Kindernahrung Gesund ins Leben

Convenience-Produkte und Snacks sind die Wachstums-treiber im Markt für Kleinkinder-Lebensmittel. Insgesamt sind die Zuwachsraten mit Spezialnahrung hoch.

Freitag, 24. Juni 2016 - Sortimente
Nicole Ritter
Artikelbild Gesund ins Leben
Bildquelle: Shutteter Stock

Hersteller von Babynahrung haben nicht nur Säuglinge als Zielgruppe im Auge. In jüngster Zeit erweitern sie ihr Sortiment mehr und mehr für Kleinkinder im Alter von 1 bis 3 Jahren. Die Marktforscher von Nielsen beobachten die Entwicklung sehr genau und stellen fest: Kleinkinder-Lebensmittel bescheren hohe Wachstumsraten.

Für 1- bis 3-Jährige sind im Handel Milchnahrung und sogenannte Glaskost erhältlich. Zu den Beikostprodukten zählt das Marktforschungsunternehmen unter anderem Glaskost, Fertigmenüs, Fruchtriegel, Früchte im Beutel, süße Mahlzeiten, Desserts und Getränke. Unter Milchnahrung fasst Nielsen Milchpulver für Säuglinge und Kleinkinder sowie spezielle Produkte bei Allergien sowie verdauungsregulierende Produkte zusammen.

Beikost
Beikost hat in der MAT-Betrachtung (Nielsen Market Track, LEH+DM, MAT 2015/2016 bis KW 18 o. KW 53) einen Gesamtumsatz von rund 429 Mio. Euro erwirtschaftet, was einem Umsatzplus von mehr als 5 Prozent entspricht. Davon entfallen mittlerweile rund 98 Mio. Euro und damit fast ein Viertel des Gesamtumsatzes auf Früchte. „Der Bereich Früchte zeigt im Unterschied zum noch stärksten Bereich der Menüs eine erhebliche Wachstumsdynamik (mehr als +25 Prozent) und treibt damit das Gesamtwachstum der Beikost weiter an“, berichtet Sebastian Richter, Experte im Bereich Kleinkindnahrung bei Nielsen Deutschland. Das Gros dieser Entwicklung sei dabei vor allem auf die Früchtezubereitungen in wiederverschließbaren Beuteln („Quetschbeuteln“) zurückzuführen. Sie alleine erzielen mittlerweile rund 57 Mio. Euro Umsatz. „Damit greift ein starker Convenience-Trend, der in anderen Ländern bereits längst angekommen ist, auch auf Deutschland über“, so der Marktforscher . Dementsprechend verzeichnen auch andere eher convenience-lastige Teilbereiche nennenswerte Mengenzuwächse, wie etwa Snacks (13,4 Mio. Euro; über +20 Prozent) oder Riegel (18,5 Mio. Euro; über +16 Prozent).

Was Eltern über Kindernahrung denken

Die Mintel- Marktforschung hat im vergangenen Jahr 459 Internet- Nutzern, die älter als 16 Jahre alt sind, und Eltern von 0- bis 4-jährigen Kindern online zum Thema Babyund Kleinkindernahrung befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass Eltern bei BabyundKleinkindnahrung Wert auf die Qualität legen. Gesundheitliche Aspekte wie ausreichend Nährstoffe spielen genauso eineRolle wie frische Zutaten. Die Hälfte der Befragten stimmten der Aussage zu, dass sie Babyund Kleinkindnahrung zu Hause zubereiten, um Geld zu sparen. Fast genauso viele Mütter rund Väter würden mehr Geld für Baby- und Kleinkindnahrung ausgeben, wenn sie wüssten, dass die Zutaten frisch sind.

Kindermilch
Auch Milchnahrung für Kleinkinder (1 bis 3 Jahre) hat auf dem Markt weiter Fuß gefasst. Der jährliche Umsatz ist mehr als 2,5-mal so hoch wie vor 2 Jahren. Die Kaufmotive von Eltern für Kindermilch hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Verbraucherbefragung untersucht: Hier nannten die Eltern vor allem gesundheitliche Gründe einschließlich Allergievorbeugung, die bessere Verträglichkeit von Kindermilch im Vergleich zu Kuhmilch und bestimmte Inhaltsstoffe. Allerdings sei laut BfR nicht bekannt, ob die bessere Verträglichkeit auf Erfahrungen oder einer Annahme aufgrund von Werbeaussagen der Hersteller basiere.


Vier Meinungen: Welche Trends erkennen Sie bei der Kleinkinderernährung?

Michael Platz, Filial-Geschäftsführer Tegut, Marburg
In den vergangenen Jahren hat sich das Lebensmittelangebot speziell für Kleinkinder erheblich vergrößert. Eltern entscheiden sich bewusst für diese Produkte. Viele Eltern wissen zwar, dass ihr Kind frisches Obst und Gemüse essen soll, oft scheitert es aber an der Praktikabilität.Deshalb sind Smoothies oder Fruchtpürees für sie eine willkommene Alternative. Smoothies und Fruchtpürees sind verzehrfertig – das Schnippeln von Obst entfällt. Des Weiteren kaufen Eltern für ihre Kinder möglichst Produkte ohne Zusatzstoffe. Natürlichkeit spielt also auch für die Kleinen eine Rolle. Ich denke, dass sich die vegetarische und vegane Ernährung weiter durchsetzen wird, auch bei Kindern.

Benedikt Sütterlin, Geschäftsführer Hit Sütterlin, Aachen
Unser Ziel ist es, nachhaltige und frische Produkte für die ganze Familie anzubieten. Viele unserer Kunden mit kleinen Kindern sind gesundheitsbewusst, sie achten auf Bio, Frische und kochen selbst. Deshalb können wir uns mit der klassischen Baby- und Kindernahrung nicht profilieren. Wir erkennen einen Trend zur Individualisierung weg von der Marke hin zu kleinteiligen Nischenprodukten. So sind im Kindersortiment Produkte mit Couscous, Hirseund Quinoa im Kommen. Diese sprechen nicht nur Vegetarier und Veganer an, sondern auch andere Familien, die den Speiseplan ihres Kindes bereichern wollen. Darüber hinaus sind Convenience- Artikel wie Fruchtprodukte für den Direktverzehr beliebt.

Andrea Sperlich, Teamleiterin Drogerie SB-Warenhaus Globus, Köln
Man hört immer wieder, dass bei jungen Familien der Trend zum Selberkochen geht. Das können wir jedoch nicht bestätigen. Unsere Kunden sind eher convenience- orientiert, deshalb verkaufen wir z. B. Kinder-Fertigmenüs und Kindermilch sehr gut. Im Bereich Obst sind die Quetschbeutel sehr beliebt. Sie sind klein, praktisch für unterwegs und passen gut in die Handtasche. Das Gleiche gilt für Snackprodukte. Früher haben die Kinder ein Brötchen in die Hand bekommen, heute sind es Riegel. Dass Familien beim Kauf von Kindernahrung besonders markenbewusst sind, können wir nicht feststellen. Ob Marke oder Eigenmarke – die Entscheidung hängt in erster Linie vom Geldbeutel ab.

Frank Sauter, Geschäftsführer Hüter Einkaufszentrum, Wirges
Aufgrund rückläufiger Geburtenzahlen haben Hersteller von Babynahrung mit Kleinkinderprodukten einen neuen Markt erschlossen. Daz zählen auch Kleinkinder- Menüs. Diese laufen bei uns durchschnittlich. In unserer ländlich geprägten Region wird in den Familien anscheinend eher gekocht. Da Eltern das Ernährungsverhalten ihres Kindes prägen, ist es wichtig, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn mich eine Mutter oder ein Vater fragen würde, welche Produkte für eine vegane Ernährung ihres 2-jährigen Kindes geeignet sind, würde ich ihnen unbedingt von der rein pflanzlichen Kost abraten. Die Risiken für einen Nährstoffmangel sind einfach zu groß.

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