Gekühlte Convenience Frische mit Charakter und Anspruch

Gekühlte Convenience profitiert weiterhin von frischeorientierten Handelskonzepten. Das Angebot wird breiter und die Zahl der Anbieter steigt.

Sonntag, 07. Oktober 2012 - Sortimente
Dieter Druck
Artikelbild Frische mit Charakter und Anspruch
Umsätze und Absätze mit gekühlter Convenience im LEH (Quelle: Symphony IRI Group)
Bildquelle: Ku00e4mper

Die frische Teigware ist kein explosionsartig wachsendes Segment. Turbo-Effekte waren bislang nicht zu registrieren. Aber steigende Käuferreichweite und organisches Wachstum aufgrund steigender Verwendungshäufigkeit sorgen für eine grundsolide Entwicklung. Zudem wirken verstärkte Promotionaktiväten auf Marken- wie auf Private-Lable-Ebene sowie Neuheiten und breitere Sortimente. Das Angebot wird breiter und damit „nischiger“. Ob das dann noch mit der Drehfreude korreliert, bleibt abzuwarten.

Jedenfalls ist Wachstum zu verzeichnen. Im 1. Halbjahr waren es mengenmäßig plus 6,9 Prozent, und die Umsätze lagen mit 168,2 Mio. Euro um 5,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Die positive Ab- und Umsatzentwicklung resultiert in erster Linie aus der gefüllten Pasta.

Die Schweizer Pastinella Orior AG will sich mit gekühlten Teigwaren als neuer Anbieter auf dem hiesigen Markt etablieren. In Österreich hat das Unternehmen jüngst die Spar als Neukunden für Pastinella gewonnen. Laut Product-Managerin Sylvia Fischer laufen derzeit auch Gespräche mit verschiedenen deutschen Handelsunternehmen. Dabei ginge es sowohl um das Markengeschäft unter Pastinella als auch um Handelsmarkenkonzepte. „Alles ist machbar, von traditionellen bis innovativen Rezepturen, gefüllt sowie ungefüllt und das über alle Preisebenen.“ Low Carb, der Einsatz alternativer Mehle, gluten- und laktosefrei sowie der auf ein Maximum von 1,3 Prozentanteil festgelegte Salzgehalt bieten Möglichkeiten zur Differenzierung. Dazu kommt die sogenannte Swissness. Einen weiteren Vorteil sieht Fischer in der hohen Flexibilität, die u. a. erlaubt, mit Chargen ab 800 kg aufwärts zu arbeiten. Die Restlaufzeiten bewegen sich zwischen 21 und 25 Tagen. Der Vertrieb wird über die Orior Deutschland GmbH laufen.

Hilcona engagiert sich weiterhin im deutschen Markt. Die Liechtensteiner entwickeln sich hierzulande nach eigenen Angaben in den Segmenten gefüllt und ungefüllt stärker als der Markt. Dies ist auch Ziel für die kommenden Jahre, gestützt auf Innovationen und Investitionen in den Markt. Mit mehr als 20 Prozent Marktanteil sei Hilcona Marktführer. Das Wachstum, so Senior Product Manager Rico Grünenfelder, resultiere primär aus der Marke und in einem geringeren Umfang aus Sortimentsverbreiterungen im Handelsmarkenbereich.

Mit der italienischen halbtrockenen Pasta startet Hilcona ab Oktober eine neue Linie, die „andere sensorische und haptische Eigenschaften vermittelt“. Originalzutaten aus der Region Verona, der Wiege der Pasta, roher, intensiv gelber Teig und die Anmutung wie handgemacht durch die Verwendung traditioneller Bronzematrizen sind wesentliche Merkmale der Range, die mit den Sorten Tortelloni Ricotta/Spinat und Ravioli Bolognese startet. Die 200-g-Packung (nach dem Kochen 250 g) wird zu einem UVP von 2,79 offeriert.

Weitere Möglichkeiten der Marktexpansion sieht Grünenfelder in einer Ausweitung des Aktionsgeschäfts. Der Anteil liege noch deutlich unter 20 Prozent. Nielsen beziffert den Promotionanteil über die wesentlichen Food-Sortimente mit 41 Prozent. Damit liegt frische Pasta, die zudem eher impulsiv als geplant gekauft wird, deutlich unter dem Durchschnitt.

Interessant ist die Einschätzung der Liechtensteiner zum Thema Ultrafrische: Die Ultrafische mit Haltbarkeiten unter sieben Tagen sei in der Schweiz ein sehr großer Markt und werde auch in Deutschland künftig Marktanteile gewinnen. Voraussetzung sei allerdings die gemeinsam mit dem Handelspartner erstellte logistische Basis.

Konträr dazu die Sicht von Oliver Frielingsdorf, Marketingleiter bei Steinhaus. „Aktuell erkenne ich im Segment der Frischteigwaren keine besonderen Ambitionen zur Ultrafrische. Ich sehe die Frische aber generell als nicht erschöpfend definiert an. Verbraucher haben es schwer bei der Orientierung z. B. von Restlaufzeiten bei Frischartikeln. Hier könnte künftig weitere Aufklärung geleistet werden. Ultrafrische ist extrem aufwändig, teuer und lässt sich deshalb nur schwer durchsetzen.“

Potenzial macht Frielingsdorf dagegen bei bedarfsgerechten Verpackungen aus. Ein Thema, das durch die Diskussion über die Verschwendung von Lebensmitteln zusätzlich befeuert wird. Mit Großgebinden war bislang abseits der Gastro- und GV-Schiene im Frischebereich bislang ohnehin nicht viel zu bewegen. „Das Thema Kleinpackung orientiert sich nicht nur am typischen Singlekonsum, sondern bedient ebenso die individuelle Auswahl innerhalb von Mehrpersonenhaushalten.“ Da die klassischen Essenzeiten immer weniger Bedeutung hätten, könnten Kleinpackungen als Helfer dienlich sein. Andererseits wird argumentiert, dass die Akzeptanz für Kleinpackungen nicht ausgeprägt sei, weil mit dem Makel „relativ zu teuer“ behaftet.

Bei Steinhaus behält man auch das Segment der Nudelfertiggerichte im Blick, räumt aber gleichzeitig ein, dass in Deutschland eine extreme Preisorientierung bei gekühlten Fertiggerichten bestehe. „Da wir aber für einen LVP von 1,49 bis 1,59 Euro keine wirkliche Qualität anbieten können, haben wir uns nicht weiter damit beschäftigt“, sagt Frielingsdorf. Die Ofengerichte-Range mit Artikeln wie der Lasagne Bolognese zähle schon lange zum Sortiment und werde mit neuen Ideen ausgebaut. Seit zwei Wochen hat Steinhaus eine neue Maultasche im Markt platziert. „Mit neuer Form, neuem Geschmack und neuer Größe bieten wir eine echte Alternative zum bestehenden Sortiment“, sagt Frielingsdorf. Die frischen Maultaschen werden zu jeweils 300 g im Schlauchbeutel mit Reiterbandetikett angeboten. Darüber hinaus habe man weitere Innovationen in der Pipeline und beschäftige sich fortwährend mit veränderten Konsumgewohnheiten. Zudem profiliere sich Steinhaus gegenüb er dem Handel weiterhin mit intensiver Marktbegehung und hohem Servicegrad.

Bei Albgold in Treuchtlingen verzeichnet man ebenfalls Wachstum mit den gekühlten, vorgegarten Teigwaren (Zahner), die seit vergangenem Jahr auch unter dem Markendach Alb-Gold laufen. Hier stehen vor allem die größeren Gebinde von 1 kg aufwärts im Mittelpunkt. Der Bereich Kleinpackungen wird als „weitgehend gesättigt“ bewertet. „Für uns ist da nicht viel zu bewegen“, sagt Marketingleiter Matthias Klumpp. Deshalb bediene man dieses Segment mit saisonalen Angeboten wie Leber- und Spinatspätzle oder Maultaschen mit verschiedenen Füllungen. Außerdem agiert man im Kleinpackungsbereich mit regelmäßigen Overfill-Aktionen.

Die SGS Geniesser Service GmbH in Laage-Kronskamp (nahe Rostock) führt zurzeit im Kühlregal ein Lasagne-Kit unter der Marke Don Alfonso zum Selbermachen ein. Positive Erfahrungen mit dem Abverkauf des Pizza-Kit haben nach eigenen Angaben zur Ausweitung der Range animiert. Teigplatten, Lasagne- und Béchamelsauce sowie geriebener Käse und Auflaufform für den Backofen sind im Paket. 250 g Hackfleisch müssen zugegeben werden.

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Bild öffnen Convenience: Geku?hlte Frische profitiert weiterhin von frischeorientierten Handelskonzepten. (Bildquelle: Kämper)
Bild öffnen Umsätze und Absätze mit gekühlter Convenience im LEH (Quelle: Symphony IRI Group)

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