Cavendish & Harvey Krise kompensiert

Bonbon- und Fruchtgummi-Hersteller Cavendish & Harvey leidet nicht unter dem Ausfall des Geschäfts bei Reisenden und startet mit neuen Fruchtsorten durch.

Freitag, 26. März 2021 - Süßwaren
Andrea Kurtz
Artikelbild Krise kompensiert
Bildquelle: Cavendish & Harvey

Drei Dinge habe er für 2021 im Fokus, sagt Frank Gemmrig, Geschäftsführer bei Cavendish & Harvey in Norderstedt – und diese entsprechen den Trends der Branche. So wollen die Bonbon-Spezialisten, die ihre Drops und Toffees ohnehin in Dose oder Glas verkaufen, weiter den Verpackungsmüll reduzieren und auf mehr zertifizierte Recyclingfähigkeit setzen. Schon jetzt sind alle Dosen- und Glasverpackungen der Cavendish-&-Harvey-Produkte zu 99 Prozent recycelbar: Die Gläser bestehen zu 60 Prozent aus recyceltem Glas, die Dosen werden aus bis zu 45 Prozent recycelten Materialien hergestellt.

Gleichzeitig kämen die Klassiker zurück, erläutert Gemmrig, der Kunde suche nach Nostalgie im Süßwaren‧regal. Gleichzeitig wachse der E-Commerce. Die Verkäufe im eigenen Online-Shop seien 2020 um rund 65 Prozent gewachsen.

Zweistellig gewachsen
Im Zeichen der Corona-Pandemie musste Cavendish & Harvey zwar Umsatzverluste von rund 10 Prozent hinnehmen, da die Impulskäufe stark rückläufig waren und Absatzkanäle teilweise schließen mussten beziehungsweise – wie der Reiseverkehr im Duty-free- und im Tankstellen-Geschäft – eingeschränkt waren. Dennoch legte das Unternehmen in Deutschland zweistellig zu und baute die Distribution im Lebensmitteleinzelhandel aus. Von rund 30 Millionen Euro Umsatz sprechen die Norderstedter. Das Sortiment wurde um die Karamellrange sowie die zuckerfreien Bonbons erweitert.
Auch in einzelnen internationalen Märkten wuchs das Unternehmen: in Asien, vor allem in China, Vietnam und Japan sowie in Russland haben die Bonbons ihre treue Fangemeinde; Malaysia und Thailand kamen als neue Märkte hinzu. Gerade in Asien rührte das Wachstum auch aus den starken Online-Plattformen.

Hohe Investitionen trotz Pandemie
2020 war trotz Corona-Krise ein Jahr der Investitionen in Mitarbeiter und Organisationsstruktur, unter anderem in Weiterbildungen, Nachwuchsförderung, Neueinstellungen, aber auch in neue Produktionsanlagen. Auch der Markenaufbau wurde nach vorn gepuscht: mit der verstärkten Social-Media-Präsenz zur Erreichung jüngerer Zielgruppen sowie mit den Produktinnovationen.

Cavendish-&-Harvey-Geschäftsführer Frank Gemmrig (Foto) spricht mit der LP über den spannenden Bonbon-Markt 2021 und über Nachhaltigkeit in Dosen.

Innovationen tun sich derzeit schwer, weil Kunden bei ihren raschen Einkäufen eher zu Klassikern greifen. Wie versuchen Sie trotzdem, ins Auge des Kunden zu fallen?
Frank Gemmrig: Wir sehen Cavendish & Harvey im Bonbon-Segment als bewährten Klassiker auf dem Markt. Schon immer sind wir durch unsere einzigartigen und nachhaltigen Verpackungen aufgefallen. Eine hohe gestützte Markenbekanntheit haben wir zwar insbesondere bei älteren Konsumenten, allerdings sind wir in Sachen Markenverjüngung momentan sehr aktiv.

Wie sprechen Sie gerade die junge Zielgruppe an?
Die jüngeren Zielgruppen sprechen wir unter anderem durch unser innovatives Neuprodukt, die „Double Fruit Drops“, mit ihrer einzigartig jungen und frischen Gestaltung an, die sich vom Design des bisherigen Sortiments klar abheben. Um mit den Double Fruit Drops ins Auge zu fallen, wird die Neuproduktkommunikation in den Märkten durch ein umfangreiches Maßnahmenpaket unterstützt. Dazu gehört unter anderem ein aufmerksamkeitsstarkes Display mit einem Gewinnspiel. Online setzen wir darüber hinaus auf eine reichweitenstarke Social-Media-Kampagne.

Wie lösen Sie in den Online-Kanälen Impulskäufe aus?
Insgesamt haben wir in den vergangenen Jahren unsere Online-Verfügbarkeiten verstärkt ausgebaut und durch unterstützende Maßnahmen die Abverkäufe aktiviert. Auch in den sozialen Netzwerken haben wir im Vergleich zu den Vorjahren mehr Fahrt aufgenommen. Unter anderem auf Instagram haben sich unsere Aktivitäten wesentlich verstärkt. Daraus resultiert bereits eine Steigerung der Online-Impulskäufe.

Kann das Online-Geschäft die Ausfälle im Travel Retail und bei den Tankstellen kompensieren?
Das wäre wirklich toll, allerdings können die Verluste im Travel Retail und Tankstellengeschäft nicht durch die Online-Umsätze innerhalb Deutschlands kompensiert werden. Wir sehen zwar ganz klar einen starken Anstieg des Online-Geschäfts für Süßwaren, aber der Umsatz dessen hat bei uns noch keine so prägende Bedeutung bekommen wie in anderen internationalen Märkten.

Wie werden Sie diesen Bereich künftig ausbauen?
Hier können wir uns beispielsweise China vor Augen führen: Das Konsumgüter-Online-Geschäft der Volksrepublik wird von verschiedenen Plattformen aus stark angetrieben. Auch wir sind hier mit Cavendish & Harvey sehr gut vertreten und haben in den letzten Jahren von vielen Learnings profitiert, die wir in anderen internationalen Märkten einsetzen. Zukunftsgerichtet setzen wir mit der Marke auch noch auf andere internationale, insbesondere asiatische E-Commerce-Kanäle, die ein großes Potenzial für die Expansion bieten.

Wie gehen Sie das Thema „zuckerreduziert“ an? Denken Sie auch über Produkte mit Zusatzstoffen (Vitamine beispielsweise) nach?
Für uns steht Cavendish & Harvey für bewussten Genuss. Schon seit vielen Jahren bieten wir in unserem umfassenden Bonbon-Sortiment auch Multi-Vitamin-Drops an. Darüber hinaus steht unseren Konsumenten auch eine große Auswahl an zuckerfreien Bonbons zur Verfügung, unsere Range reicht hier von Wild Berry Drops bis zu Mixed Fruit Drops.

Wir verfolgen permanent die Entwicklungen neuer Rohstoffe und Zuckeraustauschstoffe und arbeiten in unserem Entwicklungszentrum stetig an innovativen Produkten. Einige Zuckeralternativen gelten jedoch noch als „Novel Food“ und können derzeit noch nicht in unseren Produkten eingesetzt werden.

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