Schweinezucht Reizthema Kastration - Interview mit Martin Kreutzmann - „Die Fleischqualität steigt“

Der 1. Januar 2019 ist ein entscheidendes Datum. Ab dann dürfen Landwirte Ferkel nicht mehr betäubungslos kastrieren. Das wirft in der Praxis Probleme auf: bei Landwirten, Schlachtunternehmen und dem Einzelhandel. Wir erklären den Hintergrund.

Donnerstag, 09. August 2018 - Fleisch
Michaela Hennecke
Artikelbild Reizthema Kastration - Interview mit Martin Kreutzmann - „Die Fleischqualität steigt“
Bildquelle: Michaela Hennecke, Vion
Interview mit Martin Kreutzmann - „Die Fleischqualität steigt“

Die Immunokastration hat in Deutschland den Markt noch nicht durchdrungen. Martin Kreutzmann, Marketing und Technical Manager Business Unit Swine bei Zoetis Deutschland, spricht über die Impfung.

Welche Vorteile hat die Improvac-Impfung gegenüber der Ebermast oder der Kastration mit Betäubung?
Martin Kreutzmann: Gegenüber der Ebermast sehe ich den Hauptvorteil in einer besseren Verarbeitungsqualität des Fleischs geimpfter Tiere. Zudem wird geruchsbelastetes Fleisch genauso effektiv verhindert wie bei der chirurgischen Kastration. Gegenüber einer Kastration mit Vollnarkose ist die Impfung für den Landwirt deutlich wirtschaftlicher.

Welche Nachteile hat die Improvac-Impfung?
Nachteile gegenüber der Kastration mit Betäubung sehe ich keine.

Viele Schlachtbetriebe nehmen kein Fleisch von immunokastrierten Tieren ab. Warum ist das so?
Aufgrund unserer jahrzehntelangen positiven Erfahrungen fällt eine Erklärung nicht leicht. Ich denke, dass vor einigen Jahren keine ausreichende Akzeptanz im deutschen Markt gegeben war.

Wie können diese Unternehmen doch überzeugt werden?
Die Stimmung hat sich grundlegend gewandelt. Führende Lebensmitteleinzelhändler akzeptieren die Impfung. Ich glaube, dass am Ende die gute Fleischqualität in Verbindung mit dem Fortschritt im Tierschutz den Ausschlag geben wird. Die Impfung wird auch als eine gute Alternative von führenden Tierschutzorganisationen befürwortet.

Außerdem geht es ja auch um den Export. Hier verweise ich zum Beispiel auf Brasilien, einen der Hauptexporteure von Schweinefleisch. Brasilien liefert Fleisch von geimpften Tieren seit Jahren in die, auch für Deutschland, wichtigen Märkte.

Wer darf die Improvac- Impfung anwenden?
Die Impfung darf nach einer Schulung von jedem angewendet werden, also auch von Landwirten.

Weiß der Verbraucher überhaupt, dass es eine solche Impfung gibt?
Der Endverbraucher weiß in der Regel weder, dass es die Impfung gegen Ebergeruch gibt, noch dass Schweine ohne Betäubung kastriert werden.

Haben Sie Angst vor Verbraucherreaktionen?
Nein. Die Impfung wird bereits seit mehr als 20 Jahren weltweit eingesetzt. In keinem Land hat es je negative Reaktionen gegeben. Zudem glauben wir, dass für die Akzeptanz beim Verbraucher die Meinung wichtiger NGOs, zum Beispiel Tier- und Verbraucherschutzorganisationen, entscheidend sein wird. Diese sehen, wie schon gesagt, die Impfung als gute Alternative zur betäubungslosen Kastration an.

Verteuern die Impfkosten die Aufzucht des Schweins signifikant?
Nein. Die Tiere verwerten zum Beispiel das Futter besser. Die Vorteile gleichen die Impfkosten aus – in vielen Fällen entsteht sogar ein zusätzlicher Gewinn für den Landwirt. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass die verbesserte Futterverwertung automatisch zu einer geringeren Güllemenge und zu weniger CO2 Emissionen führt.

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