Bio im Handel Der Markt schwächelt

Nach einem jahrelangen Hype auf dem Biomarkt, zuletzt während der Pandemie, verlangsamt sich das Wachstum. Aber Öle und Wurstwaren verzeichnen Zuwächse. Tiefkühlkost bricht ein.

Freitag, 15. Juli 2022, 15:17 Uhr
Silke Wartenberg
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Bildquelle: Peter Eilers

Die Lebensmittelpreise sind hoch – und da machen Bioprodukte keine Ausnahme. Unklar ist, wie sich der Markt weiter entwickelt. „Es ist aktuell nur schwer zu prognostizieren, wie sich die Einkaufs- und Endverbraucherpreise im Bio-Segment zukünftig entwickeln werden angesichts der sich überlagernden Krisen und deren Auswirkungen auf die Beschaffung“, erklärt Dennis Lange, Marketingleiter der Bio-Zentrale, gegenüber der Lebensmittel Praxis. „Wir sind aber der Auffassung, dass das Thema Bio angesichts der Jahrhundertthemen Nachhaltigkeit und Biodiversität langfristig weiter an Bedeutung gewinnen und der aktuelle Rückgang keine grundsätzliche Rückkehr zu konventioneller Landwirtschaft bedeuten wird. Unserer Auffassung nach kommt Bio immer mehr in der Mitte der Gesellschaft an. Wir erleben, dass die bewusste Ernährung einen neuen, höheren Stellenwert erhalten hat.“ Dies bestätigt auch Florian Reinartz, Chief Commercial Officer von Bonial. Der Betreiber der Kaufda- und Meinprospekt-App hat hierzu im Auftrag der Lebensmittel Praxis im Mai insgesamt 884 Kunden zu ihrem Einkaufsverhalten bezüglich Bio-Lebensmitteln befragt. Das Ergebnis: Rund zwei Drittel der Befragten (61 Prozent) kaufen „mindestens manchmal“ Bio-Lebensmittel. Und allein auf die Kategorien „(fast) immer“ bis „häufig“ entfallen 28 Prozent der Antworten.

Insgesamt ist in diesem Jahr laut Bio-Zentrale der Umsatz bis heute (Year to date) um gerade einmal 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Vorjahreszeitraum gab es ein Plus von 8,6 Prozent. Allerdings ging der Umsatz im Mai um mehr als 1,2 Prozent, der Absatz um rund 8 Prozent zurück.

Große Unterschiede
Die Kundschaft ist aktuell hin- und hergerissen: Bioprodukte haben weiterhin einen hohen Stellenwert. Gleichzeitig machen 42 Prozent Abstriche bei Nachhaltigkeit und Bio, wenn es um steigende Preise bei Lebensmitteln geht, so Florian Reinartz. Dies könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass momentan bei Bioprodukten eher zu Handels- und Eigenmarken gegriffen wird, die in der Regel günstiger sind als Herstellermarken mit der Zertifizierung von Demeter. Aber nicht alle Bio-Warenklassen folgen derzeit einem einheitlichen Trend – und es gibt Ausnahmen: So ging laut NielsenIQ der Umsatz im 1. Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahr bei Tiefkühlkost (minus 17,3 Prozent), Speiseeis (minus 10,3 Prozent) und Spirituosen (minus 27,9 Prozent) am deutlichsten zurück, während Fette und Öle mit einem Plus von 7,8 Prozent sowie Wurstwaren in der Selbstbedienungstheke sogar mit 18 Prozent zulegen konnten.