Süßes sonst gibts Saures Einige Fragezeichen

Neue Preisrunden, explodierende Rohstoffkosten – nicht die besten Bedingungen für die Süßwarenbranche, aber der verhaltene Optimismus hält an.

Mittwoch, 08. September 2010 - Sortimente
Dieter Druck
Auch CFP wächst im deutschen Zuckerwarenmarkt. Die Marke Mentos verbuchte 2009 ein Wachstum von 12 Prozent. Mit einem Nielsen-Umsatz von ca. 75 Mio. Euro gehört sie zu den etablierten Süßwarenmarken. Der Einstieg in das Segment Kaugummi habe Impulse gesetzt, so Geschäftsführer Beiß. Eine stabile Entwicklung verzeichne Fisherman's Friend, u.a. durch die Promotion 2+Dose, die für ein „deutlich zweistelliges Wachstum“ gesorgt haben soll. Zufrieden ist man darüber hinaus in Bonn mit der stabilen Marktposition von Chupa Chups. Mit Chupa Chups Bubbly und Minis wurden Neuheiten eingeführt, die am wertmäßigen Wachstum des Zuckerwarensegmentes Lutscher von 33,5 Prozent Anteil haben. Im Zuge der Optimierung von Inhaltsstoffen und Rezepturen werden für die Marke nur noch natürliche Farbstoffe und Aromen eingesetzt. Mentos ist zum neuen Jahr auf „just natural“ umgestellt worden. Ein Qualitätssiegel lobt die natürlichen Inhaltsstoffe aus.

Das Thema Fußball WM wird u. a. über große Sampling-Aktionen z. B. bei Public Viewing (Großbildschirme auf öffentlichen Plätzen) aufgegriffen. Chupa Chups kommt mit einer Deutschlanddose, darin der schwarz-rot-goldene „Zungenmaler“. Neuheiten im 1. Halbjahr sind Chupa Chups Heaven & Hell, Smint Tins, Mentos-Kaugummi in der Flip-Top-Box und Fisherman´s im Hängebeutel.

Auch Haribo gibt Gas. Der Marktführer in den Segmenten Fruchtgummi/Schaumzucker/Lakritz verzeichnete im vergangenen Jahr ein leichtes Umsatzplus und untermauerte seine Marktposition. Hervorgehoben wird der nachhaltige Erfolg der Saft-Goldbären, u. a. Gewinner bei der Handelsbefragung HIT und beim LP-Verbrauchervotum Produkt des Jahres 2010. Für das laufende Jahr sind auf Produktseite verschiedene Schwerpunkte vorgesehen. Derzeit läuft die Promotion „Der Goldbär hat ein Herz für Kinder“, mit entsprechend hohem Werbeeinsatz. Dazu kommen übers Jahr verteilt Neueinführungen. In der zweiten Jahreshälfte wollen die Bonner im Zuge des Haribo Colorado-Relaunches für „einige Überraschungen“ sorgen. Das Thema Fußball-WM wird über spezielle Produkte und Zweitplatzierungen (z. B. Torwand-Display) am PoS umgesetzt. Als weitere Maßnahme wird das Marketing-Budget für die Marken Haribo und Maoam für 2010 erhöht. Im gegebenen Umfeld sieht man bei Haribo einerseits die Handels-Marken und andererseits starke, dem Konsumenten vertraute Marken als Profiteure. „Dazwischen wird es schwierig.“ Kritisch wird der „Preis-Aktionismus“ bewertet: „Kurzfristig sind diese Maßnahmen mit Sicherheit erfolgreich, langfristig, das zeigt die Vergangenheit, ist das Rad der Wertevernichtung nicht so leicht zurückzudrehen.“

Bei den Schokoladenwaren schlagen ganz offensichtlich die Preiserhöhungen (Ende 2008) zu Buche. Insgesamt lagen die Umsätze bis Ende November 2009 1,3 Prozent unter Vorjahres-Niveau und und der Absatz hinkte mit minus 2 Prozent hinterher. Unter der Vertriebskanälen konnten allein die Harddiscounter und Impulsverkaufsstellen zulegen. Bei den anderen schrumpften die Schoko-Umsätze. Einzig Pralinen und hier die Sektionen Pralinenähnliche und Alkoholpralinen überzeugten mit einer positiven Entwicklung. Dabei verzeichneten die Handelsmarken ein überproportionales Wertplus von 12,2 Prozent. Von den 35 Mio. Wertzuwachs entfielen 20 Mio. Euro auf die Handelsmarken. Zugleich der einzige Bereich innerhalb der Schokoladenwaren, in dem die Private Labels gewinnen konnten.

Die Tafelschokolade mussten ein Minus von 3,2 Prozent hinnehmen. Hier verbesserten sich allein die Großtafeln über 100 g leicht. Ansonsten hatten Harddiscount und Handelsmarke einen überproportionalen Anteil am Minus im Tafelsegment. Ritter Sport bewegte sich 2009 nach eigenen Angaben nahezu auf Vorjahresniveau, gewann im schrumpfenden Markt Anteile und konnte auch im Großtafelsegment punkten. Die Bio-Range wird als „im Wesentlichen stabil“ eingestuft, wobei die Sorte Bio-Macadamia besondere Verbraucheresonanz erfahren haben soll. Bio und die verschiedensten Facetten der Nachhaltigkeit sind Themen, die schon länger in der Firmenphilosophie verankert sind.

Vor allem bei Tafelschokolade wird die Premium-Delle offenbar, auf die etablierte Markenanbieter wie z. B. Lindt mit Preisreduktion reagiert haben. Dazu kommen für sie die Premium-Bemühungen der Handelskonzerne mit eigenen Labels, die, so die allgemeine Einschätzung, noch verstärkt werden dürften. Sie haben keinerlei Listungsprobleme und genießen, weil strategisch, auch anderweitig vorrangige Behandlung.

Nestlé Kaffee?  &?  Schokoladen hält mit Markenstärke dagegen. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Werbebudgets „deutlich erhöht“ wurden, wird 2010 noch einmal eine Schippe draufgelegt. „Wir setzen auf ganzheitliche 360°-Kampagnen, die TV, Print, Online und PoS-Aktivitäten verzahnen“, erklärt Marketing-Geschäftsführer Karsten Kühme. Für After Eight und die Snacking-Range wurde zum Jahreswechsel ein Verpackungs-Relaunch vollzogen, der jetzt auch am PoS angekommen ist. Dort ist für Nestlé Kaffee ? & ? Schokoladen ebenso die WM ein großes Thema. Auch hier stehen die Snacking-Produkte im Mittelpunkt. Neben gemischten und sortenreinen Displays werden für Mittel- und Großflächen Event-Platzierungen unter dem Motto „Knuspern wie die Weltmeister“ angeboten. Im April/Mai unterstützt eine groß angelegte TV-Kampagne den Abverkauf. Die im Herbst als Limited Edition eingeführten Choclait Sticks werden auf Grund guter Performance dauerhaft ins Sortiment aufgenommen.

Auch Claus Cersovsky, Geschäftsführer Rübezahl Schokoladen und Gubor Schokoladen, erkennt im eigenem Umfeld keine Krise im Premium-Sektor. „Für Gubor können wir das nicht bestätigen, sicherlich auch, weil wir aktuell noch im Distributionsaufbau sind.“ Bei der ISM wird unter Gubor die „Harald Wohlfahrt Meisterklasse Edition“ vorgestellt. Im 70. Jahr der Markengeschichte wird es eine Sonderauflage der Silbernuss in einer Geschenkdose geben. Auch im Segment Puffreis kommt das Dettinger Unternehmen weiter. Diverse Neulistungen und ein zweistelliges Wachstum sind u.a. Resultat einer Verpackungsumstellung auf wiederverschließbare Flow-Packs und TV-Werbung.


{tab=Diagramm, Krisengewinner?}
Süßwaren-Umsatz in Mio. Euro, nach Kanälen, Jan. Nov. 2009, in Klammern: Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent.

{tab=Diagramm, Verbesserungsfähig}
Süßwaren-Umsätze nach Warengruppen, in Mio. Euro, LEH + DM + Impuls + Tankstellen + Discount, 2009 bis KW 48, In Klammern: Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent.


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