Pilotprojekte Wenn Drohnen die Nudeln bringen

In vielen ländlichen Regionen ist es wegen der Schließung vieler Geschäfte aufwendiger geworden, an Lebensmittel zu kommen. Sind für solche Regionen Lieferdrohnen eine Lösung? In zwei von Bundesministerien unterstützten Projekten soll das jetzt erforscht werden. Experten sind skeptisch.

Freitag, 06. Oktober 2023 - Handel
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Wenn Drohnen die Nudeln bringen
Bildquelle: Wingcopter

Mitten auf einer grünen Wiese im hessischen Odenwald steht eine Drohne. Plötzlich steigt sie senkrecht in die Höhe und saust davon – sozusagen um einkaufen zu gehen. „DrolEx“ heißt das Projekt: „Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung“, denn Lastenräder spielen hierbei eine wichtige Rolle. Mit ihnen werden die im Internet bestellten Waren im Supermarkt abgeholt und zur Drohne gebracht. Für die Kunden heißt der Service „Liefermichel“. Transportiert werden können in einem Karton bis zu 4,5 Kilogramm, allerdings keine kühlpflichtigen Produkte wie Milch oder Eis. Am Landeplatz holt ein Fahrer mit einem weiteren Lastenrad den Karton ab und bringt ihn an die Haustür des Bestellers.

Drei Ortsteile rund um Michelstadt können beliefert werden. Die Drohnen fliegen auf festgelegten Routen und werden über Mobilfunk auf Monitoren überwacht. Beteiligt an dem Projekt sind unter anderem die Frankfurt University of Applied Sciences, der Drohnenhersteller Wingcopter, der Lebenmittelhändler Rewe und das Telekommunikationsunternehmen Vodafone. Das Pilotprojekt soll bis zum 20. Dezember laufen, dann sollen die Daten ausgewertet werden. Unterstützt wird das Projekt vom Bundesverkehrsministerium. Für die Kunden ist der Lieferservice in der Pilotphase kostenlos.

Ein ähnliches Projekt unter dem Titel „Stadt-Land-Drohne“ steht im brandenburgischen Wusterhausen nordwestlich von Berlin in den Startlöchern. Auch dort soll erprobt werden, ob Transportdrohnen Bürger in abgelegenen Ortsteilen mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs versorgen können. In Wusterhausen sollen die ersten Lieferdrohnen ab dem Frühjahr 2024 fliegen. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Der Wissenschaftler Winfried Eberhardt forscht zum Themenfeld Lebensverhältnisse und Nahversorgung in ländlichen Räumen und verfolgt die Projekte mit großem Interesse. Eberhardt arbeitet am Thünen-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig – und hat viele Fragen: „Wie hoch sind die Lieferkosten? Ist so ein Liefernetzwerk wirtschaftlich?“, fragt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Auch technische Fragen wie Reichweite und Einsatzmöglichkeiten bei ungünstiger Witterung müssten geklärt werden. „Die Transportbox hat außerdem nur eine begrenzte Kapazität, was keinesfalls dem Großeinkauf eines Haushalts entspricht“, gibt Eberhardt zu bedenken.

Auch Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung ist skeptisch, ob Drohnen eine Nahversorgung im ländlichen Raum in großem Stil sicherstellen können. Solch ein Drohnen-Lieferservice sei extrem aufwendig und „im Massenmarkt nicht zu refinanzieren“, sagte der Handelsexperte. Solche Services würden nur angenommen, wenn sie subventioniert würden. Für eine Drohnenlieferung als Premiumservice sehe er einen Markt – aber nicht zum Null-Tarif. So könne eine Drohne etwa Medikamente schnell und kontaktlos liefern.

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