Deutscher Handelskongress in Berlin Präsent auf allen Kanälen

Ihre Anwesenheit beim Deutschen Handelskongress in Berlin mitten in der Endphase der Koalitionsverhandlungen war vielleicht das größte Statement von Bundeskanzlerin Angela Merkel: Sie nimmt den Handel ernst.

Sonja Plachetta
Artikelbild Präsent auf allen Kanälen
Gut besucht: Großes Interesse zeigten die Teilnehmer an den Vorträgen beim Deutschen Handelskongress, der in diesem Jahr unter dem Motto „Smart Retail – Kunden binden auf allen Kanälen“ stand.
Bildquelle: Joerg Sarbach

Inhaltlich konnte und wollte sie mit Hinweis auf die laufenden Gespräche mit der SPD nicht viel sagen. Sie stellte mehr Investitionen in die Infrastruktur in Aussicht und versicherte, dass es mit ihr weder Steuererhöhungen noch eine Vermögenssteuer geben werde. Zudem versprach sie: „Der starke Anstieg der EEG-Umlage muss massiv gebremst werden.“ Das dürfte Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands Deutschlands (HDE) gefreut haben, hatte er doch noch tags zuvor daran erinnert, dass die steigenden Ausgaben für Energie zulasten des Konsums gingen. In dieser Rede hatte er sich auch gegen den geplanten gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro ausgesprochen. Doch als Merkel die Händler darauf vorbereitete, dass dieser wohl kommen werde, weil die SPD ihn zur Bedingung für die Große Koalition gemacht habe, blieb Sanktjohanser stumm.

Hatte er sich etwa an den Ratschlag erinnert, den Dr. David Bosshart den Händlern bei der Vorstellung seiner zehn Thesen zur Zukunft des Handels gegeben hatte? Der Geschäftsführer des Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI) hatte appelliert: „Erwarten Sie möglichst viel von sich und möglichst wenig von der Politik, so werden Sie glücklicher leben.“

Passend zum Motto des Handelskongresses „Smart Retail – Kunden binden auf allen Kanälen“ lautete eine von Bossharts zentralen Thesen: „Omni-Channel ist der neue Standard für Wachstumslösungen.“ Das sei nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance für den Handel. Denn beim Online-Handel komme der Händler schneller an die Daten der Kunden als im stationären Geschäft. Und Daten sind laut Bosshart in Zukunft wichtiger als Geld: „Wer Zugang zu besseren Daten hat und weiß, wie man damit umgeht, wird gewinnen.“ Amazon mache dies derzeit vor.

Der Erfolg eines Handelsunternehmens wird nach Ansicht des GDI-Geschäftsführers auch davon abhängen, wer über die besseren Technologien verfügt. Niemand dürfe die Augen davor verschließen, dass künftig Massenintelligenz die menschliche Intelligenz schlagen werde. Im Laden dürfe die Technik aber nur ein stiller Helfer sein. Dort gehe es in Zukunft vor allem darum, dem gestressten und von Informationen überreizten Konsumenten Ruhe und Orientierung zu bieten.

Fotos: Joerg Sarbach

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Bild öffnen Gut besucht: Großes Interesse zeigten die Teilnehmer an den Vorträgen beim Deutschen Handelskongress, der in diesem Jahr unter dem Motto „Smart Retail – Kunden binden auf allen Kanälen“ stand.
Bild öffnen Stippvisite: Bundeskanzlerin Angela Merkel kam trotz laufender Koalitionsverhandlungen kurz zum Handelskongress. Sie versprach, sich für mehr Tarifverträge im Einzelhandel einzusetzen, denn „zu viele weiße Flecken ohne Tarifverträge sind nicht gut“.
Bild öffnen Weg in die Zukunft: Wer künftig Erfolg im Handel haben will, braucht eine Omni-Channel-Lösung, war eine der zentralen Thesen von Dr. David Bosshart, dem Geschäftsführer des Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Instituts.
Bild öffnen Netzwerker: Beim Business Speed Dating konnten die Teilnehmer innerhalb von 45 Minuten zehn neue Kontakte knüpfen.
Bild öffnen Geehrt: Der deutsche Handelspreis ging an das Musikhaus Thomann. Inhaber Hans Thomann (r.) nahm den Preis entgegen. Mit dem Lifetime-Award wurde Thomas Busch vom Herrenausstatter Walbusch ausgezeichnet. Zum Gesicht des Handels 2013 kürte die Jury Penelope Wasylyk von Galeria Kaufhof in Stuttgart.
Bild öffnen Sportlich: Beim Rundgang über die Retail World unterstützte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth (r.) Moderatorin Dunja Hayali bei ihrer Showeinlage. HDE-Präsident Josef Sanktjohanser (m.) sowie Christine Hasebrink und Dr. Sven Oleownik von Deloitte hatten ihre Freude daran.
Bild öffnen Ständchen: Sternekoch Kolja Kleeberg überraschte bei der Verleihung der deutschen Handelspreise mit einer musikalischen Einlage.

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