„Was wir tun, ist der einzige Weg, um international eine Chance zu haben gegen die US-amerikanische und asiatische Konkurrenz“, sagte Konzernchef Niklas Östberg bei der Vorstellung der Zahlen für das vierte Geschäftsquartal. „Wir sind deshalb eines der international führenden Unternehmen der Branche.“
Doch der weltweite Führungsanspruch und das damit verbundene Wachstum hat seinen Preis: Allein im vierten Quartal 2021 machte der Konzern einen bereinigten operativen Verlust von knapp 781 Millionen Euro vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Das war fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.
Dabei blieb die Nachfrage ungebrochen hoch: 775 Millionen Bestellungen verzeichnete Delivery Hero im letzten Geschäftsviertel - ebenfalls fast ein Drittel mehr als im gleichen Zeitraum 2020. Der Umsatz ohne Berücksichtigung von Gutscheineffekten stieg im Gesamtjahr 2021 konzernweit um 89 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro.
Mit Glovo übernimmt Delivery Hero einen Konkurrenten, der ebenfalls weltweit unterwegs, in Deutschland aber kaum bekannt ist. Längst konzentrieren sich die Berliner nicht mehr nur auf Restaurant-Lieferungen, sondern bringen auf Bestellung auch Supermarkt-Produkte nach Hause. In den meisten Regionen sei der Konzern zudem inzwischen auf dem Apothekenmarkt aktiv und liefere rezeptfreie Medikamente, betonte Östberg.
Asien bleibt für den Konzern der wichtigste Markt mit einem Umsatzanteil von fast der Hälfte im vierten Quartal. Auch in Europa bleibt Delivery Hero aktiv, hier aber vor allem in osteuropäischen Ländern.
Von seinem Deutschlandgeschäft hatte sich Delivery Hero im Jahr 2019 getrennt. Für wenige Monate versuchte der Konzern im vergangenen Jahr zwar erneut, mit seiner Marke Foodpanda Fuß zu fassen. Östberg beendete das Experiment im Herbst aber wieder. „Wir haben an anderen Orten bessere Investitionsmöglichkeiten gesehen und uns schnell umentschieden“, sagt Östberg. Allerdings hält Delivery Hero noch eine Beteiligung am Lieferdienst Gorillas.
Deutschland sei für das Unternehmen vor allem ein Versuchslabor. „Wir probieren in Berlin in kleinem Rahmen Dinge aus, die wir dann international exportieren“, so Östberg. Hier gehe das Unternehmen Fragen nach, wie etwa die Lieferzeit von zehn auf neun Minuten gedrückt werden könne oder wie Warenlager verkleinert werden und trotzdem mehr Produkte aufnehmen können.
An der Börse sorgten die aktuellen Zahlen und Ziele am Donnerstag für Ernüchterung. Die seit einiger Zeit stark unter Druck stehende Aktie gab weiter kräftig nach.