Honig Majas letzter Einsatz

Forscher schlagen Alarm: Selten sind so viele BienenVölker gestorben wie im letzten Jahr. Nicht nur, aber auch wegen des harten Winters. Die Konsequenzen.

Dienstag, 31. August 2010 - Sortimente
Heidrun Mittler


Endlich Frühling! Maja, die wild lebende Honigbiene, lässt sich von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne wärmen, spreizt ihre hauchdünnen Flügel und macht sich an die Arbeit. Etwa 4.000 Blüten wird sie heute im Lauf des Tages anfliegen und Futter sammeln – das übliche Pensum für eine Sammelbiene. Dabei wird sie 40 Mal zu ihrem Stock zurückzufinden, um dort ihre Ausbeute zu deponieren. Wohin zuerst? Zu den Apfelbäumen, die Blüten haben sich gerade geöffnet. Auf der Plantage angekommen, macht Maja eine erschreckende Entdeckung: Sie ist fast allein auf breiter Flur, nur ein paar Hummeln ziehen dort ihre Kreise. Dabei weiß sie genau, dass üblicherweise eineinhalb Bienenvölker – das entspricht etwa 45.000 Bienen – nötig sind, um einen Hektar Apfelbäume zu bestäuben.

Doch der zurückliegende Winter war lang und bitterkalt, mehr als doppelt so viele Honigbienen wie üblich sind gestorben. Bienenforscher gehen davon aus, dass der Winter 2009/2010 bis zu 200.000 Völker um ihre Existenz gebracht hat. Majas Stock ist zwar nicht komplett ausgestorben, aber stark dezimiert. Viele Bienen sind schlichtweg verhungert, und das im späten Sommer. Der Grund: Auf den Feldern gedeihen oftmals nur noch Monokulturen. Sind diese Felder abgeerntet, finden die Bienen keinen Nektar und keinen Pollen mehr. Das Unkraut am Wegesrand ist schon lange mit Pestiziden bekämpft worden. Und viele Bauern mähen in Deutschland ihre Wiesen, bevor diese zu blühen beginnen. 
 
Wenn die unterernährten Insekten dann noch auf einen üblen Schädlingen, die Varroa-Milbe, stoßen, ist es um sie geschehen. Die Milbe saugt das Blut der Insekten und überträgt dabei Krankheiten. Nicht nur die einzelne Biene ist betroffen, meist vermehren sich die Erreger in Windeseile und rotten alle Bewohner des Stocks aus. Umweltgifte aller Art haben die Tiere anfällig gemacht, angefangen von Pestiziden bis hin zu Saatgutbeizmitteln. Schon heute gibt es Landstriche, die fast frei von wild lebenden Bienen sind. Wenn man die Flüsse aber weiter begradigt und die Landschaft betoniert, finden die Insekten höchstens noch auf den Friedhöfen ein reiches Nahrungsangebot. 
 

Die gut genährte, wild lebende Sumse-Biene, die sich den lieben langen Tag lang den Bauch füllt, kommt wohl nur noch in Kinderbüchern vor. Die Praxis sieht anders aus: Imker ziehen mit ihren Völkern von Plantage zu Plantage, um Obstbäume zu bestäuben. Apfelblüten beispielsweise sind weitgehend steril und somit auf Fremdbefruchtung angewiesen. Biologen zählen Bienen zu den wichtigsten Nutztieren, der Bestäubung wegen, sie kommen gleich hinter Rind und Schwein. Andere Insekten wie Hummeln können die Arbeit nur zu einem Teil auffangen, mit dem Ergebnis, dass dann die Erträge von Ackerpflanzen sinken.

Wenn die Bienen sterben, leiden auch die Vögel Hunger, weil weniger Samen und Beeren gebildet werden. Und wenn die Bienen sterben, dann sind auch die Imker in Sorge, schließlich wird Honig knapp und zunehmend teurer. Die Frage: Zieht das ein Umdenken der Menschen nach sich, ändert sich ihr Verhalten? Oder gibt es statt Honig einfach Marmelade aufs gebutterte Brötchen?
Kontrolle: Die Imkerin nimmt ihre Bienen kritisch in Augenschein. Zu den Feinden der Biene zählt u. a. die Varroa-Milbe, die Krankheiten überträgt.
Kreislauf der Natur: Bienen befruchten Obstbäume, die Früchte hervorbringen. Und sie produzieren das Naturprodukt Honig.

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