„Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten ist im Vergleich zum Vorjahr um 11,5 Prozent gestiegen“, bilanziert Fiedler das Jahr 2022. Auch unter Berücksichtigung der hohen Inflation im vergangenen Jahr sei das eine solide Entwicklung.
Der Absatz konnte allerdings nicht in allen Bereichen entsprechend mithalten. So sei der Absatz von fairem Kaffee im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent auf 26.969 Tonnen gesunken. Sein Marktanteil liegt gemessen am Gesamtabsatz von Röstkaffee in Deutschland bei 5,6 Prozent. Auch der Absatz von fairer Schokolade ging im vergangenen Jahr um 2 Prozent auf 5.424 Tonnen zurück. Damit beläuft sich der Marktanteil von fairer Schokolade in Deutschland auf 3,2 Prozent. „Hier ist noch viel Luft nach oben ist“, ist Fiedler überzeugt.
Durchschnittlich 25,83 Euro gaben die Menschen in Deutschland pro Kopf für faire Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus. Etwa 70 Prozent der Verbraucher greifen bei ihrem Wocheneinkauf mindestens gelegentlich, häufig oder sogar immer gezielt zu fair gehandelten Produkten. Das ergab eine aktuelle repräsentative Befragung im Auftrag des FFH durch das Meinungsforschungsinstitut IPSOS GmbH mit 2.165 Befragten. Die Verbraucherbefragung ergab auch, dass vor allem Konsumenten bis 39 Jahre gezielt zu fair gehandelten Produkten greifen. Allerdings sei die Bereitschaft, auch höhere Preise für fair gehandelte Produkte zu bezahlen, noch nicht in der Mehrheit angekommen. Auch hier gebe es erhebliches Um- und Abstzpotenzial.
Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des FFH, machte auf die Situation der Handelspartner in Afrika, Asien und Lateinamerika aufmerksam: „Wo sinkende Erträge infolge der Klimakrise auf horrend gestiegene Lebenshaltungskosten treffen, eröffnen faire und verlässliche Handelspartnerschaften Zukunftsperspektiven, die immer mehr Menschen verweigert werden.“ Noch immer seien viele Erzeuger gezwungen, Lebensmittel zu Dumpingpreisen an marktmächtige Konzerne zu verkaufen.
Deswegen fordert das FFH im Rahmen der Initiative für faire Preise in der Lieferkette ein gesetzliches Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten. „Vieles haben wir in den letzten Jahren erreicht“, sagt Matthias Fiedler. Er nennt das Lieferkettengesetz, das geplante EU-Lieferkettengesetz und die UPT-Richtlinie gegen unfaire Handelspraktiken. „Es muss aber wesentlich schneller gehen“, fordert der Geschäftsführer des FFH.