Discounter Penny testet „Wahre Preise“

Ab heute preist der Discounter für neun ausgewählte Produkte neben herkömmlichen Herstellungskosten auch die Auswirkungen auf die Umwelt ein. Mit der Aktionswoche solle das Bewusstsein der Verbraucher für Umweltbelastungen durch die Lebensmittelproduktion gesteigert werden.

Montag, 31. Juli 2023 -
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Penny testet „Wahre Preise“
Bildquelle: Penny

Durch die Kampagnenwoche in allen 2.150 Penny-Filialen kommt es zu Preissteigerungen von bis zu 94 Prozent, wie die Handelskette bekannt gab. Berechnet haben die derzeit unsichtbaren Umweltfolgekosten für fünf konventionelle und vier ökologisch erzeugte Eigenmarken-Produkte Wissenschaftler der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald. So kosten konventionell erzeugte Wiener Würstchen nun 6,01 Euro, statt 3,19 Euro und die 300-Gramm-Packung Maasdamer Käse aus konventioneller Erzeugung verteuert sich von 2,49 Euro auf 4,84 Euro. Die versteckten Kosten von 2,35 Euro setzen sich aus den über die Lieferkette anfallenden Auswirkungen der Faktoren Boden, Klima, Wasser und Gesundheit zusammen.

Deutlich niedriger fällt mit 5 Prozent der Preisaufschlag beim veganen Food For Future Schnitzel aus. Grund dafür seien die geringen Umweltbelastungen durch rein pflanzliche Produkte wie Umweltökonom Tobias Gaugler von der Technischen Hochschule Nürnberg erläutert. Deutlich höher sei er jedoch bei Milchprodukten und am höchsten bei Fleisch.

In den Berechnungen nicht inbegriffen sind versteckte positive Effekte (z.B. der Aufbau von Humus als CO2-Senken oder höhere Tierwohl-Maßnahmen), erläuterten die Wissenschaftler in einem Pressegespräch. Dies habe methodische Gründe. Auch wurde der Verpackungsprozess ausgeklammert, da sich Verpackungsprozesse ähnelten und vergleichsweise wenig ins Gewicht fielen.  

Die Mehreinnahmen durch das Experiment fließen in Projekte für den Klimaschutz und in den Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum, so der Discounter.

Penny möchte mit der Aktion trotz Inflationszeiten ein Zeichen setzen. So erläutert Penny-Manager Stefan Görgens: „Wir sehen, dass viele unserer Kunden unter den unverändert hohen Lebensmittelpreisen leiden. Dennoch müssen wir uns der unbequemen Botschaft stellen, dass die Preise unserer Lebensmittel, die entlang der Lieferkette anfallen, die Umweltfolgekosten nicht widerspiegeln.“

Der Discounter hat gemeinsam mit den wissenschaftlichen Partnern verschiedene Szenarien durchgespielt und Produkte und Mengenplanung so gewählt, dass keine zusätzlichen Lebensmittelverluste und Abschriften entstehen sollen. So haben die ausgewählten Aktionsprodukte lange Restlaufzeiten. Penny gehe von einem einstelligen Millionenbetrag aus, den die Aktion den Discounter an Umsatz kosten könne, sagt Penny-COO Stefan Görgens.

"Die wahren Kosten an der Ladenkasse zu verlangen, kann aus meiner Sicht langfristig nicht die Lösung sein. Lebensmittel dürfen nicht zu einem Luxusgut werden, sondern wir möchten mit dieser Studie auf das Thema aufmerksam machen und Erkenntnisse gewinnen, die uns weiter bringen", so Görgens. Erkenntnisse darüber, welche Lenkungswirkung wahre Kosten im Rahmen der Aktion haben, sollen in eine Studie einfließen, die Handlungsempfehlungen an Wirtschaft, Politik und Gesellschaft umfassen soll, so das Ziel. 

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