Einweg-Flaschen DUH kritisiert Schwarz-Gruppe

Der Discounters Lidl wirbt derzeit mit der angeblichen Umweltfreundlichkeit seiner Einweg-Flaschen aus Plastik. Grundlage der Werbeaktion ist eine Ökobilanzstudie, die der Discounter beim Ifeu-Institut in Auftrag gegeben hat. Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe (Foto) übt scharfe Kritik.

Mittwoch, 26. April 2023 - Handel
Tobias Dünnebacke
Artikelbild DUH kritisiert Schwarz-Gruppe

Nach Einschätzung des Umwelt- und Verbraucherverbandes werden bei der Kampagne „Äpfel mit Birnen“ verglichen. Lidl vergleiche sein eigenes spezifisches Einwegplastik-System nicht mit dem eines spezifischen Mehrweg-Abfüllers, sondern stelle diesem Marktdurchschnittsdaten von Mehrweg gegenüber. Dabei werden für das Lidl-System neue technische Daten aus dem Jahr 2021/22 und für Mehrweg Zahlen verwendet, die teils vor mehr als zehn Jahren erhoben worden sind. Darüber hinaus verschweige der Discounter in seinen Werbespots und auf Plakaten, dass die 0,5-Liter-Lidl-Einweg-Plastikflasche aus 100-Prozent-Recyclingmaterial ökobilanziell schlechter als Mehrweg abgeschnitten hat.

„Wir warnen Verbraucherinnen und Verbraucher davor, auf die Werbekampagne von Lidl hereinzufallen. Wir fordern Günther Jauch auf, sich von dieser Einwegplastik-Kampagne zu distanzieren. Wenn sein Engagement auf Fehlinformationen beruht, bieten wir ihm ein Gespräch an. Von Umweltministerin Steffi Lemke fordern wir angesichts dieses erneuten Angriffs eines Discounters auf das umweltfreundliche deutsche Mehrwegsystem, sofort die im Koalitionsvertrag vereinbarte Förderung von Mehrweg umzusetzen. Der geeignete Weg ist die Einführung einer Abgabe von 20 Cent auf Einweg-Plastikflaschen zusätzlich zum Pfand“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Laut DUH ist ein echter Kreislauf bei Einweg-PET nicht möglich. „Tatsächlich gibt es bei jedem Recyclingvorgang einen Materialschwund zwischen zwei bis fünf Prozent – also Plastik, das verlorengeht und aus anderen Quellen ersetzt werden muss", heißt es in einer Mitteilung. „Um das beim Recycling verloren gegangene Material wieder aufzufüllen, bedient sich Lidl bei anderen Marktakteuren und bezieht von ihnen alte Einweg-Plastikflaschen. Diese Unternehmen müssen das Material dadurch anderweitig ersetzen. In der Regel greifen sie dazu auf fossil basiertes Neuplastik zurück. Der angebliche 100-Prozent-Recyclingkreislauf von Lidl wird so zur Farce“, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.

Bereits im Juni 2022 gab es einen Streit zwischen der DUH und der Neckarsulmer Handelskette um die Einweg-Ausrichtung von Lidl und Kaufland. Damals erklärte der Händler gegenüber dem SWR: Über 97 Prozent aller mit Pfand belegten PET-Einwegflaschen würden werkstofflich recycelt. Der gesamte Kreislauf liege in einer Hand, heißt: Das Sammeln, Recyceln, die Herstellung neuer Flaschen, deren Befüllung und den Vertrieb übernehme die Schwarz Gruppe selbst. Auch Flaschen von Kaufland, ebenso zur Schwarz Gruppe gehörend, seien in das System integriert. Die Schwarz Gruppe sei damit das erste Unternehmen, das sämtliche Schritte des sogenannten bottle-to-bottle-Recyclings unternehmensintern umsetzt. Zudem sei das Recycling von PET-Flaschen ein Musterbeispiel für funktionierende Wertstoffkreisläufe, sodass „größere Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen erreicht und CO2 eingespart werden kann“, so die Handels-Gruppe in einer Reaktion auf Kritik der DUH.

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