LP-Roundtable Süßwaren Was kommt nach dem Boom?

Der Lebensmittelhandel hatte ein bombastisches Jahr, gerade zuletzt, als alle anderen Handelsformate geschlossen waren und sich die Kunden nur dort versorgen konnten. Doch wie geht es jetzt weiter, welche Veränderungen wie der gestiegene Onlinehandel müssen dauerhaft angerechnet werden – und wie kann das gute Ergebnis des Jahres 2020 zumindest weiter gehalten werden. Was die Branche jetzt an Innovationen und Impulsen braucht – darüber sprachen die Teilnehmer des LP-Roundtables Süßwaren 2021.

Freitag, 16. April 2021 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Was kommt nach dem Boom?
Bildquelle: Getty Images, Lebensmittel Praxis

Wie wird die Welt nach Corona aussehen?
Perry Soldan: Diese Frage treibt uns derzeit am meisten um. Vor allem, weil wir nicht wissen, ob wir auf der Basis von 2019 planen sollen. Eigentlich sind Krisenzeiten gute Zeiten für Bonbons wie unser Em-Eukal, aber ob die gesamte Entwicklung bei Lebensmitteln ähnlich unberührt stark bleibt wie nach der Finanzkrise 2009 werden wir erst in den kommenden Monaten erfahren.
Joachim Mann:
Ich gehe nicht davon aus, dass wir zu den Ergebnissen von 2019 zurückkehren können. Ein Großteil des Konsum, der 2020 außer Haus nicht stattfinden konnte, wurde nach Hause verlagert. Diese Mehreinkäufe für Zuhause werden sich wieder zurück verlagern, aber mehr kann es ja nicht werden. Wann diese Bewegungen stattfinden, hängt von den Lockdown-Regelungen ab.
Michael Wilhelm:
Ich glaube, es wird eine andere Welt sein, in der wir agieren. Gerade in Sachen Online-Einkauf. Diejenigen Konsumenten, die sich bisher geweigert haben, online zu bestellen, mussten sich damit auseinandersetzen. Sie haben gelernt, dass es um Bequemlichkeit geht – auch bei Lebensmitteln. Diese Prozesse haben der Digitalisierung in Deutschland einen Schub verliehen, den es so bisher nicht gab.
Frank Gemmrig:
Warenverfügbarkeit und Vielfalt werden unsere Hauptaufgaben in den kommenden Monaten sein. Wenn die Kunden langsam wieder in gewohnter Weise in den Handel zurückkommen, erwarten sie Abwechslung und Angebote für eine längere Verweildauer im Laden.

Kann der Lebensmittelhandel so ein starkes Jahr überhaupt auch nur ansatzweise wiederholen?
Simon Avakian:
Wir sind selbstbewusst genug, um zu sagen, unsere Versorgungsleistung ist weiter gefordert. Gerade weil wir haben zeigen können, dass die Beschaffung von Mehl, Klopapier etc. reibungslos funktioniert hat. Wir konnten der Marktentwicklung teilweise sogar vorweg laufen. Das hat uns einen gewaltigen Vertrauenszuwachs bei den Verbrauchern vor Ort beschert. Das zweite Halbjahr 2021 wird sicherlich zögerlicher werden, aber wir sind uns sicher, dass wenn Impfungen sowie Testungen voranschreiten, wir auch unsere geplanten Marketingaktivitäten in den Märkten wieder aufnehmen können. Die Einkaufshäufigkeit wird sich eher nicht auf das vorherige Niveau zurückdrehen lassen; also müssen wir deutliche Impulse setzen.

Wie stehen die Süßwarenabteilungen denn derzeit da?
Simon Avakian:
Sehr gut, die Kategorie wuchs deutlich mehr als in den Vorjahren. Aber sie konnte trotzdem nicht mit der Entwicklung anderer Warengruppen mithalten.
Michael Seidl: Diese Entwicklung ist bei mir differenzierter; im Vergleich zum Plus im Gesamtmarkt lagen Zuckerwaren beispielsweise ein Drittel darunter. Im Bereich Schokolade und Snacks konnten wir aber 50 Prozent mehr umsetzen.
Benjamin Löding: Es kommt darauf an. Bei salzigen Snacks beispielsweise sehen wir einen noch höheren Uplift, einfach weil die Kunden zuhause sind und knabbern. In den Kassenzonen der verschiedenen Vertriebsschienen haben wir wegen der reduzierten Mobilität der Kunden durchaus Einbußen.
Sonja Lischka: Die Hoffnung der Süßwarenabteilungen ist die Öffnung der Fitness-Studios. Viele Menschen haben das Corona-Wamperl bekommen und sehen sich danach, sich wieder bewegen – und damit auch wieder mehr naschen – zu können.

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