Gesnackt wird mehr als je zuvor, der Pandemie sei Dank. Welche Trends dominieren im Süßwaren- und Snackbereich derzeit?
Anne Schumacher: Generell sind weiterhin gesunde Lebensmittel auf pflanzlicher Basis im Trend, die authentisch schmecken und über eine minimalistische Zutatenliste verfügen sollen. Süßwaren und Snacks sollen nicht mehr allein mit exotischen Geschmackskombinationen und fruchtigen Aromen überraschen, sondern als zuckerreduzierte oder rein pflanzliche Varianten den aktiven und bewussten Lebensstil unterstützen.
Was sagt die Marktforschung dazu?
Besonders erkennbar ist der Trend hin zu Produkten mit gesundheitlichem Zusatznutzen. Dies bestätigt auch unser Partner Innova Market Insights, der eine wachsende Anzahl von Produktneueinführungen mit gesundheitlichem Nutzen in seinen Datenbanken verzeichnet. Antioxidantien und die potenziellen Vorteile für die Immungesundheit, etwa in dunkler Schokolade und in Superfruits wie Granatapfel oder Goji-Beeren sowie vermeintlich gesunde Riegel mit Sprossen und Honig, sind auf dem Vormarsch.
Was bedeutet diese Entwicklung für die Innovationen?
Parallel dazu treibt die Popularität pflanzenbasierter Produkte und Inhaltsstoffe die Innovationen der Süßwaren- und Snackhersteller an. Daraus ergibt sich auch kreativer Spielraum für neue Wege in der Anreicherung mit Ballaststoffen. Zutaten wie Fruchtpulver, Nüsse und Vitamine, aber auch botanische Extrakte, funktionelle Ballaststoffe oder Proteinkonzentrate auf Basis von Hülsenfrüchten kommen hier zum Einsatz.
Gibt es eine Hinwendung zu mehr Natur bei den Produkten?
Vor diesem Hintergrund läuft die Entwicklung neuer Süßwaren und Snacks im Bereich des Clean Labelling auf Hochtouren. Damit geht auch die Rückkehr zur traditionellen und natürlichen Lebensmittelherstellung ohne Gentechnik einher. Naturbelassene Süßwaren und Snacks haben dabei oft den Vorzug gegenüber stark verarbeiteten Lebensmitteln, in denen künstliche Inhaltsstoffe enthalten sind. Zur kommenden ISM erwarten wir, dass Produkte mit Kennzeichnung „Ohne Zusatzstoffe“, „Bio“, „Natürlich“/„Naturbelassen“ oder „Gentechnikfrei“ daher deutlich zunehmen werden.
Was berichten Ihre Aussteller bzw. Partnerunternehmen über das weltweite Geschäft?
Insgesamt hat sich der Warenverkehr seit Beginn der Pandemie wieder etwas stabilisiert. Die Hersteller, deren Produktvertrieb vor allem über den Lebensmitteleinzelhandel funktioniert, waren insgesamt von der Pandemie weniger stark betroffen als beispielsweise Spezialgeschäfte in 1-a-Stadtlagen. Insgesamt melden die Aussteller aber eine zunehmende Stabilität, auch wenn einige Märkte nach den pandemiebedingten Absatzrückgängen im Exportgeschäft noch nicht wieder das Niveau von vor Covid-19 erreicht haben. Bei den deutschen Süßwarenherstellern ist immerhin die Nachfrage aus den USA und Asien wieder kontinuierlich angestiegen und gibt Zuversicht.
Wie hat sich der Bereich Logistik in den letzten Monaten verändert?
Probleme im Warenverkehr gibt es weiterhin in der internationalen Logistik aufgrund von unzureichenden Frachtkapazitäten auf der Straße und der Schiene wie auch auf Containerschiffen. Container für den internationalen Transport sind beispielsweise immer noch Mangelware. Dies hat natürlich gewaltigen Einfluss auf die Im- und Exporte.
Sind die gestiegenen Rohstoffpreise – und die damit verbundenen möglichen Preissteigerungen – für die Unternehmen ein Thema?
Definitiv. Die deutliche Steigerung von Rohstoffpreisen und auch der Kosten für Energie, Logistik und Verpackungsmaterialien stellt die Hersteller von Süßwaren und Knabberartikeln neben der anhaltenden Pandemie vor neue Herausforderungen. Ausstellende Unternehmen berichten uns, dass besonders die Preiserhöhungen beim Einkauf wichtiger Rohstoffe wie Weizen, Soja und Zucker, Milchpulver oder Nüsse ein zentrales Thema seien.