Amazon Das nächste große Ding

Künstliche Intelligenz (KI) ist zu einem Trendbegriff geworden. Manche sehen darin die Lösung schlechthin für viele Probleme im Handel. Eine Annäherung.

Dienstag, 12. Februar 2019 - Handel
Sonja Plachetta
Artikelbild Das nächste große Ding
Bildquelle: Amazon

Die Zahlen klingen schwindelerregend: Künstliche Intelligenz (KI) soll bis 2030 insgesamt einen zusätzlichen globalen Wertschöpfungsbeitrag von 13 Billionen US-Dollar (11,4 Billionen Euro) bringen und das globale Bruttoinlandsprodukt bis dahin jährlich um durchschnittlich 1,2 Prozent steigern, prognostiziert das McKinsey Global Institute. Damit überträfe KI den jährlichen Wachstumseffekt, den seinerzeit Dampfmaschinen (0,3 Prozent), Industrieroboter (0,4 Prozent) und die Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologie (0,6 Prozent) erzielten. Für Händler sieht das Capgemini Research Institute ein Einsparpotenzial von mehr als 300 Milliarden US-Dollar (circa 263 Milliarden Euro), wenn sie ihre aktuellen KI-Anwendungen skalieren und erweitern.

In ganz Europa lag das Marktvolumen im vergangenen Jahr allerdings laut einer Studie des European Information Technology Observatory (EITO) bei gerade einmal zwei Milliarden Euro. Für 2019 sagt das EITO ein Wachstum auf drei Milliarden Euro voraus, bis 2022 immerhin eins bis auf zehn Milliarden Euro. Der Studie zufolge wird der Handel, neben dem Gesundheitswesen, in der Zeit am meisten in KI investieren.

Ein bisschen erstaunen diese Annahmen. Schließlich ist oft gar nicht ganz klar, was mit dem Trendbegriff „Künstliche Intelligenz“ genau gemeint ist. Der Digitalverband Bitkom sieht bei allen kursierenden Erklärungen nur einen gemeinsamen Nenner: „KI ist die Simulation kognitiver Fähigkeiten mittels technischer Hilfsmittel, die bisher dem Menschen vorbehalten waren.“ Professor Stephan Rüschen (siehe Gastbeitrag auf Seite 20) definiert den Ausdruck so: „KI ist der Überbegriff für Anwendungen, bei denen Maschinen menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen. Die Grundidee besteht darin, dass Maschinen eine Annäherung an wichtige Funktionen des menschlichen Gehirns schaffen – Lernen, Urteilen und Problemlösen.“

„KI ist die wichtigste Schlüsseltechnologie der nächsten Jahrzehnte.“
Bitkom-Präsident Achim Berg

Meist werden unter KI verschiedene Technologien und Verfahren verstanden. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder hat ein breites Angebot an marktfähigen Lösungen, die KI nutzen, ausgemacht: „Es reicht von Software-Tools, die für Sprach- oder Bilderkennung genutzt werden können, über fertige Lösungen etwa für Chatbots zur Kundenberatung bis zu komplexen Anwendungen, mit denen sich personalisierte Mailings fast ohne menschliches Zutun versenden lassen.“

In Deutschland sind die Unternehmen jedoch noch zurückhaltend. In einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom gibt nur jedes vierte deutsche Unternehmen mit 50 oder mehr Beschäftigten (25 Prozent) an, der KI-Technologie interessiert und aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Gastautor Stephan Rüschen hält das für einen Fehler. Im Category Management zum Beispiel könne KI schon heute mehr leisten als der Mensch, schreibt er (siehe Seite 20). Auch beim Kampf gegen Ladendiebstahl kann eine KI-basierte Software hilfreich sein (siehe Seite 18). Doch nicht immer kann KI die Erwartungen erfüllen. Edeka-Kaufmann Roman Stengel hat sich einen Pepper-Roboter angeschafft – in der Hoffnung, dass dieser eines Tages die Kunden zu Produkten am Regal begleiten kann. So weit reicht das Spektrum des Droiden aber nicht. „Die Kunden mögen seine freundliche Art, aber mehr als vorgefertigte Antworten geben kann Pepper derzeit nicht“, sagt Stengel. Der Speicher sei zu klein, als dass der Roboter komplexere Aufgaben übernehmen, sich also weiterentwickeln, könnte.

Auch wenn viele Unternehmen noch skeptisch sind und sich bei dem Thema zurückhalten: Das Interesse an KI ist dennoch groß. Vielerorts werden in unterschiedlichen Bereichen KI-basierte Lösungen getestet. Der Handel in Deutschland befindet sich laut dem Whitepaper „Smart Store“ von Europäischem Handelsinstitut und Microsoft „inmitten einer Konzeptions- und Ausbauphase“. In dem Papier heißt es aber auch: „Der Weg zum vernetzten Store, in dem Kunden personalisiert über intelligente digitale Services angesprochen und operative Prozesse optimal digitalisiert und automatisiert werden, gestaltet sich oftmals beschwerlich und äußerst komplex.“

 

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