Joachim Rukwied fühlt sich an das Wetter erinnert, wenn er an die wirtschaftliche Lage der deutschen Landwirte denkt: Es sei wie ein ständiger „Wechsel zwischen Hochdruck- und Tiefdruck-Wetterlagen.“ Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2022/23 stieg das durchschnittliche Unternehmensergebnis der Betriebe auf ein Allzeithoch von je 115.400 Euro – ein Plus von 45 Prozent. Angesichts sinkender Preise bei Getreide, Ölsaaten und Milch sieht Rukwied die nähere Zukunft jedoch pessimistisch: „Wir werden die guten Ergebnisse nicht halten können.“

Das jüngste Rekordergebnis, das auf der Basis von rund 8.000 landwirtschaftlichen Betrieben errechnet wurde, führt der Bauernverband vor allem auf die gestiegenen Erzeugerpreise zurück. Der Zuwachs dort fiel den Angaben zufolge deutlich stärker aus als die Preissteigerungen beim Kauf von Futter oder Vieh.

Allerdings profitieren nicht alle Betriebsformen vom Aufwärtstrend. So mussten die Obst- und Weinbauern ein deutliches Minus hinnehmen. Da hier der Personalbedarf besonders hoch sei, macht sich nach Rukwieds Worten der Anstieg des Mindestlohns besonders bemerkbar. Die ausländische Konkurrenz müsse den Arbeitskräften mitunter nicht einmal halb so viel zahlen. „Wenn wir hier nicht schnell einen europäischen Mindestlohn einführen, dann ist es um die Zukunft der Obstbaubetriebe, der Weinbaubetriebe und der Gemüsebaubetriebe düster bestellt“, warnte der Bauernpräsident.

Die Bilanz des Wirtschaftsjahres 2022/23 zeigt zudem ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Während das durchschnittliche Betriebsergebnis in Schleswig-Holstein bei über 136.000 Euro liegt, sind es in Baden-Württemberg kaum mehr als 50.000 Euro. Neben der Betriebsgröße schlagen dort laut Bauernverband die witterungsbedingt höheren Erträge bei der Getreideernte 2022 zu Buche. Zudem werde in Süddeutschland mehr Obst, Gemüse und Wein angebaut – mit all den spezifischen Problemen beim Arbeitslohn.

Sorgen bereiten den deutschen Landwirten zudem Getreideimporte aus der Ukraine. Seit Kriegsbeginn seien rund 40 Millionen Tonnen in die EU geliefert worden. „Das entspricht einer durchschnittlichen deutschen Getreideernte“, warnte Rukwied. Schätzungen zufolge werde dadurch der Getreidepreis um 40 bis 60 Euro je Tonne gedrückt. Zum Vergleich: Im Wirtschaftsjahr 2022/23 erlösten die deutschen Landwirte für Brotweizen durchschnittlich 272 Euro je Tonne. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 kann das Land seine Schwarzmeerhäfen kaum noch zur Ausfuhr in alle Welt nutzen. So kommen ukrainische Agrarprodukte überwiegend über die Landesgrenzen Richtung Europa.

Angesichts der unsicheren Lage halten die Landwirte ihr Geld zusammen. So verharren die Investitionen trotz wirtschaftlicher Erholung auf niedrigem Niveau. Rukwied macht dafür auch unklare politische Rahmenbedingungen verantwortlich – vor allem beim angepeilten Umbau der Ställe. Der agrarpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Albert Stegemann (CDU), beklagt deshalb fehlende Rückendeckung durch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). „Stattdessen denkt die Ampel laut über weitere Auflagen und verschärfte Regeln nach“, kritisiert Stegemann. Das sei jedoch „jenseits aller Realitäten“.

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