Fertiggerichte Noch lange nicht fertig!

Der Fertiggerichte-Markt braucht Impulse. Für die Kategorie sprechen die heutigen Konsumgewohnheiten. Aber der Zugang zum Gaumen ist umkämpft.

Donnerstag, 14. Februar 2013 - Sortimente
Dieter Druck
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Jede Mahlzeit bietet die Gelegenheit, um Zugang zu den Konsumenten zu bekommen. Unter diesem Aspekt bietet der Markt für Fertiggerichte ein enormes Potenzial, gleich ob trocken oder nass, bzw. konserviert oder frisch. Dabei treiben zwei Aspekte das Geschehen. Da ist zum einem ein steigender Convenience-Anspruch, der die Nachfrage nach zeitsparenden Angeboten und „On-the-go-Lösungen“ auslöst. Auf der anderen Seite besteht der Wunsch nach gesunden und natürlichen Lebensmitteln. Hier bestimmen eher Frische und Natürlichkeit (z. B. Clean Label, ohne Zusatzstoffe) die Nachfrage.

Alles wichtige, aber keine neuen Trends, wie man bei Knorr in Hamburg konstatiert. Die gesamte Kategorie wurde rezepturseitig überarbeitet und kann damit den Claim „Guter Geschmack ist unsere Natur“ tragen.“

Damit verbunden ist aus allgemeiner Herstellersicht ein steigender Qualitätsanspruch bei den Bundesbürgern. Zumindest bei denen, die das Ziel verfolgen, sich gesünder bzw. natürlicher zu ernähren. Was nicht heißt, dass der Preis ausgeblendet ist. Schwellen bestehen und sind nach wie vor zu beachten.

Darüber hinaus konkurrieren die Fertiggerichte bei den Außer-Hauser-Verzehrern mit einem in der Regel günstigen Fast-Food-/Snackangebot in verhältnismäßig guter Qualität.

Gleichzeitig sieht man bei Mars Food den Wunsch, auch zu Hause ein „Restaurantessen“ zu genießen, der dem Markt neue Verwender bringt.

Für Barilla stellt sich auch nicht die Frage gekühlt oder ungekühlt. „Beide Angebotsformen bedienen unterschiedliche Bedürfnisse“, heißt es in Köln. So eigne sich ein ungekühltes Produkt besser für den Einsatz unterwegs oder als Büromahlzeit, da es einfach zu transportieren sei und nicht auf die Einhaltung der Kühlkette geachtet werden müsse. Kühlbedürftige Gerichte würden dagegen häufiger zuhause verwendet, wenn Kühlschrank/Eisfach und Mikrowelle/Backofen zur Verfügung stünden.

Barilla ist seit 2012 in der Kategorie Pasta und Pastasaucen im deutschen Markt unterwegs. „Die Einführung der fertigen Pastagerichte im April vergangenen Jahres hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Die Distribution konnte in den ersten Monaten nach dem Launch zügig auf- und ausgebaut werden, so dass die Gerichte nahezu überall im deutschen LEH verfügbar sind“, so Claus Butterwegge, Geschäftsführer Barilla Deutschland.

Im Sortiment der Reis- und Pasta-basierten Nassfertiggerichte in Bechern, Beuteln und Schalen, ohne Eintöpfe und Ravioli, konnte sich Barilla behaupten und sich nach eigenen Angaben Ende 2012 in puncto Umsatz gegen bestehende Wettbewerber durchsetzen. „Barilla belegt mit den Pastagerichten aktuell die ersten drei Plätze. Umsatzstärkste Sorte ist der Klassiker Barilla Maccheroni alla Bolognese“, erläutert Butterwegge. Anfang April wird es eine Line Extension geben. TV-Werbung und PoS-Aktionen unterstützen die Einführung von zwei neune Varianten, die sich an den Saucen-Rezepturen Ricotta und Olive orientieren werden.

„Langfristig ist das Ziel, neben unserer Marktführerschaft im Bereich Pasta und Pastasaucen auch die Nummer 1 bei dem den fertigen, ungekühlten Pastagerichten zu werden und uns so einen festen Platz im Convenience-Segment zu sichern.

Struik Foods sieht zudem großes Potenzial für gekühlte Fertiggerichte. „Das wird auch nicht den Konservenbereich kannibalisieren, da die Produkte eine ganz andere Zielgruppenansprache haben“, ist man in Beelitz überzeugt. Struik Foods verfügt in diesem Feld über Herstellerkompetenz und beliefert bereits Märkte in anderen europäischen Ländern, die in dieser Kategorie eine Vorreiterrolle haben bzw. weiter entwickelt sind als der deutsche. Die im vergangenen Jahr unter das Dach von Struik Foods gewechselte Marke Sonnen Bassermann entwickele sich in den Teilmärkten Eintöpfe sowie Suppen gut und deutlich besser als der Markt. In der Sektion Menüschalen erzielte Sonnen Bassermann laut Nielsen Market Track (LEH und DM ohne Discount KW 39/12) in einem rückläufigen Markt (-3,4 Prozent) ein Plus von 16,2 Prozent. Der Hauptwettbewerber unter den Marken lag dagegen knapp 30 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Segment hat Sonnen Bassermann einen Marktanteil von 45,7 Prozent.

Laut Marktforschung wünschen sich Konsumenten Sonnen Bassermann als Ankermarke in den Regalen. Aber nicht nur wegen dieses Status’ will man dem Markt über Innovationen neue Impulse geben. Im März wird mit „Meine Currywurst“ ein neues Snack-Konzept eingeführt. Zwei Varianten werden in der 400-g-Dose zu einem UVP von 2,49 Euro angeboten. Die Restlaufzeit beträgt 36 Monate – leichtes Handling für den Handel.

Das deckt auch den Trend zur traditionellen deutschen bzw. regionalen Küche ab, den Sonnen Basserman mit verschiedenen Produktkonzepten bedient. Neben dem regionalen Bezug besteht aus Sicht von Sonnen Bassermann auch ein saisonaler (z.B. Oster- bzw. Weihnachtsvarianten), der Potenzial verspricht, ebenso wie Clean-Label-Rezepturen, die den Wunsch nach „natürlichen/gesunden Zutaten“ stützten. Dazu geselle sich das Thema Nachhaltigkeit. So werde heute schon bei der Rohstoffbeschaffung darauf geachtet, möglichst nachhaltige Konzepte zu unterstützen, heißt es in Beelitz. „Mit Blick auf unsere Traditionsmarke ist dies eine wichtige Investition in die Zukunft.“

Mars Food setzt mit vier Hebeln beim Wachstum an. Als da wären: nachhaltig und sozial, gesund und nahrhaft, einfach und lecker sowie Inspiration beim Einkaufen. Letzteres heißt: beim Einkauf Impulse für neue Rezepte und Kochideen zu liefern. So beispielsweise regen Rezeptblöcke für Regal, Zweitplatzierung oder die Bedienungstheke insbesondere jene Kunden an , die ohne feste Menüplanung einkaufen. Dabei sollten möglichst einfache Ideen und Lösungen angestrebt werden. Die Rezeptblöcke sind individuell gestaltbar.

Darüber hinaus werden Händlern Verkostungen sowie Zweitplatzierungen für jedes Format als zusätzliche Stimulanz am PoS geboten. Und als weiteres Instrumentarium zur Hebung von Potenzialen werden Category Management sowie Promotion-Effizienzanalysen offeriert.

Buss, als einer der führenden Anbieter von Dosen- und gekühlten Schalenfertiggerrichten in Deutschland, prognostiziert aufgrund der soziodemografischen Entwicklung, vor allem wegen des Geburtenrückgangs, einen mengenmäßig schrumpfend Markt für Fertiggerichte, aus dem jedoch durch Innovationen weiterhin ein wertmäßiges Wachstum zu generieren sei. Robert Augustin, Leiter Geschäftsfeldentwicklung und Marketing, nennt neue Produktranges wie Asia-Suppen, gekühlte Süßspeisen oder Fleischklößchen-Eintöpfe als Beispiele. Großes Potenzial schreibt er zudem den mikrowellengeeigneten 400-g-Suppen-Bowls mit „Thermosleeve“ für den Direktverzehr aus dem Gebinde zu.

Die bayerische Verwurzelung ist ein Pfund, das u.a. die Fleischwerke Zimmermann in Tannhausen in die Waagschale werfen. Das Unternehmen legt großen Wert auf Regionalität. Diese biete den Endverbrauchern Sicherheit, Bodenständigkeit und Natürlichkeit in einer zunehmend globalisierten und schnelllebigen Welt. Nicht nur im SB-Bereich, sondern auch bei Konserven-Produkten zeige die Absatzentwicklung der letzten Jahre, dass regionale Spezialitäten und im Besonderen die bayrischen Schmankerl voll im Trend lägen. Auch jenseits der weißblauen Grenzen.

Weight Watchers verzeichnete 2012 nach eigenen Angaben ein „gutes Absatzwachstum“, das sich im laufenden Jahr fortsetzen soll. Neue, trendgerechte Produkte sollen dazubeitragen. So bringt man zusammen mit Lizenzpartner Gastina im Segment der gekühlten Fertiggerichte im Frühjahr mit Linguine al Limonemit Hähnchenbrust und grüner Spargel eine limitierte Variante in der 350-g-Schale auf den Markt. Im Segment der ungekühlten Fertiggerichte, in Kooperation mit H.J. Heinz, werden gerade vier Bechergerichte (400 g) gelauncht. Sie sind innerhalb von vier Minuten in der Mikrowelle verzehrfertig. Clean Label und bis zu 71 Prozent Gemüseanteil werden als besondere Produktmerkmale genannt.

Es ist also Bewegung im Markt. Die Angebotsform scheint zweitrangig. Trocken und nass, gekühlt und ungekühlt haben nach wie vor ihre Verwenderschaft und damit Daseinsberechtigung. Hauptsache schnell, natürlich und geschmacklich einwandfrei.

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