„Im Jahr 2022 fielen allein 33 Millionen Euro Kosten an, die wir nicht eingeplant hatten. Die Hälfte davon machten die Transport- und Frachtkosten aus.“ Viele LKW-Fahrer aus der Ukraine standen für den Transport saisonaler Produkte nicht zur Verfügung, so dass der Transport anderweitig teuer eingekauft werden musste. Hinzu kam: Materialknappheit und die extrem gestiegenen Kosten unter anderem für Energie sowie die hohe Inflationsrate und Kaufzurückhaltung der Verbraucher zwangen auch Landgard zum Handeln. „Es gab nur einen Weg: Preise rauf, Kosten runter“, nannte Carsten Bönig die Strategie. So dienten und dienen allein knapp 400 Maßnahmen dazu, den Energieverbrauch in der Unternehmensgruppe zu reduzieren. Die Preisverhandlungsrunden konnten allerdings nicht alle umgesetzt werden. Unter anderem konnte der Logistik-Bereich die Preissteigerungen nicht in voller Höhe an den Handel weitergegeben.
Trotz widriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist der Umsatz der Landgard-Gruppe „nur leicht“ auf 2,192 Milliarden Euro gesunken (-5,1 Prozent). Es konnte ein positives Ergebnis vor Steuern (EBT) in Höhe von 4,1 Millionen Euro (Vorjahr: 12,5 Millionen Euro) erzielt werden. Carsten Bönig: „Wir hatten uns etwas anderes vorgestellt. Der Planwert für das EBT von rund 12 Millionen wurde um rund 8 Millionen Euro verfehlt.“ Auch der Rohertrag und die Rohertragsquote gingen um rund 10 Prozent zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank korrelierend nach 14,6 Millionen Euro im Vorjahr auf 7,9 Millionen Euro im Jahr 2022. Ein Blick auf die Geschäftsbereiche: Auf Blumen & Pflanzen entfielen 1,408 Milliarden Euro des Gesamtumsatzes (-4,4 Prozent) und auf Obst & Gemüse 628 Millionen Euro (-16 Prozent). Die sonstigen Unternehmensbereiche machten 157 Millionen Euro aus. Dass es die Bio-Branche im vergangenen Jahr insgesamt schwer hatte, bekam auch die Landgard-Gruppe zu spüren. In diesem Bereich erwirtschaftete der Gesamtkonzern in 2022 einen Umsatz von 40 Millionen Euro (-11,3 Prozent).
Gedanken macht sich der Konzern auch um den Klimawandel und die weiter hohen Energiekosten, die sich zum Teil auf die Anbaumethoden und die Auswahl der Kulturen auswirken werden. Und der gestiegene Mindestlohn stellt die Produzenten zusätzlich vor enorme Herausforderungen. Landgard möchte zudem das Thema Regionalität weiter vorantreiben. „Wir sprechen diesbezüglich mit anderen Genossenschaften“, sagt Bert Schmitz, Aufsichtsratsvorsitzenden der Landgard eG, ohne bereits Details nennen zu wollen. Und er appelliert er an den Handel: „Der Handel muss regionale Produkte vermarkten zu Preisen, die Erzeuger brauchen.“
Ein Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr: „Wir gehen von einem anspruchsvollen Geschäftsjahr 2023 aus und planen ein EBITDA von 35 Millionen Euro sowie ein EBT von 5,5 Millionen Euro zu erzielen“, ist Dirk Bader zuversichtlich. Künftig wird sich bei Landgard in vielerlei Hinsicht wohl einiges ändern, sieht man doch die Notwendigkeit für eine neue Konzernstrategie, die sämtliche Geschäftsfelder wie Obst & Gemüse, Pflanzen, Logistik, Personal und IT, umfassen soll.