Stammtisch Richrath Herzensangelegenheit

Das erste Mal seit der Corona-Pandemie hatten die Brüder Lutz und Peter Richrath (Bild v.l.n.r.) ihre Erzeuger zum Stammtisch nach Köln geladen. Lutz Richrath im Gespräch über das Thema der regionalen Erzeuger.

Dienstag, 24. Mai 2022 - Fleisch
Jens Hertling
Artikelbild Herzensangelegenheit
Bildquelle: Michael Pröck

Was war der Anlass des Treffens?
Lutz Richrath:
Der Anlass war der jährliche Stammtisch mit unseren Erzeugern aus der Region. Wir finden uns sonst regelmäßig zusammen, aber durch die Pandemie mussten wir zwei Jahre aussetzen.

Was heißt für Sie regional?
Wir ziehen von unserer Zentrale in Bergheim einen Radius von 60 Kilometern. Wir machen das mit unserem Slogan „Wir aus der Region – kurze Wege, langer Genuss“ in der Tat schon seit über 15 Jahren und mit weiter steigender Tendenz.

Welche Bedeutung hat die Direktvermarktung für den Handel?
Für uns selbstständige Händler ist der Aufbau einer regionalen Vermarktungsschiene eine Herzensangelegenheit. Wir erleben in der Branche leider oft, dass viel über Tierwohl und Regionalität gesprochen wird, es dann aber nicht umgesetzt wird. Es ist mir sehr wichtig, dass das Geld auch beim Landwirt ankommt. Alles – von der Zucht über die Aufzucht, Mast, Transport bis hin zur Schlachtung – muss ein geschlossener Kreislauf werden. Das ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Darum ist der Aufbau einer regionalen Vermarktungsschiene ein längerer Prozess, der nicht von heute auf morgen entstehen kann.

Mit Regionalität werben viele. Das sehen Sie kritisch?
Einige schlachten den Begriff Regionalität gnadenlos aus. Das ist keine gelebte Regionalität, das ist einfach nur Marketing.

Wie groß ist der Anteil des Fleischs aus der Region, das Sie verkaufen?
Wir haben das Schweinefleisch von Willi Steffens ausschließlich an der Bedienungstheke. Seit Januar 2021 haben wir den Kreislauf geschlossen – alle Wurstprodukte, die in der Theke liegen, werden ebenfalls vom Strohschwein hergestellt. Wir haben auch die Menge deutlich hochgefahren – wir benötigen 400 Schweine die Woche. Das Rindfleisch an der Theke kommt zu 90 Prozent von der Familie Mager.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit dem Landwirt direkt?
Das Geschäftsmodell funktioniert nur dann, wenn die Zusammenarbeit für alle drei Parteien – Erzeuger, Verarbeiter und Verkäufer – rentabel ist. Deshalb habe ich mich früh mit meinen Partnern zusammengesetzt. Der Landwirt und Rinderhalter Ralf Mager hat mir klargemacht, welchen Erlös er benötigt, damit sich der höhere Aufwand für die Haltung rechnet.

Was macht den gesamten Prozess denn so schwierig?
Es ist ein schmaler Grat, die Preiskalkulation so zu führen, dass die Elastizität und Geduld beim Kunden nicht reißt.

Wie geht es weiter mit Ihrem traditionellen Stammtisch?
Wir werden uns jetzt wieder regelmäßig treffen. Ich halte den Austausch mit unseren Erzeugern für eine wichtige Angelegenheit.

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