Henry Lamotte Food Resilienz in Reinform: Immer lieferfähig bleiben

Dank gewachsener Lieferantenbeziehungen und Lagerkapazitäten hat Henry Lamotte keine Ausfälle verkraften müssen. Wie geht das?

Donnerstag, 26. Januar 2023 - Sortimente
Christina Steinhausen
Artikelbild Resilienz in Reinform: Immer lieferfähig bleiben
Bildquelle: Henry Lamotte Food

Mit hanseatischer Zurückhaltung hat sich das 1925 gegründete Unternehmen Henry Lamotte Food in Vollsortimenter und Discounter in Deutschland vorgekämpft. Dabei stehen auf dem Etikett diverser Produkte andere, denn die Bremer sind Lieferant für die globale Industrie, künftig aber verstärkt auch für den Handel selbst. Denn im Eigenmarken-Bereich des LEH sieht die Geschäftsführung Potenzial.

Henry Lamotte Food könnte ohne große Anstrengungen ganze Eigenmarken-Sortimente, etwa eine Asia-Welt, verkaufsfertig liefern. Denn schon heute machen die Bremer weit mehr als nur die Beschaffung, sie liefern Verpackung und sogar Konzepte, wie etwa zur Nachhaltigkeit, mit.

Davon, wie gestresst Einkäufer seit Corona sind, können sie ein Lied singen. Zur Sortimentspflege und der Weiterentwicklung von Warenbausteinen kämen nur noch wenige. An Ware zu kommen und die Verfügbarkeit zu gewährleisten, laste die Einkäufer voll aus. Corona, Transportprobleme auf den Weltmeeren, Logistik-Schwierigkeiten in den Häfen, der Mangel an Lkw-Fahrern, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, gestiegene Energiekosten. Alle haben seit über zwei Jahren große Herausforderungen zu meistern.

Zu alldem musste Henry Lamotte Food auch noch einen Cyberangriff verkraften. Doch zu Lieferausfällen kam es so gut wie nie. Wie kann das? Die Bremer arbeiten seit Jahrzehnten mit externen Lagerhaltern eng zusammen, sodass sie dank des Zugriffs auf sieben Lager - übrigens alle in der Nähe der großen Häfen - stets auf ansehnliche Pufferbestände zurückgreifen können. Das bedeutet natürlich viel Arbeit und einen erhöhten Liquiditätsbedarf, aber das versteht die Geschäftsführung als Kundenservice. Auch das eigene Labor in Bremen sowie die Zusammenarbeit mit diversen weiteren externen Laboren wird als Kundenbindungsinstrument gesehen.

Lieferfähigkeit ist prioritär
Als Tomaten 2022 wegen Dürren in Südeuropa und weil viele Landwirte wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ihre Flächen zum Anbau von Getreide nutzten, knapp und teuer wurden, konnte Henry Lamotte liefern. Die Bremer fokussieren sich auf langfristige Beziehungen, kurzfristige Spotgeschäfte finden nur sehr selten statt. Man baut immer auf Audits und Zertifizierungen durch unabhängige Dritte, etwa die Programme „Business Social Compliance Initiative“ und „Business Environmental Performance Initiative“ von Amfori.

Ziel sei es, dauerhaft tragfähige Strukturen zu schaffen, so Geschäftsführer Sebastian Drewes. Die internationale Lebensmittelwirtschaft habe in Sachen Nachhaltigkeit große Herausforderungen zu meistern. „Unser Anspruch ist es, einen Beitrag zu leisten, der sich an den Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung (UN Sustainable Development Goals) orientiert“, sagt Florian Friedemann, Head of Purchasing & Supply Chain.

Aktiv sind die Bremer in 80 Produktgruppen von Back- und Pizzawaren, Fisch, Fleisch, Feinkost, Fertiggerichte, über Mopro und Süßwaren bis hin zu Tierfutter. Bei Saaten, Trockenfrüchten und Würzsaucen können sie ganze Sortimente liefern. Ob Gemüse, Nährmittel, Obst, Hülsenfrüchte oder Pilze, ob in Glas, Dose, Standbodenbeutel, Sachez, Tetra Pak, Faltschachtel als TK-Ware oder Trockensortiment, in fast 100 Jahren wurde viel Erfahrung und Warenkenntnis aufgebaut.

Das zahlt sich gerade bei den Topsellern (Ananas, Mandarinen, Thunfisch, Sojasauce, Tomaten, Kokos) aus: Für Thunfischkonserven braucht man Öl, bis zu 30 Prozent, das war kriegsbedingt knapp, bei Henry Lamotte nicht. In ihren wichtigsten Beschaffungsmärkten (Thailand, Peru, Philippinen, Türkei, Italien, Spanien, China, Indien) kennen die Bremer ihre Lieferanten und die örtlichen Gegebenheiten (wie z. B. die zwei Ernteperioden in Peru) ganz genau. Und dank einer Eigenkapitalquote von über 40 Prozent haben sie auch die nötigen finanziellen Spielräume für eine resiliente Weiterentwicklung.

3 Fragen...

Joann Huifen Hu stammt aus Singapur. Sie hat dort und in Bremen Sozialwissenschaften studiert. Die 41-Jährige arbeitet seit 2019 für die Henry Lamotte Food GmbH, seit 2020 als Nachhaltigkeitsbeauftragte.

Was ist Ihr Ziel ?
Für unsere Kunden ein Partner sein, der ihnen hilft, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir beschaffen Produkte in den benötigten Mengen aus den entlegensten Winkeln der Welt und machen sie durch unsere eigene Verzollung und Qualitätssicherung marktfähig. Wir tragen die ökologische und soziale Verantwortung.

Wie zeigt sich das ?
Wir arbeiten nur mit Lieferanten zusammen, die durch Zertifikate, die von uns geforderten ökologischen und sozialen Standards nachweisen können. Durch regelmäßige persönliche Besuche auf den Feldern und in den Fabriken kennen wir die Produk-tions- und Arbeitsbedingungen und die Umwelteinflüsse genau.

Und dann ?
Die Produkte sind so, dass stetig mehr in Deutschland unter dem Naturland-Label verkauft werden könnten. Vor Ort wird nichts ausgeblendet oder beschönigt. Wir setzen auf direkten Kontakt, offene Kommunikation und eine gemeinsame Weiterentwicklung.

 Hier gibts weitere Infos zum CO2- Fußabdruck einer Ananas-Konserve von Henry Lamotte Food

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