Fruit Logistica Früchte mit Abstammung

Die Herkunft von Obst und Gemüse wird bei der Vermarktung immer wichtiger. Damit versuchen die Produzenten auch, dem Preisverfall zu begegnen.

Dienstag, 07. September 2010 - Sortimente
Heidrun Mittler

„Einen solchen Preisverfall wie im vergangenen Jahr haben wir noch nicht erlebt.“ Stephan Schlick vom Cobana Fruchtring sprach auf der Fachmesse Fruit Logistica aus, was der Branche unter den Nägeln brennt. Das Dilemma: Die aggressiven Preissenkungen – vor allem seitens der Discounter – führen keineswegs zu mehr Absatz. Im Gegenteil, der Verbraucher verliert dadurch die Wertschätzung für das gesunde Sortiment Obst und Gemüse. Also hat niemand etwas davon, die Preise auf dem untersten Niveau zu fahren, argumentiert Schlick, weder der Handel, noch die Produzenten. Da manche Erzeuger zu den aktuellen Preisen nicht mehr liefern könnten, werden diese künftig lieber andere Kanäle statt des Lebensmittelhandels und andere Länder statt Deutschland bedienen – wieder ein Nachteil, dann auch für den Verbraucher, der sich derzeit über Schnäppchen freuen mag.

Durchweg enttäuscht ist die Fruchtbranche von der Politik: Die meisten Produzenten und Vermarkter hatten auf das Schulobst-Projekt gesetzt, das aber in seiner Realisierung den Plänen weit hinterher hinkt. Frei nach dem Motto: Alle finden es gut, aber keiner will es bezahlen. Erst weniger als die Hälfte der deutschen Bundesländer wendet das Gesetz zur EU-Verordnung an, alle übrigen streiten sich über die Ko-Finanzierung (Bund oder Länder?).

Bei der Fachmesse unter dem Berliner Funkturm konnte man in vielen Gesprächen erfahren, wie wichtig das Argument „Herkunft“ für Früchte ist bzw. künftig wird. Ein Apfel ist eben viel mehr als nur ein Apfel, wenn ersichtlich ist, woher er stammt, sprich: für welche Region er ein Aushängeschild ist. Immer mehr Gebiete und Länder eifern mit diesem Gedanken den Vorreitern nach, etwa den Südtirolern, die schon seit Jahren ihre „geschützte geograpfische Angabe g.g.A.“ in den Fokus ihrer Werbung stellen.

So gab die Kampagne „Äpfel aus Deutschland, genau dein Obst“ auf der Messe ihr Debüt. Ein Jahr nach dem Aus der CMA haben sich nun alle wichtigen, deutschen Erzeugerorganisationen zusammengetan und finanzieren ein Programm für ihre regionalen Äpfel. Gemeinsam ernten sie übrigens rund eine Million Tonnen des „Lieblingsobstes“. „Unsere Branche spricht mit einer Stimme“, kommentierte Karl Schmitz von der BVEO Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse, denn: „Handeln ist wichtiger als Lamentieren.“ Kleiner, aber bedeutender Unterschied: Heute zahlen die Erzeuger freiwillig, früher mussten sie Geld an die CMA abführen.

Auf einen Zugewinn an Image hoffen auch die Niederländer, die eine neue Marke im Handel positionieren wollen: „Obst & Gemüse.nl“, ein Herkunftslabel, initiiert vom Obst- und Gemüsebüro Holland. Wie Senior-Manager Auke Heins erläuterte, kann das Label auch für Fruchtgemüse genutzt werden, das in unserem Nachbarland hergestellt und bei uns als Handelsmarke verkauft wird.



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